Zustand der Plötzkauer Kirche ist schlimmer als gedacht

Plötzkau/MZ. - Der Zustand der Kirche ist schlimmer, als es sich auf den ersten Blick vermuten lässt", sagt Architekt Friedhelm Ribbert. Er verweist damit auf Untersuchungsergebnisse, die im Rahmen eines Sanierungsplanes für das Gotteshaus gemacht worden sind.
Rund 750 000 Euro würde die Sanierung von Turm und Kirchenschiff in Anspruch nehmen. Doch - gleichwohl der Sanierungsplan fix und fertig vorliegt - 750 000 Euro kann die Gemeinde Plötzkau nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Hinter der Finanzierung steht deshalb noch ein großes Fragezeichen. Eine Förderung über das EU-Programm Leaderplus sei beantragt, sagt Plötzkaus Pfarrerin Renate Lisock. Hilfe erwarten sich die Gemeinde und die Arbeitsgruppe zur Rettung der Plötzkauer Kirche jetzt auch von Bundestagsmitglied Claas Hübner. Der SPD-Politiker wurde von Architekt Ribbert nach Plötzkau eingeladen. Und Hübner kam, stieg mit auf den Westturm, dessen Unterbau zum ältesten Teil der Kirche gehört, und ließ sich von Architekt Ribbert den desolaten Zustand des Gotteshauses erklären. Geld konnte Hübner den Plötzkauern zwar nicht versprechen.
Aber er wolle sich dafür einsetzen, dass die St. Georg auf der Prioritätenliste des Förderprogrammes Stadtbauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen - bei dem der Bund bis zu 60 Prozent fördert - nach oben rutscht. Mit diesen Aussichten zeigte sich der Oberpfarrer des Kirchenkreises Bernburg Karl-Heinz Schmidt zufrieden. "Die Plötzkauer Kirche ist eines unserer Sorgenkinder im Kirchenkreis", so Schmidt.
Architekt, Kreisoberpfarrer und die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben mit der Sanierung des Gotteshauses auch eine touristische Vermarktung vor Augen. "Das Gotteshaus könnte mit seinem Platzangebot und seiner guten Akustik ein kultureller Ort für Konzerte, Lesungen oder Ähnliches werden", erklärt Architekt Ribbert das Vorhaben. Eine "multifunktionale Nutzung" mit dem Ziel, wieder Leben in die Kirche zu bringen, nennt es Kreisoberpfarrer Schmidt. Touristische Vermarktung bedeutet für die Förderer der St. Georg auch, das unmittelbar in der Nachbarschaft liegende Plötzkauer Schloss mit einzubeziehen. "Beide Kulturdenkmale sollen miteinander vernetzt werden", schildert Architekt Ribbert seine Vorstellungen.
Doch ehe es soweit ist, hat das Architekturbüro drei Jahre Bauzeit veranschlagt. Im ersten Bauabschnitt soll für 265 000 Euro der Westturm von außen saniert werden. So droht unter anderem die Spitze des gotischen Turmes - 1865 aufgebaut - zu kippen. Geplant sei dann auch die Sanierung der Balkone in 11,60 Meter Höhe, die als Aussichtsplattformen genutzt werden könnten.
Für 2009 ist die Sanierung des Turminneren und der Außenanlage für 295 000 Euro geplant. Im dritten Bauabschnitt 2010 werden Dach, Schiff und Fassade überholt. Das alles soll 190 000 Euro kosten. Die letzten Sanierungen erfolgten Anfang der 90er Jahre im Inneren der Kirche. Auch das Dach ist bereits neu. "Aber der Dachstuhl wurde damals nicht erneuert. Das muss wegen schweren Holzschwamms unbedingt gemacht werden", sagt der Architekt.
Auch die alte Fürstengruft, die zuletzt im Jahr 1880 geöffnet wurde, soll der Öffentlichkeit vom Altarraum aus wieder zugänglich gemacht werden.