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Abfallentsorgung  Abfallentsorgung : Nur noch zweite Wahl

Von christine krüger 08.03.2013, 18:57

Bitterfeld/MZ - Harald Rötschke, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH (MDSE), kann die Zeit einteilen in „vor 2011“ und in danach. Das liegt am nordsächsischen Abfallentsorger S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik, einem der Zulieferer der MDSE. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat jetzt gegen zwei Geschäftsführer des Unternehmens Anklage erhoben. Sie wirft ihnen vor, angeblich gefährliche Abfälle nicht stabilisiert und zudem falsch deklariert zu haben. Dieser Verdacht tauchte 2011 auf.

Drei Deponien in Bitterfeld

Zu den acht Deponien in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf denen in den vergangenen Jahren diese Abfälle eingebaut wurden, gehören auch drei der in Bitterfeld ansässigen Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungs GmbH (MDSE). Nachdem der Verdacht gegen S.D.R. Biotec im Raum stand, musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, es war weg vom Markt. Das hatte auch Auswirkungen auf die MDSE. Rund 100 000 Tonnen Material hat das Unternehmen in Bitterfeld pro Jahr von Biotec bezogen. Eine Größenordnung, die sich in der Sanierung der Deponien bemerkbar macht. Das sind pro Jahr immerhin eine Million Euro. In den letzten 13 Jahren hat die MDSE insgesamt rund 20 Millionen Tonnen unterschiedlichsten Deponieersatzbaustoffs zur Profilierung ihrer Deponien verbaut. Nur ein Teil davon kam aus Nordsachsen. „Wir brauchen das Material. Es ist sowieso da und für den Steuerzahler kostenfrei. Nur eine bestimmte Belastung darf es nicht überschreiten.“

Material zweiter Wahl

Jetzt werden stattdessen Bauschutt, Bodenaushub und geeigneten Schlacken verwendet. Damit lasse sich einigermaßen kostendeckend arbeiten, so der MDSE-Chef. „Aber das Material ist für unsere Zwecke eher zweite Wahl.“ Unter anderem, weil es mehr Regenwasser durchlaufen lässt. Der Skandal um Biotec hatte sofort, als der Verdacht aufkam, weiter reichende Folgen: „Von einem Tag auf den anderen sind für die Erzeuger die Preise für Abfall um hundert Prozent gestiegen“, sagt Rötschke. Eine Tonne koste heute 100 Euro. Das von Biotec angelieferte Material hat die MDSE verwendet, um Deponien stabil und wasserdicht zu machen und ihnen ein Profil zu geben. Als so genannter Deponieersatzbaustoff haben sich die vorgemischten Abfälle von der S.D.R. Biotec so gut wie kaum ein anderes Material geeignet, erklärt Rötschke. „Es geht hier nicht um Abfallbeseitigung, sondern um ein behandeltes Material zur Profilierung von Deponien.“

Proben werden analysiert

Diese vorgemischten Abfälle entstehen, indem ursprünglich als gefährlich eingestufte Stäube durch chemische Behandlung in ungefährliche Stoffe umgewandelt werden. Der Nachweis erfolgt mit vorgeschriebenen Untersuchungen durch den Behandler. „Zur besseren Ablagerung wurde der Stoff noch mit anderen Stoffen vermischt, dieser vorgemischte Abfall kommt dann bei uns an“, erklärt Rötschke. Der sei dann von der Deponie zu überprüfen.

Mit dem von Biotec angelieferten Material sei die MDSE umgegangen wie mit allen anderen Abfällen: Es wurden Proben gezogen und diese analysiert. „Dann steht fest: Kann man den einbauen oder nicht?“ Fallen in diesem Prozedere mal höhere Werte auf, erfolge eine Nachuntersuchung. „Das übrigens wird so gehandhabt bei jedem Abfall. Alle Untersuchungen haben ergeben: Das, was bei uns angeliefert wurde, hat die Vorgaben der Deponieordnung eingehalten“, so Rötschke. Das bestätigten auch unabhängige Gutachten, die die Deponien der MDSE auf mögliche Gefährdungen durch die S.D.R.-Abfälle überprüft haben.