Sanierungsplan soll Unternehmen retten
Bernburg/MZ. - Am Dienstag hatte die moderne bauelemente Detlef Knechtel GmbH & Co. KG, die sich selbst als einen "der größten Hersteller von Fenster und Türen in Deutschland" bezeichnet, beim Amtsgericht in Syke einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Als Ursache für den Insolvenzantrag nennt mb in einer Pressemitteilung "den erneuten aktuellen Konjunktureinbruch im Bauelemente-Bereich sowie die seit zehn Jahren anhaltende rückläufige Gesamtnachfrage in der Baubranche."
Hauptsitz des Unternehmens ist Stuhr, eine 32 000 Einwohnerstadt in Niedersachsen, südwestlich von Bremen gelegen. In der mb-Unternehmensgruppe sind derzeit 677 Mitarbeiter an den Standorten Stuhr-Groß Mackenstedt, Bernburg sowie an einigen Niederlassungen beschäftigt. Ebenfalls von der Insolvenz betroffen ist das mb-eigene Holzhaustüren-Werk Holzbau Klingenthal GmbH & Co. KG im Vogtland.
Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dirk Oelbermann aus Bremen bestellt. Dem Amtsgericht und dem Insolvenzverwalter wurde von der Geschäftsleitung ein nach eigenen Angaben umfangreiches Sanierungskonzept übergeben, "welches dem Unternehmen die Möglichkeit gibt, zukunftsgerichtet zu planen und langfristig die Existenz des Unternehmens zu sichern." Heute finden bei mb Bernburg Beratungen der Geschäftsleitung mit dem Insolvenzverwalter und der Arbeitsamt statt.
Die Unternehmenssicherung, so Hänsch, sei auch Hintergrund des Insolvenzantrages gewesen. "Wir sind nicht zahlungsunfähig, unsere Mitarbeiter erhalten auch pünktlich ihr Gehalt und ihren Lohn." Die Produktion laufe weiter, auch in Bernburg. Das Unternehmen habe rechtzeitig die Lieferanten und die Kunden verständigt. Allerdings müsse das Unternehmen umgebaut werden. "Unter normalen Bedingungen ist das aber nicht möglich, das Unternehmen würde zerbrechen." Einzig die Sondergesetze der Insolvenz würden es mb gestatten, den Umbau auch finanziell zu überstehen. Sonst würden Abfindungsklagen die Existenz von mb bedrohen.
"Unsere Geschäftsleitung hat nicht damit rechnen können, dass die Nachfrage derart schnell schrumpft", meint der Standortleiter. Am Ende seien die Käufer der mb-Produkte Privatleute, auch wenn an Baumärkte und andere Großabnehmer geliefert werde. "Die Kaufkraft ist aber derzeit sehr schwach, im Ostern sogar fast Null." Anfang der 90er Jahre habe es ein großes Wachstum bei Fenster- und Türenbauern gegeben. Inzwischen seien die Kapazitäten überall zu groß und müssten abgebaut werden.
Der Abbau von Personal macht nach Hänsch's Worten auch um Bernburg keinen Bogen. Genaues könne er noch nicht sagen, "es wird aber eine nennenswerte Zahl sein", die über einem Viertel bis zur Hälfte der 300 Mitarbeiter liegen könne. "Davon werden alle Bereiche betroffen sein." Ein Sozialplan liege im Rohentwurf vor. "Dem Betriebsrat wurde der Entwurf schon vor längerer Zeit mitgeteilt, derzeit verhandelt er mit der Gewerkschaft und seinen Anwälten."
Schon beschlossen ist, dass sich mb in Bernburg von seinem Logistikbereich trennt. Auch die Tischlerei soll wegfallen - allerdings, so Hänsch, sei noch nicht gelöst, wer dann die Lieferung konfektionierter Innentüren übernehmen soll.
In diesem Jahr wird es wohl noch keine größeren Umbaumaßnahmen und Entlassungen geben, meint der Standortleiter. Schließlich müssten die aktuellen Aufträge noch abgearbeitet werden. Und außerdem sei die Insolvenz noch nicht eröffnet, sondern erst beantragt worden. Hänsch zeigt sich aber zuversichtlich, dass das Unternehmen den nötigen Umbau überstehen wird. "Es gibt natürlich dabei immer einige Risiken." Beispielsweise das Verhalten der großen Lieferanten. "Wenn aber alle zu uns stehen - Lieferanten, Abnehmer und auch die Belegschaft, dann werden wir es schaffen."
"Wir sind vom Insolvenzantrag überrascht worden", erklärt Betriebsratschef Enrico Gneist. Der Betriebsrat sei derzeit dabei, gemeinsam mit der IG-Metall und den Rechtsanwälten sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. "Es geht darum, dass wir unsere Rechte schützen." Und natürlich, so Gneist, müsse ein akzeptabler Sozialplan her.