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Salzlandkreis Salzlandkreis: Unterricht ins Kino verlegt

Von SUSANNE WEIHMANN 16.11.2011, 17:49

BERNBURG/MZ. - "Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin. . ." Von wegen. Ein Mädchen ist Luci van Org schon lange nicht mehr. Die frühere Sängerin der Band "Lucilectric" ist erwachsen geworden und ums Erwachsenwerden geht es auch in dem Kinofilm "Lollipop Monster", für den van Org zusammen mit Ziska Riemann das Drehbuch schrieb. Es ist ein Trip zurück in die Pubertät, mit all den Problemen beim Erwachsenenwerden. Der Film zeigt zwei Freundinnen - Ari und Oona - zwischen Freundschaft, Tod und erstem Sex. Luci van Org und Riemann haben die knalligsten aller Bilder und Situationen gesucht, um den Schwebezustand der Pubertät zu illustrieren. Genauso brutal werden aber auch die Schwierigkeiten vor Augen geführt. "Lollipop Monster" endet mit einer Katastrophe.

Am Dienstag wurde der Film im Rahmen der Schulkinowoche im Bernburger "Capitol"-Kino gezeigt. Van Org selbst war dabei, um anschließend mit den Sekundarschülern und Auszubildenden vom Institut Braune zu diskutieren. "Wir wollen den Ort Kino als kulturellen Ort etablieren", erklärt Solvig Dyroff, Organisatorin der Schulkinowoche in Sachsen-Anhalt, den Hintergrund der bundesweiten Aktion, die auch vom Kultusministerium in Magdeburg gefördert wird. Die Schüler sollen Filme nicht nur vor dem heimischen Fernseher gucken, sondern auch auf der Leinwand. Man wolle die Schüler zu einem kritischen Umgang mit dem Medium Film anregen. Zudem sei das eine andere Form des Unterrichts. Die Lehrer bekämen Begleitmaterial zu den Filmen. "Wir zeigen hier etwas anderes als Mainstream", sagt Dyroff. Gezeigt würden Filme, die Probleme von Kindern und Jugendlichen thematisieren, ohne jedoch nur ernst zu sein. "Auch der Unterhaltungsfaktor kommt nicht zu kurz." 25 Städte und rund 30 Kinos in Sachsen-Anhalt beteiligen sich an der diesjährigen Schulkinowoche, die zum neunten Mal stattfindet. 29 000 Anmeldungen von Schulen lägen vor, die Marke von 30 000 soll geknackt werden.

Für Luci van Org ist es nicht das erste Drehbuch. Die 40-Jährige hat schon für das Fernsehen gearbeitet. "Lollipop Monster" ist aber ihr erster Kinofilm. "Man braucht da ganz viel Herzblut", bemerkt sie. Schon vor acht Jahren habe die Arbeit an dem Drehbuch begonnen. Für andere Menschen etwas durchdenken und "erfühlen" und verständlich wiedergeben, das ist es, was van Org am Schreiben reizt. Zudem sei ihr jedes Medium recht, um kreativ zu sein. Um eine längere Geschichte zu erzählen, eigne sich ein (Dreh-)Buch besser als ein Lied. Aber es wird auch bald wieder neue Musik von ihr geben. Nachdem die gebürtige Berlinerin zuletzt in der Band "Üebermutter" spielte, wird sie im Februar kommenden Jahres eine neue Scheibe mit ihrer neuen Band "Meistersinger" veröffentlichen.

Auch wenn im Anschluss an den Film ein lautes Gemurmel im Kinosaal einsetzte, wollte sich in Gegenwart der Drehbuchautorin zunächst keiner zum Gesehenen äußern. Nicht einmal ihre Belustigung über den Mord am Schluss wollten sie erklären. Mark-Torben Heise fasste sich schließlich ein Herz. Der 21-jährige Auszubildende vom Institut Braune hält den Film für gelungen, wenn auch etwas überspitzt. "Die Außenseiter sind gut dargestellt", meint Heise.

Andere sagten, sie könnten sich nicht mit den Protagonisten identifizieren. Die Probleme der beiden Teenie-Mädchen seien viel zu weit weg von einer "Kleinstadt" wie Bernburg. Das sieht Kim Schulze ganz anders. "Die Probleme von Teenagern wurden treffend dargestellt." Der Film habe sie sehr berührt, sagte die 13-jährige Schülerin der Heinrich-Heine-Schule. Auch sie kennt Menschen, die so tun, als wäre alles in Ordnung, in Wahrheit aber würde es ihnen schlecht gehen. Auch Marco Hoffmann stimmte der Film nachdenklich. Er habe ihm gefallen, nur den Mord am Ende hätte der 14-Jährige anders gestaltet.