Vernässung in Gerlebogk Vernässung in Gerlebogk: Morast statt Idylle

gerlebogk/MZ - Seit Jahren schon können Heinz und Renate Klinke ihr Wassergrundstück am Gerlebogker See nicht mehr nutzen. „Wenn ich nur einen Schritt auf das Grundstück mache, versinke ich im Morast“, erzählt Heinz Klinke.
Früher sei das Grundstück wie ein kleiner Park gewesen - Rasen, Thujen, Pflanzen und Büsche. Heute ist das Schilf aus dem See dabei, das private Areal zu erobern. Die Thujen und alle anderen Pflanzen sind braun, nichts wächst mehr, außer dem Schilf.
Hohe Grundwasserstände und Vernässungen treten seit Ende 2010 in vielen Regionen in Sachsen-Anhalt auf. Dies führte vielerorts zu Einschränkungen des Gebrauchs von baulichen Anlagen und Grundstücken. Die Vernässungen betreffen privates und öffentliches Eigentum ebenso wie landwirtschaftlich, gewerblich oder industriell genutzte Flächen. Zur Unterstützung Betroffener hat die Landesregierung 30 Millionen Euro bereitgestellt. Die Landesanstalt für Altlastenfreistellung ist Bewilligungsbehörde. (lsa)
Aber nicht nur das Grundstück ist durchnässt. Das Wasser stand in diesem Jahr sogar so hoch, dass der Bungalow betroffen war. „35 Zentimeter über dem Grund stand das Wasser“, berichtet Heinz Klinke. Schimmel und Moder machte sich in dem Bungalow breit, der der Familie eigentlich als Erholungsquartier im Sommer dienen soll. „Daran ist seit Jahren nicht mehr zu denken. Das Grundstück können wir überhaupt nicht mehr nutzen“, ärgert sich der 73-Jährige.
Die Stadt Könnern will dem nassen Grund jetzt an den Kragen gehen. Im Dienstzimmer von Könnerns Bauamtsleiter Mario Brauns hängt eine Karte von Gerlebogk an der Wand. Sechs Vernässungsbereiche sind dort eingetragen, in denen auch Wohngebiete liegen. „Wir haben im vergangenen Jahr Fördermittel für die Planung und Bauausführung beantragt“, sagt Brauns. 2010, mit der Eingemeindung von Gerlebogk, sei die Einheitsgemeinde Könnern erstmals mit diesem Problem konfrontiert worden. „Uns liegt inzwischen ein anteiliger Fördermittelbescheid für die Vermessung und ein hydrogeologisches Gutachten vor“, so Brauns. Das Gutachten soll die Ursachen genau klären. Der kommunale Anteil an Planungs- und Baukosten liegt bei rund 730 000 Euro. Fördermittel in Höhe von 498 000 Euro sind beantragt. „Wir hoffen, dass noch in diesem Jahr die ersten Bauleistungen beginnen können“, sagt der Bauamtsleiter.