Heele-Christ-Markt Bernburg Weihnachtsmarkt Bernburg: Veranstalter kündigt vorzeitig Vertrag

Bernburg - Die Panne mit der Tanne ließ bereits Böses erahnen. Und tatsächlich setzte ein lieblos organisierter Heele-Christ-Markt 2016 dem schiefen Weihnachtsbaum auf dem Karlsplatz noch die Krone auf. Die Konsequenzen hat die von der Freizeit GmbH mit der Marktorganisation beauftragte Veranstaltungsagentur Coex mittlerweile selbst gezogen. Vor wenigen Tagen traf im Bernburger Rathaus die von den Cottbussern bereits mündlich angekündigte Kündigung ein.
Zusammenarbeit endet nach drei Jahren
Sie zieht einen Schlussstrich unter eine mehr als drei Jahre währende Zusammenarbeit, die im Dezember 2013 so hoffnungsvoll begonnen hatte. Doch bei Coex selbst ist die Erkenntnis gereift, sich mit der parallelen Organisation von zwölf Weihnachtsmärkten übernommen zu haben, informierte Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) am Donnerstagabend die Mitglieder des Kulturausschusses über den Rückzug der Agentur nach einer gemeinsamen Auswertungsrunde. Bei dieser hatte die verantwortliche Freizeit GmbH (BFG) der Agentur Coex eine lange Mängelliste vorgelegt.
Welche Zugkraft eine Veranstaltung hat, lässt sich unter anderem an der Autovervollständigung der Internet-Suchmaschine Google ablesen. Die am meisten in Zusammenhang mit Bernburg gesuchten Begriffe sind „Postleitzahl“, „Kino“ und „Weihnachtsmarkt“.
Programmhinweise fehlten
Touristen, die dem Heele-Christ-Markt einen Besuch abstatten wollten, wurden allerdings schon vor der Fahrt in die Saalestadt enttäuscht. Für Anhalts ältesten Weihnachtsmarkt wurde weder mit einer eigenen Internetseite geworben, geschweige denn war das tägliche Bühnenprogramm zu finden. Besucher, die dennoch den Weg auf den Karlsplatz fanden, trafen auf eine Mischung aus Wochenmarkt, Rummel, Imbissbuden und ein wenig Weihnachtsdekoration.
Die Kritik an diesem Ambiente häufte sich - und mündete in die Selbsterkenntnis von Coex-Geschäftsführer Eberhard Heieck, „nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen zu können“, wie er gegenüber der MZ sagte. Die Reißleine zog der 64-Jährige nun auch, weil er bei einem schweren Autounfall in der Adventszeit dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen sei.
„Ich kann nicht mehr Hans Dampf in allen Gassen sein“, räumte der Agenturchef freimütig ein, neben dem Bernburger Weihnachtsmarkt auch die Organisation weiterer Veranstaltungen abgegeben zu haben. Mit Neueinstellungen wären die Mehrbelastungen nicht aufzufangen gewesen, weil gute Veranstaltungskaufleute rar gesät seien.
Coex organisiert weiter das Mittelalterspektakel
Aus Bernburg wird sich Coex aber nicht ganz zurückziehen. Seit vielen Jahren richten die Cottbusser erfolgreich das Mittelalterspektakel im Schlosshof aus. Und auch bei der Organisation des Heele-Christ-Marktes 2017 will die Agentur der Stadt unterstützend zur Seite stehen, beispielsweise Händler vermitteln.
In welcher Form der Weihnachtsmarkt dieses Jahr daher kommt, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich wird die Stadt selbst in die Bresche springen müssen, denn für eine Neuausschreibung sei es mittlerweile zu spät. „Davon wurde uns abgeraten, weil die Anbieter wenigstens einmal gesehen haben müssen, wie der Markt bisher ablief, sonst kommen nur unseriöse Angebote“, erklärte Henry Schütze. In einer Arbeitsgruppe mit dem bisherigen Marktleiter soll die Zukunft beraten werden, auch über das Jahr 2017 hinaus.
Gibt es eine Eislaufbahn?
Einige Ideen sind laut OB bereits gesammelt worden, für Details sei es aber noch zu früh. Fest steht für ihn: „Handlungsbedarf gibt es an allen Ecken.“ Angefangen von einer besseren Öffentlichkeitsarbeit über eine ansprechende Eingangsgestaltung bis hin zu einem schmucken Baum. Über die gastronomische Versorgung macht sich Henry Schütze die wenigsten Sorgen.
Deutlich schwieriger werde es, niveauvolle Verkaufsstände oder Handwerker auf den Markt zu locken. Vorstellbar sei eine Eislaufbahn - wie von einer Bernburgerin in einem Brief an den Kulturausschuss angeregt - durchaus. Sie wäre von Coex mietbar.
Das Projekt lasse sich finanziell aber nur realisieren, wenn jemand die Stromrechnung übernimmt. Auch einen Streichelzoo kann sich der OB gut vorstellen, allerdings stecke der Teufel im Detail. So müsste etwa garantiert werden können, dass die Tiere nicht mit unverträglichen Speiseresten von den Besuchern gefüttert werden.
Die Bilanz des jüngsten Marktgeschehens hat auch ergeben, dass er in Zukunft kleiner, aber feiner organisiert werden soll, sagte BFG-Geschäftsführer Roland Reichelt. Nach den kritischen MZ-Artikeln hätten verschiedene Leute ihn angerufen und angeboten, beim nächsten Mal mithelfen zu wollen, das Angebot attraktiver zu gestalten, beispielsweise die Kaugummifabrik.
Hoffnungsvolle Signale gab Roland Reichelt auch hinsichtlich einer schöneren Adventsbeleuchtung auf dem Boulevard. Da gebe es die prächtigsten Lichterketten, letztlich sei alles eine Frage des Preises. (mz)