Graffiti, keine Schmierereien Zepziger Weg in Bernburg: Künstler aus Bernburg, Köthen und Aschersleben sprühen Wandbild über Medizin

Bernburg - Graffiti, das bekommt Sebastian Henker immer wieder zu hören, sind doch nur Schmierereien. Doch wer sich seine Bilder genau anschaut, merkt schnell, dass der 37-jährige Bernburger gewiss nicht zu jenen gehört, die Hauswände verunstalten. Im Gegenteil:
Sprayer aus Bernburg, Köthen und Aschersleben waren dabei
In den vergangenen Wochen haben Henker und acht andere professionelle Sprayer aus Bernburg, Köthen und Aschersleben eine verwitterte Wand des Serumwerkes am Zepziger Weg mit bunten Graffiti gestaltet.
Ganz legal, nebenbei bemerkt. Er habe dafür ganz offiziell beim Serumwerk angefragt, erzählt der Bernburger. „Keiner von uns will etwas zerstören“, betont Henker.
Ein brüllender Affe und ein Pulmotin-Männchen
Gestaltet haben die Sprayer eine Art Zeitstrahl bis hin zur Moderne in der Medizin. Auf einer Fläche von 200 Quadratmetern konnten sie sich quasi austoben. Zu sehen sind da etwa ein brüllender Affe und ein Pulmotin-Männchen - eines der berühmtesten Produkte des Werkes.
Der Hingucker aber ist ein riesiger Pharao: Gestaltet wurde die Goldene Totenmaske Tutanchamuns von Alexander Sitt aus Köthen. Insgesamt 125 Spraydosen, etwa 50 Sprühköpfe und 30 Liter Fassadenfarbe haben sie für ihr Kunstwerk verbraucht, das am vergangenen Wochenende vollendet wurde.
„Shrine“ aus Köthen gestaltete Totenmaske von Tutanchamun
Sebastian Henker zeichnet schon seit seiner Kindheit. Mit 13 Jahren hat er dann seine Leidenschaft fürs Sprühen entdeckt. Ganz konkret auf einer Fahrt nach Hamburg mit den Eltern. Dort habe er eine bunte Wand gesehen, die ihn so sehr fasziniert hat, dass er so etwas auch machen wollte, erzählt Henker.
Und so hat er schließlich im Frühjahr 1994 sein erstes eigenes Bild auf der Alten Bibel gesprüht. Später hat er sich viel von anderen abgeschaut und immer wieder ausprobiert. Am liebsten macht er abstrakte Bilder.
„Jeder sieht Graffiti, ob er will oder nicht“
Graffiti sei eine provokative Kunst, wenngleich sie nicht jedem gefallen muss. „Jeder sieht es, ob er will oder nicht“, beschreibt Sebastian Henker seine Faszination für das Sprühen. Längst hat Henker sein Hobby zum Beruf gemacht.
Der gelernte Maler und Lackierer hat seine eigene Firma „Malerwerk“, über die er auch Aufträge für Graffiti-Kunstwerke annimmt. Die Arbeit am Serumwerk indes ist ausschließlich ein Freizeit-Vergnügen. Die Künstler würden sich jedoch über einen Zuschuss zu den Materialkosten freuen.
Legal Flächen für Graffiti zu finden, ist schwierig
Ansonsten sei es schwierig, legal Flächen in Bernburg zu finden, die man besprühen kann, sagt Henker. „Das Thema wird in Bernburg leider etwas stiefmütterlich behandelt“, meint er. Früher habe es nicht nur einige geduldete Flächen, etwa in Neuborna oder an der Kustrenaer Straße gegeben.
Auch die Stadtverwaltung hätte diese Kunst vor Jahren etwas mehr unterstützt. Momentan gebe es nur auf dem Gelände des Pep-Marktes eine Fläche, die legal besprüht werden darf. Doch Sebastian Henker ist sich sicher: Würden mehr Wände zur Verfügung stehen, würde die Zahl an illegalen Graffiti sinken.
„Einige Kreisstädte Deutschlands verfolgen diesen Ansatz bereits und stellen zusätzliche Flächen, wie Unterführungen, Tiefgaragen, Gemäuer sogar ganze Stadtviertel für Street-Art-Künstler zur Verfügung.“ Und diese Kunst würde auch aufgrund der Qualität auf Zuspruch in der Bevölkerung stoßen.
Einen Einblick in seine Kunst gewährt Sebastian Henker auf dem Kultur Markt Bernburg am Freitag, 19. Oktober. Dort wird er einen Graffiti-Workshop veranstalten.
Mehr Informationen zur Graffiti-Kunst gibt es im Internet unter www.graff-monkeez.com. (mz)