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Vier Tage zum Testen im Beruf

Von Andreas Braun 26.11.2007, 18:30

Bernburg/MZ. - Im BTZ Bernburg hatten sich am Montag Vertreter aus Wirtschaft, Schulen, Ministerium und Agentur für Arbeit getroffen, um erste Erfahrungen des "Teams Anhalt" auszutauschen. "Die Jugend ist nicht schlechter als zu unserer Zeit. Aber die Anforderungen in der Arbeitswelt sind gewachsen", brach Reiner Haseloff, Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister, erst einmal eine Lanze für die Jugend. Aber es fehle manchmal das Wissen, was hinter einem Berufswunsch steckt. Darin sieht Haseloff den Grund, dass 23 Prozent der Auszubildenden die Lehre abbrechen. "Sie sind nicht gut informiert", so der Minister. Schüler der 7. und 8. Klassen will man deshalb mit dem Projekt helfen, sich frühzeitig ein Bild von Berufen zu machen.

Am Montag stieg die Sekundaschule "Südost" ein. Vier Tage lang sollen Jungen und Mädchen in verschiedenen Bereichen testen, was ihnen liegt - oder auch nicht. Dann sollen sie in einem Betriebspraktikum in den Ferien die Fertigkeiten festigen. "Für die Praktika", sagt Jens Kramersmeyer, Geschäftsführer des Bernburger BTZ, "suchen wir noch Unternehmen, die Schülern eine Chance geben."

Der Ausflug in die Arbeitswelt soll dazu dienen, herauszufinden, wo die Stärken oder auch Schwächen liegen, wie es Max-Volker Dähne umschrieb. Der Regionalchef der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt / Thüringen scheute sich nicht, selbst Hand anzulegen. Der gelernte Werkzeugmacher konnte gar nicht zusehen, als mit der Feile zu sehr geschaukelt wurde, was heißt, dass nicht geradlinig über das Werkstück gefeilt wurde.

Auch Gerd Klinz zog die Feile ordentlich über das Namensschild, das ein Teil der Schüler anfertigte. "Die handwerklichen Grundfertigkeiten fehlen bei vielen Jugendlichen", schätzt der Bernburger Unternehmer ein und begrüßt das Projekt, das seiner Meinung nach ausgebaut werden sollte. Daneben konnten Schüler u.a. in die Arbeit der Verwaltung Einblick nehmen oder mit dem Gabelstapler Fingerspitzengefühl beweisen.

"Die Lehrer haben manche Schüler gar nicht wieder erkannt", berichtete Cornelia Stork, die die Praktika für die Köthener Schule der Völkerfreundschaft koordiniert, über erste Eindrücke ihre Schüler, die vor gut zwei Wochen das Experiment erfolgreich beendeten. Oft zeigten diejenigen, die im Unterricht nicht als vorbildlich und pflegeleicht galten, an der Werkbank ungeahnte Fähigkeiten.

Das Projekt sei eine gute Chance, Schülern mehr als nur Wissen zu vermitteln, schlussfolgert Armin Freyer, Leiter der Köthener Schule. Man müsse auch Lebensfähigkeit vermitteln. Da sei dieses Projekt eine Facette. Und Angret Zahradnik, Leiterin der Schule Südost, hofft, dass sich Schüler über die Praxis motivieren, ihre schulischen Leistungen zu verbessern.