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Tag der Geschwister Tag der Geschwister am 10. April: Im SOS-Kinderdorf in Bernburg leben Jungen und Mädchen miteinander

Von Jessica Hanack 10.04.2018, 09:55
Die Brüder Tim Alexander, Maik Daniel und Leon Pascal leben seit September 2015 im SOS-Kinderdorf. Hier spielen sie mit Erzieherin Sabine Fiedler.
Die Brüder Tim Alexander, Maik Daniel und Leon Pascal leben seit September 2015 im SOS-Kinderdorf. Hier spielen sie mit Erzieherin Sabine Fiedler. Pülicher

Bernburg - Im Flur sammeln sich Rucksäcke und Jacken. Hausschuhe reihen sich an Stiefel und Turnschuhe, und an der Wand sind Bilder angebracht, die die Regeln für die Wohngruppe zeigen: zuhören, sich vertragen, nicht hauen, sondern helfen.

Im SOS-Kinderdorf in Bernburg geht es laut und lebendig zu, das wird spätestens beim Gewusel in der angrenzenden Küche klar. Derzeit leben in der Wohngruppe 13 Jungen und Mädchen auf zwei Etagen. Unter ihnen sind zwei Geschwistertrios und ein Geschwisterpaar.

13 Jungen und Mädchen leben im SOS-Kinderdorf Bernburg

Brüder und Schwestern verbindet oft eine starke Beziehung - an diesem Ort aber haben sie eine besondere Bedeutung. „Geschwister sind ein Stück von Zuhause“, sagt Bereichsleiterin Annett Cerny-Röhr. „Sie streiten sich auch mal, aber sie brauchen sich.“

Eines der Geschwistertrios sind Tim Alexander, Maik Daniel und Leon Pascal. Die Brüder im Alter von drei, fünf und acht Jahren leben seit September 2015 hier. Leon, der Jüngste, war da noch kein Jahr alt. Heute läuft er munter hinter seinem Bruder Maik her, der das sogenannte Geschwisterzimmer vorführt, das sich die beiden teilen.

Es ist groß und hell, in der Mitte liegt ein Teppich mit aufgezeichneten Straßen zum Spielen. Viel Zeit, das Zimmer anzuschauen, bleibt allerdings nicht. Der fünfjährige Maik, den hier alle liebevoll Maiki nennen, rennt schon in Richtung des anderen Endes der Wohngruppe. Dort wohnt Bruder Tim.

„Tim achtet sehr auf seine Geschwister"

„Tim achtet sehr auf seine Geschwister und kümmert sich viel um Leon“, sagt Cerny-Röhr. Und Maik - ein kleiner Junge mit verschmitztem Blick und blauer Brille - bringt mit seiner Energie regelmäßig die Erzieher und Mitarbeiter zum Lachen. „Den mögen einfach alle“, berichtet die Bereichsleiterin, die schon bei der Inobhutnahme der Geschwister dabei war.

„Es ist nie einfach, ein Kind in die Heimerziehung zu geben“

„Es ist nie einfach, ein Kind in die Heimerziehung zu geben“, sagt Cerny-Röhr. Deshalb sei es nicht nur für die Geschwister wichtig, dass sie auch in einer Wohngruppe zusammen leben können. „Es ist auch für die Eltern gut.“

Die drei Brüder haben weiterhin Kontakt zu ihrer Mutter, mal kommt sie zum Kinderdorf nach Bernburg, mal wird sie von den Geschwistern besucht. Das sei gut so, sagt Cerny-Röhr, „Sie weinen auch mal nach ihrer Mama, wenn sie geärgert wurden. Aber sie fühlen sich wohl hier.“

Ob Geschwister nach der Inobhutnahme zusammen bleiben, entscheidet das Jugendamt im Einzelfall. „Die Entscheidung trifft ein Kolloquium, meist mit einem Psychologen zusammen“, erklärt Cerny-Röhr.

Getrennt werden Geschwister häufig dann, wenn das älteste Kind die Rolle des Vaters oder der Mutter einnimmt und sich zu sehr für die anderen verantwortlich fühlt. „Sie schlüpfen dann immer wieder in die Rolle. Mit der Trennung will man ihnen ermöglichen, ihre Kindheit nachzuholen.“

Manchmal ist ein Elternteil gestorben, manchmal in Haft

Die Kinder, die im SOS-Kinderdorf in Bernburg leben, haben meist schon einiges erlebt. Bei manchen ist die Mutter bereits verstorben, bei anderen sitzt sie im Gefängnis und wieder bei anderen sind die Eltern mit der Erziehung schlicht überfordert.

„Das sind alles Kinder, die ein großes Päckchen zu tragen haben und viel verarbeiten müssen“, sagt Annett Cerny-Röhr. Für Außenstehende sei es in der Regel kaum vorstellbar, was ein so junger Mensch vertragen kann.

Umso enger ist oft die Beziehung der Geschwister, das berichtet Cerny-Röhr von allen Brüdern und Schwestern, die in der Wohngruppe leben. „Sie sind sich schon ähnlich und haben die gleichen Verhaltensweisen.“ Und auch, wenn es manchmal Streit gebe, sagt Annett Cerny-Röhr über die Geschwisterkinder in Bernburg, „Wir sind froh, dass wir sie nicht getrennt haben.“ (mz)

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Siblings Day (manchmal auch National Siblings Day oder National Sibling Day genannt) ist ein Gedenktag, der in einigen Teilen der USA jedes Jahr am 10. April begangen wird, um die Beziehungen der Geschwister zu ehren. Initiiert wurde der Geschwistertag 1998 von Claudia Evart, die ihren Bruder Alan und ihre Schwester Lisette bei einem Autounfall verlor. Ziel des Gedenktages ist es, die lebenden Geschwister wertzuschätzen und an die verstorbenen Brüder und Schwestern zu denken. Dafür gründete Claudia Evart die Siblings Day Foundation.