5. Oktober: 20 Jahre Bayer und Chemiepark Bitterfeld-Wolfen 5. Oktober: 20 Jahre Bayer und Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Noch ganz viel Schwung

BITTERFELD/MZ. - Als im April 1994 das riesige Bayer-Kreuz über dem Standort Bitterfeld hochgezogen wurde, installierte man es fest. Würde es sich auch noch drehen wie in Leverkusen, dachte man, sei das viel zu verrückt für diese Region. Falsch gedacht. Denn was hier inzwischen abgeht, das ist wirklich verrückt: Die Bayer Bitterfeld GmbH ist heute der größte Aspirinproduzent der Welt.
Und pünktlich zum 20. Geburtstag des hiesigen Bayer-Standortes wird die Palette der 363 Tablettenprodukte um zwei neue Schmerzkiller und Infarkt-Vorbeuger - übrigens der neue Markt - erweitert: "Bayer Advanced Aspirin" - derzeit nur auf dem amerikanischen Markt zugelassen - und "Aspirin Effect". Dafür wurden neue Verfahren eingeführt, eins ist zum Patent angemeldet, sowie neue Anlagen installiert. Sieben Millionen Euro wurden so dieses Jahr investiert. "Das ist die nächste Generation Aspirin. Und die kommt aus Bitterfeld", sagte Geschäftsführer Christian Schleicher stolz.
Weit über 70 Milliarden Tabletten auf der Basis dieses Wirkstoffes sind bislang von hier aus in 55 Länder auf drei Kontinenten verschickt worden - allein neun Milliarden werden es 2011 sein.
Was bei Bayer läuft, läuft quasi auf der Überholspur: Als die politische Entscheidung 1991 für den Standort Bitterfeld fiel, war eine Investitionssumme von 500 Millionen D-Mark für drei Werke im Gespräch. 500 Arbeitsplätze sollten entstehen. Inzwischen sind 750 Millionen Euro investiert worden. Vier Werke sind entstanden und die wurden in rasanter Geschwindigkeit ständig erweitert. Insgesamt 800 Arbeitsplätze wurden geschaffen. 37 000 Bewerbungen hat die Personalabteilung bearbeitet.
Mit der Umstrukturierung des Bayer-Konzerns richtete sich der Standort 2005 zu einem Industriepark aus, in dem die ausgegründeten beziehungsweise verkauften Unternehmen wie Methylcellulose- und Ionenaustauscherbetrieb weiter kräftig in ihre Anlagen investieren. Seit wenigen Wochen arbeitet eine neue Ionenaustauscher-Anlage. Und der Methylcellulose-Betrieb ist nach eigenen Angaben der größte der Welt.
"Die Leistungsfähigkeit des Standortes zu erhalten und möglichst noch zu verbessern, ist eine zentrale Aufgabe", sagte der Geschäftsführer, der sich zu Bitterfeld als Produktionsstätte bekennt. Der Konzern werde weiter hier investieren, obwohl die Förderung vom Land beendet ist. Worte, die Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) wahrscheinlich gern hört. "Das lässt erkennen, dass Bayer noch ganz viel Schwung hat", meinte sie und wies darauf hin, dass inzwischen das höchste Pro-Kopf-Einkommen Sachsen-Anhalts in der Region Bitterfeld-Wolfen erzielt wird. "Bayer ist hier nicht nur Investor. Bayer ist Standortentwickler und Impulsgeber."
Dazu zählt auch die Ausbildung von Berufsnachwuchs. Obwohl das Unternehmen mit 500 Bewerbern in diesem Jahr für 32 Stellen nicht klagen könne, seien das doch immerhin 500 Bewerber weniger als im Jahr zuvor, so Schleicher.