"Zur Schifferklause" in Bernburg "Zur Schifferklause" in Bernburg: Wie eine große Familie

Bernburg - Einen idyllischeren Arbeitsplatz als den von Gabriele Arneburg zu finden, dürfte schwierig sein.
Hier, auf dem Bernburger Campingplatz, ist die Außenwelt weit weg. Vom Straßenlärm ist nichts zu hören. Die Stille wird nur von Vögeln und wenigen Booten durchbrochen. Man blickt auf Bäume und die Saale. „Das ist das, was die Camper wollen“, sagt Gabriele Arneburg.
Die 63-Jährige kommt während der Saison selbst allerdings nur selten dazu, die Idylle zu genießen.
Sie leitet den Campingplatz und das dazugehörige Restaurant „Zur Schifferklause“. Und sie ist Buchhalterin, Service-Kraft, Managerin in einer Person.
„Zur Schifferklause“: Vor sieben Jahren übernommen
2011 hat Arneburg Campingplatz und Restaurant zusammen mit ihrem Mann übernommen - obwohl sie selbst gar kein Camping-Fan ist.
Als sie jünger gewesen seien, hätten sie es ein paar Mal ausprobiert. „Die Enge ist nichts für mich“, sagt die Bernburgerin und zuckt mit den Schultern.
Aber auch, wenn sie ihren Urlaub lieber in einer Pension statt einem Wohnwagen verbringt: Die Arbeit auf dem Campingplatz gefällt ihr. „Ich bin gerne Gastgeberin.“
„Zur Schifferklause“: Acht-Stunden-Job ist selten
Ein Acht-Stunden-Job ist die Arbeit als Gastgeberin jedoch selten. Vormittags stehen die An- und Abreisen an, dazu kommen Aufgaben wie Putzen oder Einkaufen.
Um 15 Uhr öffnet dann der Biergarten. „Der Betrieb geht bis 21 Uhr, dann räumen wir bis 22 Uhr auf und danach beginne ich, Büroarbeiten zu machen“, erzählt Arneburg.
#allartikel
Urlaub gibt es während der Saison für die Bernburgerin keinen, freie Wochenenden sind selten.
„Zur Schifferklause“: Nur eine Saisonarbeit
Gabriele Arneburg würde gerne ein wenig Arbeit abgeben. Doch Mitarbeiter zu finden, ist nicht leicht.
„Das Problem ist, dass ich die Leute nicht für das ganze Jahr einstellen kann, sondern nur für die Saison“, sagt sie.
Hinzu kommt die Arbeit am Abend und am Wochenende, die Bewerber abschrecke. Und so stemmt Arneburg an manchen Tagen den Betrieb mit dem Koch alleine.
„Zur Schifferklause“: Ein bisschen wie beim Friseur
Aber es gibt vieles, was die zusätzlichen Arbeitsstunden aufwiegt.
Da sind die Stammgäste, die schon seit Jahren kommen und zu denen Arneburg mit der Zeit eine enge Beziehung aufgebaut hat.
„Man ist nachher wirklich wie eine Familie“, sagt sie. Die Bernburgerin schätzt den Kontakt mit den vielen Menschen, die aus der Region, aber auch aus der Schweiz, Frankreich oder England hierherkommen.
Ein bisschen, sagt sie, sei es wie beim Friseur. „Man hört von den Sorgen und Problemen der Gäste und man muss immer ein offenes Ohr haben.“
„Zur Schifferklause“: Rückschläge sind abgehakt
Im Gespräch ist zu spüren, dass Gabriele Arneburg in ihrer Arbeit aufgeht. Rückschläge aus der Vergangenheit sind abgehakt - wie die Flut 2013, die den ganzen Campingplatz unter Wasser setzte.
„Alles war voller Schlamm. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier nochmal ein Grashalm wächst“, erinnert sich die dreifache Mutter und Großmutter. Und auch nachdem ihr Mann verstarb machte sie weiter.
„Zur Schifferklause“: Immer frische Blumen
Die Idylle ist inzwischen längst zurückgekehrt auf den Bernburger Campingplatz. Dabei legt Gabriele Arneburg Wert auf Details, wie die Dekoration des Geländes. „Frische Blumen müssen sein“, sagt sie.
„Ich muss mich ja auch selbst wohlfühlen.“ Als Vorbild für ihren Campingplatz dienen Arneburg Erinnerungen an Ferien, die sie mit ihrer Familie verbracht hat.
In den kleinen, familiären Pensionen, sagt sie, sei es immer am schönsten gewesen. Vor allem eines dürfe bei der Arbeit mit den Gästen daher nie verloren gehen: die Herzlichkeit. (mz)