Warnstreik bei Ameos Warnstreik bei Ameos: Droh-Mail schreckt niemanden ab

Bernburg - Die 120 Mitarbeiter des Klinikums Bernburg haben sich am Freitagmorgen von einer Mail der Unternehmensführung nicht abschrecken lassen. Darin wurde angedroht, dass sie mit den für diesen Tag angekündigten Warnstreiks die Standorte und damit ihre Arbeitsplätze gefährden.
Die Gewerkschaft Verdi hatte an allen Ameos-Standorten im Salzlandkreis zu den Aktionen aufgerufen. Der Arbeitgeber soll damit an den Verhandlungstisch gezwungen werden, um einen Tarifvertrag auszuhandeln. Denn mittlerweile, so Bernd Becker, Fachgebietsleiter Gesundheit bei Verdi, klaffe zwischen den Mitarbeitern von Ameos und den tarifgebundenen Mitarbeitern in Krankenhäusern eine Lücke von bis zu 500 Euro.
Ameos-Mitarbeiter: Es geht nicht nur ums Geld
„Es geht nicht allein um das Geld“, sagt Iris Hahn, Betriebsratsvorsitzende am Ameos-Klinikum Bernburg. „Wenn die Bedingungen nicht stimmen, bekommen wir keine neuen Mitarbeiter, weil sie die jetzigen Verträge nicht unterschreiben. Dadurch fehlt Personal. Es gibt ja Bemühungen der Klinikleitung, etwas zu verbessern. Frühstückplatten oder auch mal Obstplatten und die Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr war schön. Das sind alles Dinge, die gut sind, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, aber nicht, wenn sie ablenken sollen“, so die Frau, die seit 24 Jahren am Krankenhaus Bernburg arbeitet. „Es gab Bemühungen von uns, eine Notfallversorgungsverordnung abzuschließen, damit während des Streiks medizinische Notfälle abgesichert sind. Doch unsere Anfragen und Anläufe gingen ins Leere“, so Becker.
Das Unternehmen hüllt sich auch gegenüber der Presse in Schweigen. „Ich kann Ihnen sagen, dass wir nichts dazu sagen“, hieß es aus der Pressestelle von Ameos Ost. Für Landrat Markus Bauer (SPD) und Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) indes zeigt die Aktion, dass gehandelt werden muss. Bauer hatte das Unternehmen kontaktiert. „Wir müssen ein Interesse daran haben, dass die Daseinsfürsorge abgesichert ist. Dass historisch nicht alles richtig gelaufen ist, könne man nicht abstreiten“, sagt Bauer zu dem Verkauf der Kliniken 2012 durch den Kreistag. Doch darunter dürften nicht die Mitarbeiter und auch nicht die Patienten leiden.
Politiker befürworten bessere Bezahlung bei Ameos
Für Schütze ist es klar, dass in den ersten beiden Jahren einer Betriebsübernahme wirtschaftlich noch nicht alles optimal läuft. Aber nach sieben Jahren müsse es gelungen sein, die Beschäftigten mitzunehmen, so der Oberbürgermeister.
Für den Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Frank Wyszkowski, ist eine ordentliche Bezahlung wichtig. „Wir müssen die Menschen in der Region halten. Wer gute Arbeit leistet, muss auch gut bezahlt werden. Das ist die Wertschätzung der Arbeit“, so der CDU-Mann.
(mz)