Wirtschaft, Verkehr, Kultur, Sport Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg entwickelt Brettspiel für Kinder: Weil Kinderstadt Bärenhausen wegen Corona ausfällt
Bernburg - Normalerweise wäre das Organisationsteam der Kinderstadt Bärenhausen momentan intensiv mit der Vorbereitung beschäftigt. Denn geplant war, dass die Kinderstadt auf dem Gelände der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis am 23. Juli eröffnet wird.
Coronabedingt findet das Projekt, das in diesem Jahr seine 13. Auflage erlebt hätte, aber nicht statt. Das fünfköpfige Organisationsteam ist dennoch nicht untätig, sondern beschäftigt sich gerade mit der Entwicklung eines Brettspiels und hat sich dafür mit Micha Reimer einen Experten ins Boot geholt.
In einem Workshop haben sie erste Ideen mit Reimer besprochen und auf einer sogenannten Mindmap (Gedanken-Landkarte) schriftlich fixiert. Reimer hat an der Hochschule Anhalt studiert und vor fünf Jahren ein Gesellschaftsspiel namens „Ecogon“ entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht.
Micha Reimer bringt Erfahrungen bei der Spiele-Entwicklung mit
„Er wird uns auf dem Weg zur Entwicklung des Spiels Impulse geben“, sagt Karsten Noack, Projektleiter der Kinderstadt, der froh ist über diese Unterstützung. Denn davon einmal abgesehen, dass niemand aus dem Orga-Team der Kinderstadt Erfahrung bei der Entwicklung eines Spiels hat, ist das Thema „Demokratie“ - denn darum geht es in der Kinderstadt - nicht ganz einfach.
Wie aber in der „richtigen“ Kinderstadt soll es genau darum in dem Spiel, das für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren konzipiert werden soll, gehen. Ziel sei es, ein funktionierendes Gemeinwesen zu schaffen. „Dabei sollen die Kinder nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen“, betont Noack.
Sie sollen sich dabei an den Grundbedürfnissen orientieren, und ein wenig darüber hinaus. Die Kinder sollen wie in Bärenhausen einen Stadtrat wählen, einer Arbeit nachgehen und Geld verdienen, um damit einkaufen gehen zu können.
Im Brettspiel soll es um Wirtschaft, Nahverkehr Kultur und Sport gehen
Es gibt beispielsweise schon die Idee, dass es in dem Spiel eine Industriebrache geben könnte, über deren Schicksal der Stadtrat diskutieren und letztlich entscheiden soll. Aber auch die Themen „Mobilität“ (öffentliche Verkehrsmittel), „Kultur“ und „Sport“ sollen eine Rolle spielen.
Ebenso wird es darum gehen, Ressourcen zu schonen. Hierbei können sich die Kinder Bonuspunkte erspielen. Das klingt alles ziemlich komplex, soll aber in 45 Minuten zu schaffen sein. So zumindest die Vorstellungen der Beteiligten.
In dieser Zeit sollte laut Karsten Noack es möglich sein, die Basisstadt zu entwickeln. Denn dann könnte es eventuell auch im Sozialkunde-Unterricht in der Schule zum Einsatz kommen.
Von Spiele-Profi Micha Reimer haben die Mitglieder des Orga-Teams erfahren, dass Kinder sehr intuitiv ein Spiel angehen. Das bedeutet aber auch, dass die Regeln nicht zu kompliziert sein dürfen bzw. es nicht zu viele Elemente beinhalten sollte. Überdies muss immer für eine gewisse Spannung gesorgt sein, sodass die Kinder motiviert sind und nicht vorzeitig aufgeben.
All diese Aspekte müssen nun bei der Entwicklung des Brettspiels berücksichtigt werden, sodass noch einige Wochen vergehen werden, ehe es endlich produziert werden kann. Die Stiftung selbst kann dies zwar nicht leisten, aber die Projektbeteiligten streben eine nachhaltige Produktion, bestenfalls in Deutschland, an.
Noch bis Ende August läuft ein Wettbewerb für Hortkinder
Ziel ist es laut Karsten Noack, dass das Brettspiel mit Beginn der Herbstferien im Oktober fertig ist und alle Horte versorgt werden können. Möglich ist die Umsetzung dieser Idee, die den Organisatoren von Bärenhausen schon länger vorschwebte, durch die finanzielle Unterstützung mehrerer Geldgeber, die ursprünglich die Kinderstadt auf dem Stiftungsgelände fördern wollten. Nachdem die entsprechenden Anträge gestellt waren, haben sie aber zugestimmt, die Entwicklung des Spiels zu unterstützen.
Damit die Zeit bis zu den Herbstferien nicht zu lang wird, will die Stiftung aber auch noch einen Wettbewerb für Horte starten: Hierfür sollen die Mädchen und Jungen bis zum 31. August ihre Ideen für eine lebens- und liebenswerte Stadt malen oder basteln. (mz)