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Konditormeister aus Bernburg Weshalb Hans-Joachim Braunstedter, der aus einer Schifferfamilie stammt, eine ganz andere Karriere eingeschlagen hat

Hans-Joachim Braunstedter hat die Bernburger jahrzehntelang mit süßen Leckereien versorgt. Auf welche Erlebnisse er noch zurückblickt.

Von Thomas weißenborn 13.05.2024, 12:02
Hans-Joachim Braunstedter zeigt eine historische Aufnahme, auf der die MS „Johannes Braunstedter“ zu sehen ist, die bis zum Krieg auf der Saale verkehrte.
Hans-Joachim Braunstedter zeigt eine historische Aufnahme, auf der die MS „Johannes Braunstedter“ zu sehen ist, die bis zum Krieg auf der Saale verkehrte. (Foto: Engelbert Pülicher)

Bernburg/MZ. - Als Hans-Joachim Braunstedter im Jahr 1928 in Bernburg geboren wurde, war ein gewisser Herrmann Müller deutscher Reichskanzler in der Weimarer Republik und mit dem einmotorigen Junkers-Flugzeug „Bremen“ gelang in diesem Jahr der erste deutsche Flug über den Atlantik.

Im Juli feiert Hans-Joachim Braunstedter seinen 96. Geburtstag. Vielen Bernburgern dürfte der großgewachsene, hagere Mann, der stets korrekt mit Schlips und Kragen gekleidet ist, aus dem Stadtbild bekannt sein. Er stammt aus einer Schifferfamilie. Braunstedters betrieben bis 1947 an der Saale einen Bootsverleih mit 53 Ruderbooten und besaßen obendrein einen Dampfer, mit dem sie Fahrten bis nach Halle anboten. „Wir waren praktisch Konkurrenten von Reimanns. Damals gab es mit Braunstedters, Reimanns und Schules sogar drei Bootsverleihe an der Saale“, erinnert sich Hans-Joachim Braunstedter.

Und obwohl er als junger Mann schon als Fährmann aushalf, sollte er eine ganz andere Karriere einschlagen. „Die Schifffahrt bringt nichts“, hatte sein Vater damals gemeint. Also begann Hans-Joachim Braunstedter im April 1943 eine Lehre als Konditor im Café Kruse in der Wilhelmstraße. Er mochte die Leckereien, die dort hergestellt wurden und hatte dem Konditor schon öfter über die Schulter geschaut. 1946 schloss er seine Gesellenprüfung ab und arbeitete nach dem Krieg zunächst als Konditor in Köthen. Doch bald zog es den Bernburger zurück in die Heimatstadt. Nachdem er kurze Zeit im Lindencafé tätig war, machte er sich 1956, schon als Konditormeister, mit einer Bäckerei an der Halleschen Straße/Ecke Blumenstraße selbstständig. Durch die ganze Saalestadt transportierte er seinen beliebten Baumkuchen zu den Kunden. Im Jahr 1959 übernahm er schließlich gemeinsam mit seiner Frau das Café und die Konditorei an der Kleinen Halleschen Straße 5. „Meine Arbeit war darauf ausgerichtet, die Bernburger mit feinen Konditoreiwaren zu versorgen“, sagt Hans-Joachim Braunstedter, der seinen Beruf sein Leben lang mit Leib und Seele liebte. Auf seine Spezialitäten wie Baisertorte, Baumkuchen, Schwarzwälder Kirsch-Torte, Käse-Sahne-Torte oder Marzipanartikel wird er noch heute in der Stadt angesprochen. Die Liebe zur Schifffahrt hat er aber auch nie aufgegeben. Mit seinem eigenen Boot unternahm er Reisen bis nach Mecklenburg.