1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Wiedersehen im Gartenlokal "Chemie und Kali": Wiedersehen im Gartenlokal "Chemie und Kali": Treffen ehemaliger Leichtathleten in Bernburg

Wiedersehen im Gartenlokal "Chemie und Kali" Wiedersehen im Gartenlokal "Chemie und Kali": Treffen ehemaliger Leichtathleten in Bernburg

Von Jürgen Dittmar 26.11.2015, 16:45
Die Ex-Leichtathleten, darunter Waldemar Cierpinski (stehend) blätterten bei ihrem Treffen auch in alten Fotoalben.
Die Ex-Leichtathleten, darunter Waldemar Cierpinski (stehend) blätterten bei ihrem Treffen auch in alten Fotoalben. Engelbert Pülicher Lizenz

Bernburg - Mehr als 40 ehemalige Leichtathleten aus Bernburg sind am Sonnabend einer Einladung zum Wiedersehenstreffen im Gartenlokal „Chemie und Kali“ gefolgt. Etliche der in den 60er Jahren aktiven Athleten leben heute über ganz Deutschland verstreut. Dennoch haben viele von ihnen den Weg nach Bernburg nicht gescheut, zum Teil nach über 50 Jahren, um ihre ehemaligen Trainingskameraden zu begrüßen.

Trainingsunfall längst verziehen

Fast keiner wusste, wer erschien, umso größer war die Überraschung, als Christina „Sterni“ Sternberg, Annemarie Herrmann, Hans-Joachim Klette und Jochen Max aus einem Weihnachtskostüm entstiegen.

Der Satz ist legendär: TV-Kommentator Heinz Florian Oertel wollte am 1. August 1980 den Olympiasieg nicht mit Banalitäten verkünden: „Liebe Zuschauer zu Hause, das ist ein einmaliger Triumph. Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut, nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar. Waldemar ist da!“ Das hörte man bis Japan, wo Cierpinski zu einem Marathon vom Kaiser begrüßt wurde: „Das ist der Mann, nach dem in Deutschland die Söhne benannt werden.“

Viele amüsante, aber auch schmerzhafte Erinnerungen wurden noch einmal ins Gedächtnis gerufen. So beendete Hilde Grabe die „Karriere“ von Bernhard Galetzka, als ihr Speer beim Training dessen Ferse durchbohrte - heute längst verziehen. Hilde Grabe zählte damals beim SC Dynamo Berlin zu den besten Speerwerfern der DDR.

Auch unter nicht optimalen Trainingsbedingungen formten die Trainer Hanne Schönburg und Gerd Hoßbach gute Athleten, deren Weg zum SC Dynamo Berlin führte. So Marina Hieret, Christina Sternberg und Jürgen Schwertfeger, um nur einige zu nennen.

Gemeinsam ging es damals mit den Nienburgern mit dem „Hühnerwagen“-Lkw zu den Wettkämpfen auf blanken Holzpritschen. Aber dies tat dem Spaß und der Leistung keinen Abbruch.

Eine Überraschung war für alle am Samstag, dass sich Waldemar Cierpinski, Doppel-Olympiasieger im Marathon, und die erfolgreiche Kugelstoßerin Heike Dittrich-Hartwig zu der illustren Runde gesellten. Heike Dittrich-Hartwig plauderte über ihre Olympia-Teilnahme in Seoul 1988, als sie beim Einstoßen locker die 21-Meter-Marke übertraf, aber den Endkampf vergeigte und mit nur 20,20 Metern den 6. Platz belegte. „Es war eine reine Kopfsache“, erinnerte sie sich. Der Traum von einer Medaille erfüllte sich nicht. Aber mit Medaillen bei Halleneuropameisterschaften und Deutschen Meisterschaften legte sie dennoch eine erfolgreiche Laufbahn hin.

Mit großem Interesse folgten die alten Haudegen den Ausführungen des aus Jesar stammenden Cierpinskis, der Videos seiner Auftritte von den Olympischen Spielen in Montreal 1976 und Moskau 1980 kommentierte. Er gab einen Einblick in über 15 Jahre Leistungssport sowie die Höhen und Tiefen seiner Karriere. Sehr interessant war, wie er sich auf den Lauf in Montreal vorbereitete, den Trainingsumfang und Marathonlauf seines ärgsten Konkurrenten Frank Shorter analysierte, so mental gestärkt ins Rennen ging und Shorter erfolgreich Paroli bot. Einer der wenigen, die Cierpinski eine Niederlage beibrachten, war Klaus Hoyka, der ihn bei einem Jugend-Crosslauf in Nienburg bezwang.

Gedenkminute für Verstorbene

Mit einer Gedenkminute wurde Hans-Dieter Giersch und Wolfgang Klipphahn gedacht, die vor kurzem verstorben waren. Mit einer Zeit von 10,8 Sekunden im 100-Meter-Lauf ist Giersch noch heute bester Sprinter aus Bernburg. Die Teilnehmer freuen sich darauf, dass geplant ist, solch ein Treffen regelmäßig zu wiederholen. (mz)