Adventskalender Adventskalender: Die kalte Versuchung aus dem Eiswerk

Brehna - Das Eis mit Nuss-Nougat-Geschmack ist glattgestrichen. „Dünn muss es sein und möglichst eben. Dann kann es funktionieren“, erklärt Thomas Berger. Der Brehnaer tüftelt in seinem Eiswerk an einer Seltenheit. Er will Eissterne herstellen. Nur wie?
Was einfach klingt, hat es in sich. Einfach mit der handelsüblichen Form ausstechen? Das funktioniert nicht. Das Eis klebt an der Form. Wird etwas Druck ausgeübt, schmilzt es. Der Glanz ist dahin. Berger schmunzelt. Die kniffligen Sachen mag der Mann, der sich 2011 mit dem Eiswerk beruflich auf Glatteis begab.
Der 36-Jährige war im Stahlbau/Stahlhandel unterwegs und suchte nach einer neuen Herausforderung. Da Speiseeis in jedweder Form immer gut ankommt, ließ er sich auf das Experiment ein. Berger stellt pro Jahr Tausende Liter Speiseeis her und beweist mit seinem Team immer wieder Kreativität.
Keine Ruhe im Eiswerk
Sternenstunden hat er einige erlebt. Zum Beispiel, als die Idee vom veganen Speiseeis aufging. Das Produkt aus Brehna wird in einschlägigen Läden vertrieben. Es kommt an, Nachschub ist immer gefragt. „Im Sommer natürlich mehr als im Winter“, sagt Berger geradeheraus. Wirklich Ruhe herrscht im Eiswerk allerdings nie.
#bigimge
Dort wird auch jetzt getüftelt. Nächstes Jahr soll das Eis für Hunde auf den Markt kommen. Die Verpackung ist bereits entworfen. Cold Dog soll eine kalte Versuchung für den Vierbeiner werden. „Du musst immer dran sein. Musst schauen, was andere machen und dich abheben.“
Thomas Berger spielt ganz bewusst den flachen Ball. Mit den großen Ketten kann er nicht konkurrieren. Die Nische ist der Platz, an dem er punkten kann. Speiseeis aus dem Eiswerk gibt es in Supermärkten der Region.
Geht nicht? „Gibt es nicht“
Es handelt sich nicht um ein industrielles Massenprodukt. Handarbeit ist die Dominante in der Manufaktur. Schoko, Vanille sind die Klassiker. Gurke kommt gut an. Auch 70-prozentiger Rum sorgt für den Geschmack. Geht nicht? „Gibt es nicht“, meint der Chef im Eiswerk und liefert die schwierigen Eissterne als Beleg: Je kälter das Eis, um so besser gelingen diese.
Doch sind sie nicht als Einzelexemplare für den Verkauf bestimmt. Da wäre der Aufwand doch zu groß. Aber dem Gastgeber einer Familienparty bescheren sie gewiss seine Sternstunde. Die bestellte Eisbombe ist fast fertig. Die Sterne aus Nuss-Nougat werden zur Krönung. Sie sind Dekoration, die nicht weniger lecker als die eigentliche Nachspeise schmeckt.
Wie alle Kreationen aus dem Eiswerk sind sie aber auch vergänglich. Es bleiben nicht mehr als Bilder, die an die süßen Versuchungen erinnern. Das unterscheidet den Eismacher von heute vom Stahlbauer von einst.
Trübsal ist dennoch nicht. Das Eiswerk läuft. Im Betriebsverkauf neben dem Spielplatz in Brehna-Thiemendorf sind die Kracher der Saison zu haben. Champagner, Jim Beam, Tonic und vielleicht auch einmal Glühwein. „Geht. Man muss sich nur trauen“, meint Berger und sticht munter weiter Eissterne aus. Der Kunde wartet. Der nächste ist am Telefon. „Der ist gerade in Finnland auf der Baustelle und möchte für das Fest eine Eisbombe haben. Wird gemacht.“ Eine weitere Sternstunde ist gesichert. Mit oder ohne Eisstern? „Alles wird auch nicht verraten. Der Kunde ist König“, erklärt der Eiswerker. (mz)
