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Volksbank Börde-Bernburg Volksbank Börde-Bernburg: Mitglieder-Plus seit Finanzkrise

Von Torsten Adam 27.06.2016, 13:07
Volksbank-Vorstände Friedrich Wilhelm Baden und Guido Raulin
Volksbank-Vorstände Friedrich Wilhelm Baden und Guido Raulin Archiv/Pülicher

Bernburg - Noch bevor wenige Stunden später feststand, dass Großbritannien der EU den Rücken kehrt, hat Guido Raulin zur Gelassenheit gemahnt. Die Folgen des sogenannten Brexit „sind für Deutschland vernachlässigbar“, sagte das Vorstandsmitglied der Volksbank Bernburg-Börde, die bei ihrer Generalversammlung im Kurhaus der Kreisstadt die Sparer auf ein viel größeres Problem einstimmte - die Niedrigzinsphase, die nach Einschätzung des Vorstandes noch „einige Jahre andauern“ wird.

Denn viele EU-Staaten hätten Gefallen daran gefunden, trotz steigender Verschuldung eine niedrigere Zinslast zu zahlen, erklärte Raulin den 171 stimmberechtigten Mitgliedern im Saal. Nichtsdestotrotz müssen die Kunden der Volksbank sich nicht davor fürchten, künftig sogar Strafzinsen auf ihr deponiertes Geld zahlen zu müssen. „Die Einführung von Negativzinsen ist unvorstellbar. Null ist die unterste Grenze“, sagte Vorstandssprecher Friedrich-Wilhelm Baden beschwichtigend.

In Sippenhaft genommen

Das Thema Europa nahm an diesem Abend breiten Raum ein. Unverhohlen machte Baden seinem Unmut über die Regulierungswut aus Brüssel und Berlin Luft. „Für die Politik und Bankenaufsicht sind wir alle schwarze Schafe“, sieht er die Genossenschaftsbanken zu Unrecht in Sippenhaft genommen für Verfehlungen der Konkurrenz. In einer globalisierten Welt brauche es mehr dezentrale Systeme, wie sie eben auch die 1860 in Nienburg gegründete Volksbank anbietet.

Eine Meinung, die offenbar immer mehr Menschen in der Region vertreten. Sie vertrauen den Geldinstituten vor Ort in zunehmendem Maße mehr als zentral gesteuerten Banken. Seit der Finanzkrise verzeichnete die Volksbank einen rapiden Mitglieder-Zuwachs. Waren es 1990 nur ganze 240, erhöhte sich ihre Zahl allein von 2014 zum Folgejahr um 723 auf nunmehr 5722, die sich für ihre Einlagen über eine Dividende von 4,25 Prozent freuen können. Der Löwenanteil des Überschusses aus dem Geschäftsjahr 2015 (577 Millionen Euro nach 572 Millionen Euro in 2014) fließt jedoch in die Rücklage.

Nach den Großinvestitionen in ein modernen Filialnetz legt die Volksbank ihren Schwerpunkt mittlerweile nämlich auf die Stärkung des Eigenkapitals, das bis zum Jahr 2019 von 27,6 auf 32,5 Millionen Euro anwachsen soll. Zwar ist es zuletzt stetig gestiegen, doch noch hinke die Volksbank Börde-Bernburg bei diesem Parameter dem Durchschnittswert der Genossenschaftsbanken hinterher, erklärte Baden.

Trotz des niedrigen Zinsniveaus konnte das Geldinstitut seine Zinsgewinne im Vorjahr im Vergleich zu 2014 um acht Prozent auf 7,6 Millionen Euro steigern. Denn an die Kunden sind deutlich mehr Kredite ausgereicht worden. Um das zu ermöglichen, trennte sich die Volksbank von einigen festverzinslichen Wertpapieren. Das Kreditvolumen stieg binnen Jahresfrist von 168 auf 191 Millionen Euro an. „Insbesondere die Baufinanzierung mit Laufzeiten von zehn Jahren plus X wird immer stärker nachgefragt“, bilanzierte der Vorstandssprecher. Weitaus größer als die herausgegebene Darlehen sind aber die Einlagen der Kunden, die sich von 606 auf 636 Millionen Euro erhöht haben.

Neben den Niedrigzinsen und der stärkeren Regulatorik sieht sich das Geldinstitut mit der Herausforderung des digitalen Wandels konfrontiert, dem mit einer neuen, benutzerfreundlicheren Internetseite jetzt Rechnung getragen wird, wie Baden sagte. Aktuell könne bereits die Hälfte der Kundschaft das Online-Banking nutzen. Nun sollen auch Produktabschlüsse bequem von zu Hause aus mit ein paar Mausklicks erledigt werden können.

Die zunehmende Nachfrage nach dem Internet-Service hat allerdings auch Auswirkungen auf das Geschäftsstellennetz, das etwas geschrumpft ist. Neben den sogenannten „Kompetenz-Centern“ in Bernburg, Staßfurt und Wanzleben werden momentan noch zehn Filialen in kleineren Orten betrieben. Hingegen wurde die Schließung der Zweigstelle Alsleben zum 31. Dezember 2015 beschlossen - „nach reiflicher Abwägung von Chancen und Risiken“, wie es im Geschäftsbericht des Vorstandes heißt.

Die einzige dort zuletzt noch tätige Mitarbeiterin wird seit diesem Jahr in Nienburg, wo die Öffnungszeiten erweitert wurden, und in Könnern eingesetzt, informierte die Volksbank-Pressestelle. Kündigungen habe es nicht gegeben.

Das Aus kam zudem für die Geschäftsstelle in Atzendorf. Dennoch ist nach Unternehmensangaben im Geschäftsgebiet im Umkreis von zehn Fahrminuten stets eine Volksbank-Filiale zu erreichen. Dieses Netzwerk soll nach Möglichkeit erhalten bleiben. Individuell nach Kundenbedarf ausgerichtet worden seien die Öffnungs- und Beratungszeiten in den einzelnen Filialen.

Sponsoring in der Region

Als regional verankertes Geldinstitut hat sich die Volksbank - sie beschäftigt 99 Mitarbeiter, darunter elf Azubis - 2015 auch gemeinnützig engagiert. Rund 38 000 Euro flossen für Spenden und Sponsoring-Maßnahmen an über 50 verschiedene Einrichtungen. Aus den Reinerträgen des VR-Gewinn-Sparens kamen mehr als 16 000 Euro 25 Einrichtungen in der Region zugute. Ein besonderer Höhepunkt war in diesem Zuge die erstmalige Übergabe eines Kleinwagens an die Volkssolidarität Bernburg, der die Mobilität von pflege- und hilfsbedürftigen Menschen erweitern soll.

Weitere Informationen im

Internet unter www.vbb.info. (mz)