26-Millionen-Euro-Investition 26-Millionen-Euro-Investition: Energiversorger Envia Therm modernisiert Kraftwerk im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
![Die Gas- und Dampfturbinenanlage des Envia Therm-Kraftwerks im Chemiepark wird grundlegend modernisiert.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/4/23/8a1470df-63fa-4615-8959-3b131b140ad7.jpeg?auto=format)
Bitterfeld - Mehr Strom, mehr Dampf - das soll die Gas- und Dampfturbinenanlage von Envia Therm bringen. Zudem mehr Flexibilität sowie weniger Verbrauch und also spürbar niedrigere Emission. Der Energieversorger modernisiert sein Kraftwerk im Chemiepark. Die 20 Jahre alte Gas- und Dampfturbinenanlage kommt quasi unters Messer. Sage und schreibe 26 Millionen Euro werden in dieses Zwei-Jahres-Projekt fließen. Das erklärt Envia Therm-Geschäftsführer Matthias Kunath.
Mit dem so genannten Sommerstillstand in diesem Jahr werden die Arbeiten beginnen - zunächst am Kessel und der Dampfturbine. Im zweiten Abschnitt wird die Gasturbine modernisiert und das Steuerungssystem der Anlage - das Zentralnervensystem, wie Kunath es bezeichnet - komplett erneuert. 2020 geht das modernisierte Kraftwerk in Betrieb. Während der Arbeiten steht es still, andere Envia-Anlagen übernehmen die Aufgaben.
Das Kraftwerk gehört zu den größten von Envia Therm. Es versorgt Kunden im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen und im Bayer-Industriepark - darunter echte Energiefresser wie Ionenaustauscher Betrieb (IAB) Lanxess, Chlorhersteller Nouryon, Methylcelluloseproduzent Dow und andere - vor allem mit Prozessdampf aber auch Strom, die überschüssige Elektroenergie fließt ins öffentliche Netz.
Kunden haben Verträge über die Dampfabnahme über jeweils zehn Jahre abgeschlossen
Welche Bedeutung die Anlage für diese Kunden hat, unterstreichen sie auch damit, dass sie Verträge abgeschlossen haben, die die Dampfabnahme über jeweils zehn Jahre festschreiben. Und das in einer Zeit, in der sich vieles bislang als beständig Betrachtetes schnell wandelt. Für Nouryon, das gibt der Geschäftsführer für Deutschland, Jürgen Baune, unumwunden zu, sei das „nicht so einfach umzusetzen“ gewesen. Ausschlaggebend waren letztlich die Arbeit im Chemie-Stoffverbund und mit den hiesigen Kunden, die fast 90 Prozent des Chlors verarbeiten.
„Sie binden sich und erwarten Stabilität von uns. Denn gehen bei denen die Lichter aus, gehen die auch bei uns aus.“ Und Carsten Schellenberg beschreibt, wie bei IAB das Vorhaben von Envia Therm einschlug. „Ganz ehrlich, wir dachten: Muss das sein? Könnt ihr nicht einfach Dampf liefern?“ Schellenberg lacht. „Das geht auch bei uns nicht so einfach durch. Nach langem Hin und Her - das technische Konzept hat uns doch überzeugt.“
Und für Dow, das drei Anlagen hier betreibt, erklärt Werkleiter Karsten Böhme, sei das Vorhaben ein wichtiger Aspekt gewesen für die eigene Investitionsentscheidung. Das freut nicht zuletzt Chemiepark-Chef Michael Polk und Oberbürgermeister Armin Schenk. Schließlich ist das in Summe ein deutliches Signal für den Standort.
Am hiesigen Standort versorgt die Firma, die 30 Mitarbeiter hat, 250 Kunden
Mit dem millionenschweren Projekt werde das Kraftwerk, das jetzt pro Jahr 330 Millionen Kilowattstunden (kWh) Dampf, 310 Millionen kWh Strom sowie zwölf Millionen kWh Druckluft auf der Basis der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt, für Dampfabnehmer überaus attraktiv, ist Kunath überzeugt. Denn es werde sehr lange konkurrenzfähige Bedingungen bieten. Am hiesigen Standort versorgt die Firma, die 30 Mitarbeiter hat, 250 Kunden. Insgesamt betreibt Envia Therm 180 Anlagen an 74 Standorten.
Die Modernisierung - ein Neubau übrigens hätte nach den Worten von Envia Therm-Chef Holger Linke über 100 Millionen Euro verschlungen - ist Teil der Strategie des Unternehmens, das klassische Energiethemen bearbeitet und sein regeneratives Portfolio ausbaut, wie EnviaM-Vorstandsmitglied Andreas Auerbach mit Blick auf die Energiewende erklärt. Hier reiht sich auch das modernisierte Kraftwerk ein. Das kann mit seiner dann höheren Flexibilität bei Schwächen oder Spitzen der regenerativen Energien schneller hoch- bzw. runtergefahren werden und so zur Netzstabilisierung beitragen. (mz)
![Die Kunden von Envia Therm sind interessiert an der Kraftwerksmodernisierung.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/4/23/f6708a1a-3e6c-495c-a0b1-55fade688584.jpeg?auto=format)