Trockenheit Schlosskirche in Bernburg: Wasserpfützen auf dem Boden soll die Orgel vorm Austrocknen retten

Bernburg - Eigentlich sind die Kirchen in der Sommerhitze bisher immer ein Garant für Abkühlung gewesen. Quasi einer der letzten Rückzugsorte. Doch der diesjährige Supersommer, der in der kommenden Woche sogar noch einmal an Fahrt aufnehmen soll, hat auch in den Gotteshäusern seine Spuren hinterlassen und zwingt auch Bernburgs Kirchenmusiker Sebastian Sass zu drastischen Mitteln.
Wasser aus Pfützen im Mittelgang soll verdunsten
So musste bereits der Boden der Schlosskirche mehrfach unter Wasser gesetzt werden. Durchgehen unmöglich, weil der Mittelgang zwischen den Sitzbänken von Pfützen übersät war, als hätte es durch die Decke geregnet. Und all das nur, um die Orgel sprichwörtlich in letzter Minute vor dem Austrocknen zu retten. „Wir haben binnen einer Woche 80 Liter auf den Boden gekippt“, erzählt Sass.
Die aufgestellten Wasserschalen, die jeden Sommer zum Einsatz kommen, hätten einfach nicht mehr ausgereicht, um die auf dem Tiefpunkt gesunkene Luftfeuchtigkeit wieder auf über 50 Prozent zu bringen.
Orgel war wegen Trockenheit stark verstimmt
Diese war vor allem an den Tagen mit den Spitzenwerten jenseits der 30-Grad-Marke so niedrig, dass die Orgel komplett verstimmt war.Dabei besteht laut Sass nicht nur die Gefahr, dass völlig falsche Töne oder gar keine Töne erklingen.
Viel gefährlicher ist der Schaden, der beim Spielen angerichtet werden kann. Teuer wird es etwa, wenn sich Risse in den aus Holz bestehenden Windladen bilden. Durch diese luftdichten Kästen wird der Orgelwind aus dem Blasebalg zu den Pfeifen geleitet. In der Schlosskirche musste bereits ein gerissener Balg ausgetauscht werden.
Orgel in Gröna kann wegen Trockenheit nicht gespielt werden
Doch mit dieser Ausnahmesituation steht das Bernburger Gotteshaus nicht allein da. Laut Sass sind alle der rund 25 Orgeln des Kirchenkreises Bernburg mehr oder weniger betroffen. Mit Abstand am Schlimmsten allerdings die Orgel in der Kirche in Gröna. Diese konnte bei einem der jüngst zurückliegenden Gottesdienste gar nicht mehr gespielt werden. „So etwas hatten wir noch nie“, muss Sass gestehen.
Darum hofft er, dass die größte Hitzewelle nun überstanden ist und nicht noch mehr Schäden an den zum Teil sehr alten Instrumenten entstehen. Glücklicherweise ist das Raumklima in den Kirchen aber nicht nur von der Trockenheit abhängig, die einfach nicht enden will, sondern auch von den Außentemperaturen, die vorherrschen.
Da es sich in den vergangenen zwei Wochen merklich abgekühlt hat, hat sich auch das allgemeine Raumklima in den Kirchen wieder etwas verbessert. Jetzt heißt es, abzuwarten. Denn laut Sass braucht vor allem das Holz in den Instrumenten Zeit, um sich zu erholen und wieder auszudehnen.
Erst dann kann man mit Sicherheit ausschließen, dass die Hitze bleibende Schäden an den Orgeln verursacht hat. Und womöglich kostspielige Reparaturen nötig werden. Denn falls doch noch Risse im Holz entdeckt werden, dann wird es laut Sass so richtig teuer.
(mz)
