Musikschule mit App Wie Lehrer Kreismusikschule "Béla Bartók" Bernburg jetzt unterrichten: 400 Schüler im Fernunterricht

Bernburg - Anna spielt die Grundmelodie mit der Gitarre, ihre Lehrerin Laura Karls fügt Geigen-Klänge hinzu und Jenny spielt Schlagzeug und singt. Es klingt beinahe wie normaler Musikunterricht. Doch der ist an der Kreismusikschule „Béla Bartók“ im Moment weder einzeln noch als Ensemble möglich.
Jenny Schwarz, Anna Groß und Lisa Fräßdorf, eigentlich die Dritte im Bunde, können nicht von Angesicht zu Angesicht zusammen mit ihrer Lehrerin proben. Daher nutzen sie die digitalen Möglichkeiten: eine App macht es möglich.
Einmal pro Woche gibt es ein Gruppen-Video-Telefonat
„Jeder spielt seinen Part ein und stellt es den anderen zur Verfügung“, erläutert Jenny. Einmal pro Woche gibt es dann ein Gruppen-Video-Telefonat mit ihrer Ensemble-Lehrerin Laura Karls, die ihnen ein paar Hinweise gibt.
Alle anderen Fächer von Jenny, die an der Musikschule in Bernburg auch Schlagzeug- und Gesangsunterricht nimmt und die ebenso wie Anna Groß als Mitglied im Talente-Team von der Salzlandsparkasse gefördert wird, können seit einigen Wochen wegen der Corona-Pandemie gar nicht stattfinden.
400 von 917 Schülern an allen drei Standorten der Kreismusikschule im Bereich der vokalen und instrumentalen Einzelausbildung nutzten im Augenblick die Möglichkeit des Fernunterrichts, informiert Marianne Bothe, die Pressesprecherin des Salzlandkreises auf MZ-Anfrage.
48 von 68 Musiklehrern machen mit beim Onlineangebot
48 von 68 Musikschulpädagogen seien am Onlineangebot beteiligt. „Die Kreismusikschule will trotz des Krisenbetriebs die Ausbildungsziele erreichen und ihre Schüler - so gut es die Situation zulässt - im laufenden Unterrichtsbetrieb halten“, schreibt Bothe.
Entweder per Videokonferenzen oder aber auch durch Videos, die einige Lehrer produziert haben. Wenn das aber beispielsweise die Unterrichtsform nicht erlaube oder die technischen Voraussetzungen fehlten, werde es später ein umfangreiches Angebot zum Nachholen versäumter Stunden geben, betont sie.
In diesem Jahr werde dann auch in den Schulferien Musikschulunterricht angeboten, um dem Umfang und den Kapazitäten gerecht zu werden. „Sollte es in Einzelfällen und trotz aller Bemühungen nicht möglich sein, den vereinbarten Unterrichtsumfang wahrzunehmen, findet sich eine Lösung mit Blick auf die Gesamtsituation.“
Teilweise Erstattungen und Übertrag von Unterricht ins neue Schuljahr werden diskutiert
Derzeit werde neben Teilerstattungen auch ein Übertrag von Unterrichtsstunden ins neue Schuljahr diskutiert. „In welchem Umfang solche Maßnahmen schließlich nötig wären, hängt natürlich wesentlich davon ab, wie lange der normale Schulbetrieb untersagt bleiben wird.“
Der Einsatz digitaler Medien sei zwar grundsätzlich geeignet, Inhalte zu vermitteln, sagt Alexander Hartkopp, der für die Bildungsakademie zuständige Leiter. „Auf Dauer lässt sich damit allerdings der traditionelle Unterricht im Bereich der musikalischen Ausbildung nicht ersetzen.“
Insbesondere beim effektiven Erlernen eines Instrumentes sei der persönliche Kontakt unerlässlich. Das bestätigt auch Laura Karls. Die Qualität sei über digitale Kanäle längst nicht so gut wie im Original und der Ton käme zum Teil verzögert an. Sie könne ihren Musikschülern daher nur bedingt helfen. „Und gemeinsames Musizieren ist online gar nicht möglich.“
Derweil arbeiten Jenny, Anna und Lisa schon an ihrem nächsten Projekt: Dabei wird jedes der drei Mädels eine Melodie erstellen und sie an eine andere weiterleiten. Diejenige bearbeitet es mit ihrem Instrument und leitet ihre Version weiter.
Auch wenn der Unterricht momentan nicht optimal verlaufen kann, glaubt Alexander Hartkopp, dass die jetzigen Erfahrungen später in den normalen Unterricht einfließen können. (mz)
