Sperrmüllabfuhr im Salzlandkreis Sperrmüllabfuhr ist ein Problem im Salzlandkreis: Absichtlicher Verstoß gegen geltende Satzung ist üblich

Bernburg - Wie geht es mit der Sperrmüll-Entsorgung im Salzlandkreis weiter? Fakt ist: Die jetzige Praxis verstößt gegen die vom Kreistag beschlossene Satzung, wonach jeder Einwohner zweimal pro Jahr Anspruch auf eine Entsorgung von zwei Kubikmetern hat.
Ralf Felgenträger, Leiter des zuständigen Kreiswirtschaftsbetriebes (KWB), plädiert dennoch für ein Festhalten am „bewährten System“, das von „99 Prozent unserer Bürger“ akzeptiert werde.
Seit Jahren akzeptiert der KWB nur zwei Kubikmeter pro Haushalt statt pro Person. Diese Verfahrensweise benachteiligt Mehrpersonen-Haushalte.
Denn einerseits werden die Abfallentsorgungsgebühren pro Einwohner berechnet, andererseits wird Familien das Recht verweigert, entsprechend mehr Sperrmüll vor die Haustür zu stellen.
Sperrmüllabfuhr im Salzlandkreis: Gesetzliche zustehende Menge wäre ein Problem
Der Grund der Blockadehaltung des KWB ist einfach: Die derzeitige Müllgrundgebühr sei so kalkuliert worden, dass jährlich lediglich 9.300 Tonnen Sperrmüll abgeholt werden können, heißt es.
Würden die 191.629 Einwohner des Salzlandkreises jeweils ihr komplettes Volumen von vier Kubikmetern ausschöpfen, müsste der KWB laut Ralf Felgenträger rund 70.000 Kubikmeter Sperrmüll abholen - also die 7,5fache Menge.
Für den Betriebsleiter ergeben sich daraus vier mögliche Wege in die Zukunft: eine Reduzierung der maximal erlaubten Sperrmüllmenge pro Einwohner und Jahr von vier auf einen halben Kubikmeter; eine Erhöhung der Entsorgungsgebühr, um mehr Fahrzeuge und Personal bereit zu stellen, damit satzungsgerecht abgefahren werden kann; eine Einstellung der Sperrmüllabfuhr und nur noch eine gebührenpflichtige Abgabe auf den Wertstoffhöfen; ein Festhalten an der aktuellen satzungswidrigen Praxis.
Sperrmüllabfuhr im Salzlandkreis: Straßensammlungen haben sich nicht bewährt
Keine Option ist für Felgenträger eine straßenweise Abfuhr zu im Abfallratgeber benannten Terminen, wie sie teilweise in anderen deutschen Regionen gehandhabt wird.
„Das wurde vor vielen Jahren im Altkreis Bernburg praktiziert und hat sich nicht bewährt.“ Solche publizierten Straßensammlungen würden massiv Schrotthändler sowie „Sammler und Jäger“ anziehen, die geldbringende Materialien zum Schaden des KWB entnehmen und die Haufen auseinanderreißen.
Sie seien auch Magnete für Leute aus anderen Straßen, die ihren Sperrmüll abladen. „Für den KWB stellt die Straßensammlung eine nicht vorhersehbare logistische Größe dar, da Fahrzeuge und Personal nicht planbar sind“, so Felgenträger.
Zudem stünden die Kommunen bei dieser Variante vor dem Problem, liegengebliebenen Unrat, der kein Sperrmüll ist, wegräumen zu müssen.
Sperrmüllabfuhr im Salzlandkreis: Auskunft des KWB nicht satzungsgemäß
Im vergangenen Jahr betrug das Sperrmüllaufkommen beim kommunalen Dienstleister nach eigenen Angaben 9.300 Tonnen. Eingesammelt während der Touren an 211 Tagen wurden bei 21.130 Haushalten 2.786 Tonnen Sperrmüll, außerdem 2.505 Tonnen Holz sowie Elektrogeräte und Metall in nicht erfasster Größenordnung.
Hinzu kommen die Mengen, die Bürger selbst kostenfrei bei den Wertstoffhöfen abgaben, und 1.602 Tonnen aus Containern. In 1.637 Fällen mussten Kunden solch einen Container für 57 Euro ordern, weil sie deutlich mehr als zwei Kubikmeter Sperrmüll entsorgen lassen wollten.
Mehrere Familien fühlen sich dadurch rückblickend genötigt, weil sie auf Nachfrage vom KWB keine satzungskonformen Auskünfte bekommen hätten. (mz)