Stadtzentrum Bernburg Verkehr Bernburg: Kein Platz mehr für Pendler - Stadt will mehr Parkplätze für Anwohner und Kurzzeitparker

Bernburg - Die Parksituation in Bernburgs Innenstadt wird sich in den kommenden Jahren drastisch ändern.
Ziel der Stadtverwaltung ist es, mehr Stellflächen für Anwohner und Kurzzeitparker anbieten zu können. Dies wird zwangsläufig zu Lasten von Dauerparkern gehen, die zur Arbeit ins Stadtzentrum kommen. „Pendler werden nicht begeistert sein, aber das ist so gewollt“, erklärt Wirtschafts- und Ordnungsdezernent Holger Dittrich.
Für sie sollen Alternativen etwas außerhalb geschaffen werden, zum Beispiel am Kaiplatz. Im Zuge von dessen geplanter Umgestaltung werde es dort mehr Parkplätze für Berufspendler geben. „Sie müssen sich dann befleißigen, 200 bis 300 Meter weiter zu laufen. Aber das ist auch zumutbar“, meint Dittrich. In einigen Jahren sollen Pendlern nach der Devise „Je zentrumsnäher, desto teurer“ Monatstickets für 20 bis 30 Euro am Rande der Innenstadt angeboten werden.
Erstes Vorhaben im Spätsommer
Die Nutzergruppen sollen künftig separiert werden. Ziel des neuen Parkraumkonzeptes, das der Stadtrat während seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis nahm, ist keinesfalls, unterm Strich mehr Geld aus dem sogenannten ruhenden Verkehr einzunehmen, betont der Dezernent. Denn die Umsetzung des Maßnahmenkataloges werde auch einiges kosten. Wie beispielsweise die Umgestaltung des Rheineplatzes. Für die Erweiterung der derzeit rund 90 auf dann 140 Stellplätze im Jahr 2018 sind 240.000 Euro veranschlagt.
Erstes Vorhaben aber wird noch in diesem Jahr - voraussichtlich im Spätsommer - die Ausweisung von Anwohner- und Zwei-Stunden-Parkplätzen (mit Parkscheibe) auf der Friedrichstraße sowie auf der Franz- und Liebknechtstraße (jeweils zwischen Friedensallee und Auguststraße) sein.
Speziell auf der Liebknechtstraße soll es zusätzlich zehn bis zwölf Stellflächen geben, da Busse weniger Platz benötigen als bislang für sie freigehalten wird. „Da haben wir uns bereits mit der Kreisverkehrsgesellschaft verständigt“, sagt Holger Dittrich. Vorläufig nicht gerüttelt werde an der derzeitig gültigen gebührenpflichtigen Zeit, nämlich montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, sowie der Tarifhöhe (60 Cent je Stunde). Hier eine Übersicht der geplanten Maßnahmen:
Gebührenpflicht mit Parkscheinautomaten
Nahezu alle an die Fußgängerzone angrenzenden Straßen sollen ab 2017 mit Parkscheinautomaten versehen werden. Für die Beschaffung von sechs weiteren Geräten werden Ausgaben von 45.000 Euro kalkuliert.
Eingeführt werden soll die Gebührenpflicht nach jetzigem Stand auf dem Lindenplatz, auf dem oberen Teil von Wilhelmstraße und Steinstraße, auf der Kurzen Straße sowie auf der Friedensallee (zwischen Kugelweg und Rheine-platz). Ein Sonderfall bleibt der Rheineplatz. Nach dessen Umgestaltung soll es dort möglich sein, einerseits bargeldlos per Smartphone zu bezahlen, andererseits ein Ganztagesticket zu ziehen. „Eine konkrete Preisvorstellung haben wir dafür aber noch nicht“, sagt Dittrich.
Parkscheibe (30 Minuten)
Auf der Karlstraße (zwischen Karlsplatz und Auguststraße) und Teilen des Lindenplatzes (gegenüber der Stadtinformation) soll 2017 ein Kurzzeitparken mit Parkscheibe gestattet werden, weil sich für die jeweils wenigen Stellflächen die Anschaffung eines Parkscheinautomaten nicht lohnt. Gleiches gilt für den nördlichen Karlsplatz, zugleich Zufahrt zur Tiefgarage. Sind dort alle 13 Stellflächen belegt, besteht die Möglichkeit zum Autoabstellen in der Tiefgarage. Unnötiger Parksuchverkehr kann so vermieden werden.
Parkscheibe (zwei Stunden)
An den gebührenpflichtigen Stadtkern angrenzend erwartet die Verwaltung Zonen mit hoher Konkurrenz zwischen Dauer-, Anwohner- und Kurzzeitparken. Für diese Bereiche wird ab 2017 eine Parkerlaubnis von maximal zwei Stunden ausgewiesen.
Sie soll in Kraft treten für den derzeit in Sanierung befindlichen Parkplatz Lange Straße, den gesamten Kugelweg, die Franzstraße und die Liebknechtstraße (jeweils zwischen Friedensallee und Auguststraße), die Auguststraße (Liebknechtstraße bis Franzstraße), die Friedrichstraße sowie die Kleine Annenstraße. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass es nicht reicht, in einer Stunde Arzt- oder Restaurantbesuche zu absolvieren“, begründet Holger Dittrich den Wegfall der Ein-Stunden-Parkplätze.
Anwohnerparken
Im Regelfall soll Anwohnern auf allen Straßen mit gebührenpflichtigem Parken eine Sonderparkberechtigung erteilt werden, auch auf dem Rheineplatz. Eine Ausnahme ist die Friedensallee, weil es dort nur wenige Wohnungen in unmittelbarer Nähe gibt. Am südlichen Karlsplatz, der Tiefgaragen-Ausfahrt, werden sechs Kurzzeit- in Anwohner-Stellplätze umgewandelt, deren Zahl sich dort damit auf 13 erhöht.
Die Franzstraße sowie ein Teil der Friedrichstraße soll einseitig allein Bewohnern vorbehalten bleiben. Dort, wo die Stadtverwaltung schon Sonderparkgenehmigungen erteilt hat, bleibt alles beim Alten: auf der Heinrich-Zille-Straße, der Beethovenstraße, einem Teil der Mozartstraße sowie der Neuen Straße (zwischen Kurzer und Lindenstraße).
Kostenfreie Parkplätze
Außerhalb des Stadtkerns, der im Wesentlichen von der Fußgängerzone definiert wird, ist weiterhin das kostenlose Autoabstellen möglich. Ausnahmen bilden hier nur der Bahnhofsvorplatz und das Rathaus-Umfeld, wo Stellflächen mit Parkscheibe nur zeitlich begrenzt genutzt werden dürfen.
Behinderten-Parkplätze
In der Innenstadt sind laut Stadtverwaltung bereits viele Stellflächen für mobilitätseingeschränkte Pkw-Fahrer ausgewiesen. In Abstimmung mit den Behindertenverbänden sollen weitere Standorte umgesetzt werden.
Wohnmobil-Parkplätze
An der Käthe-Kollwitz-Straße und auf dem Rheineplatz sollen geeignete Flächen entsprechend beschildert werden. Ebenfalls sollen weitere Standorte, die teilweise aus als Übernachtungsplätze dienen könnten, untersucht werden. (mz)



