Stadt- und Rosenfest in Bernburg Stadt- und Rosenfest in Bernburg: Passt der Name noch zum Fest?

bernburg/MZ - Welche charmante Dame wird für die Stadt Bernburg werben? Noch bis zum Mittwoch, 30. April, gibt es die Möglichkeit, sich im Kulturamt der Stadtverwaltung als Rosenkönigin zu bewerben. Bislang liege eine ernstzunehmende Bewerbung vor. Eine weitere junge Frau habe ihr Interesse bekundet, es aber bisher nicht in eine ordentliche Bewerbung münden lassen. Doch im Rathaus bleibt man zuversichtlich, dass zum Stadt- und Rosenfest vom 28. Mai bis 1. Juni eine neue Majestät präsentiert werden kann.
Braucht es noch eine Rosenkönigin?
Dass der Titel einer Königin in Bernburg nicht sehr beliebt zu sein scheint, wundert Waldemar Rienecker indes nicht. „Was hat denn das Rosenfest noch mit Rosen zu tun? Daraus leitet sich ab, dass wir eigentlich gar keine Rosenkönigin mehr brauchen“, vermutet er einen Grund, warum die Scharen von Bewerberinnen ausbleiben. Dem einstigen Schuldirektor der POS „Juri Gagarin“, der selbst von Anfang an die Idee zu diesem Fest mit unterstützt hatte, fehlt heutzutage der Bezug des Veranstaltungscharakters zum Namen.
Das Schulgebäude an der Tolstoiallee hatte quasi die großen Rosenbeete auf der Straße des Sozialismus vor der Tür. Schüler und auch Einwohner der heutigen Ernst-Barlach-Straße kümmerten sich mehr oder weniger geschickt um die Rosenstöcke. „Besteht denn nicht die Möglichkeit, dass sich jemand wieder einmal an die Spitze stellt und eine ähnliche Aktion ins Leben ruft?“, fragt sich der MZ-Leser. Und wenn nicht, dann reiche es doch, wenn das Fest nur noch „Stadtfest“ heißt.
Keine Unterscheidung mehr
Den Gedanken Rieneckers kann Wolfgang Knopf teilweise folgen. Der Pressesprecher der Stadt kann verstehen, dass der relativ lange Festname nicht gerade für eine Imagekampagne taugen würde. „Ich finde eine Vereinfachung logisch. Doch müssten Ausschüsse des Stadtrates und auch der Rat selbst entscheiden“, so Knopf. In diesem Jahr gib es jedenfalls schon eine Vereinfachung. War in den Jahren seit der Zusammenlegung der Feste immer einzeln gezählt worden, so wird es in diesem Jahr das 46. Stadt- und Rosenfest geben. Die Zahl bezieht sich auf das ältere Rosenfest. Als Stadtfest wäre es erst das 17. Doch sei diese Unterscheidung schon rein sprachlich nicht mehr erwünscht, erklärt Knopf.
Kein Geld für Rosenpflanzungen
Die Idee, Rosenpflanzungen wieder aufzugreifen, sieht Knopf skeptisch, denn die Stadt könne das nicht leisten. Da ist er sich mit Jens Meißner, der die Organisation des Festes in den Händen hat, einig. Findet sich jemand, der das auf die Beine stellen will, werde die Stadtverwaltung sicher keine Steine in den Weg legen und auch in Absprache mit dem Betriebshof könne man dann einige Tipps geben. Doch müssten Verträge mit Bürgern abgeschlossen werden, die die Rosen pflegen.
Start am 28. Mai
Aber zunächst heißt es, erst einmal das bevorstehende Fest gut über die Bühne zu bringen. Start ist am Mittwoch, 28. Mai, ab 17 Uhr mit „Bernburg rockt“. Höhepunkte sind zweifellos am Freitag, 30. Mai, ab 19 Uhr „Pussycat“,
„Goombay Dance Band“ und Graham Bonney. Am Samstag erwartet die Bernburger dann von 19 bis 24 Uhr „Die Gute-Laune-Party“ von MDR Radio Sachsen-Anhalt mit „Marquess“, Markus, „Middle of the Road“, Anna-Carina Woitschack, der „Dance Collection“ und der MDR-Party-Band „Funtastic Five“.
Das Bernburger Rosenfest geht auf eine Idee des Bernburger Arztes Gerhard Heistermann im Jahre 1968 zurück. Er rief damals zu einer Rosenpflanzaktion auf. Durch das Pflanzen der Rosenstöcke sollte das industriell geprägte Stadtbild ansehnlicher gestaltet werden. In diesem Zuge entstanden zahlreiche neuangelegte Rabatten, in denen Rosen blühten. Das Rosenfest nahm im selben Jahr seinen Anfang.
Bernburger Geschäftsleute gründeten 1998 eine Interessengemeinschaft Stadtfest, die im Oktober ein Stadtfest auf die Beine stellte. 2001 übernahm die Interessengemeinschaft die Vorbereitung und Durchführung des traditionellen Rosenfestes und ergänzte es mit dem Beinamen „Stadtfest“. Als Grund für die Zusammenlegung wurde angegeben, dass zwei große Feste für Bernburg vor allem finanziell einfach nicht zu stemmen seien. So wurden die Aktivitäten gebündelt.
Die IG Stadtfest trat 2012 letztmalig als Organisator auf. Der Vorstand stellte sich nicht einer Wiederwahl und wollte gern andere ans Ruder lassen. Das schlug fehl.
Die Stadt Bernburg ist seit 2013 vorerst wieder Organisator des Stadt- und Rosenfestes. So wird es auch in diesem Jahr sein. Die Veranstaltung findet vom 28. Mai bis zum 1. Juni in der Bernburger Innenstadt rund um Karls- und Rheineplatz statt.

