Salzlandkreis Salzlandkreis: Transporter stranden am Rasthof
BERNBURG/MZ. - Gegen 21.30 Uhr rollt ein schwerer Laster auf den Parkplatz der Raststätte Plötzetal an der Autobahn 14. Eine Pause wollte der Fahrer ursprünglich nicht einlegen, der Laster wird von einem Streifenfahrzeug der Autobahnpolizei auf den Rastplatz geleitet. Kaum steht er, untersuchen mehrere Beamte die Ladung, leuchten mit Taschenlampen die Befestigungen aus und überprüfen die Reifen. Dave Martin, der gelernte Kraftfahrer, sieht der Kontrolle gelassen zu und wartet während die Beamten die Fahrtgenehmigung und die Frachtpapiere studieren. Geladen hat Martin eine nagelneue Erntemaschine und ist auf dem Weg aus Westfalen ins Erzgebirge.
Der Lkw-Parkplatz an der Raststätte Plötzetal ist am Abend bereits gut gefüllt. Viele Fahrer haben ihre zulässige Fahrzeit längst erreicht und Feierabend. Aber die vielen Laster beachten die Beamten kaum. "Wir sind heute nur an den Schwerlasttransporten interessiert", sagt Johannes Stoye von der Autobahnpolizei Börde. Das sind alle Transporte mit übergroßer Breite oder Länge, die nur unter bestimmten Auflagen und mit eigens erstellter Genehmigung fahren dürfen. In Sachsen-Anhalt können die Großtransporte nur von 22 bis sechs Uhr auf die Straßen. Für die Kontrolle in der Nacht zum Freitag arbeiten die Reviere der Abschnitte Börde und Weißenfels zusammen, jede Dienststelle betreut eine Seite der A 14. Streifenwagen halten Ausschau nach den charakteristischen gelben Warnleuchten und bringen die Fahrzeuge zum Kontrollpunkt.
"Grundsätzlich lautet das Prinzip: ein Verstoß gegen Auflagen, dann ist die Fahrt zu Ende", sagt Johannes Stoye. Bei Dave Martin ist alles in Ordnung, jedenfalls fast. Anstelle von zwei Warndreiecken und zwei Warnleuchten hat er nur jeweils ein Ausrüstungsteil an Bord. Dafür ist ein Verwarngeld fällig, die Fahrt darf aber fortgesetzt werden. Bei einem Konvoi von drei Fahrzeugen, die schon während der Kontrolle von Martins Erntemaschinen-Transport auf der Schwerlastspur eintreffen, sieht die Lage komplizierter aus. Allein 31 Meter misst der Betonverbinder den jedes Fahrzeug geladen hat. Die Ladung scheint zwar ordnungsgemäß gesichert, aber die Überprüfungstermine einiger Ketten zur Ladungssicherung sind abgelaufen. Zusätzlich sind die Angaben in den Genehmigungen der drei Fahrzeuge unterschiedlich, obwohl sie als Konvoi im Gröbziger Betonwerk gestartet sind.
"Hier wurden entweder Fehler beim Beantragen durch die Spedition gemacht", sagt Stoye. Oder aber die Genehmigung sei falsch bearbeitet worden. Das können die Beamten in der Nacht nicht klären. In jedem Fall müsse eine neue Genehmigung beantragt werden. Das kostet vor allem Zeit. Die Bauteile werden am Freitagmorgen auf einer Baustelle in Bayern erwartet. Aber die Fahrt ist nur wenige Kilometer nach dem Start beendet.
Kurt Seidel fährt das Begleitfahrtzeug der riesigen Transporter. Auch für ihn endet die Dienstfahrt unerwartet zeitig. Für Transporte von solchen Ausmaßen ist ein Begleitfahrtzeug, ein so genanntes BF3, Vorschrift und fährt als Signalfahrzeug hinter den Sattelschleppern. Seidels Unternehmen wird für die Fahrten extra gebucht.
"Ich war viele Jahre Fahrschullehrer, diese Fahrten mache ich fast als Hobby", erzählt Seidel. In der Nacht hat er noch einen zweiten Termin. Nun verlässt er die Raststätte allein. Für die Fahrer, die jetzt in Plötzetal bleiben müssen heißt es ab jetzt Geduld haben. "Mal sehen wie lange das sich jetzt hinzieht", sagt Matthias Struck, einer der Fahrer. Wenn die Papiere nicht stimmen könne er erstmal gar nichts machen, dies müsse die Firma, die ihn und seine Kollegen gebucht hat, klären.
Bei der nächtlichen Kontrolle der Polizisten der beiden Autobahnreviere wurden insgesamt 13 Schwerlasttransporte kontrolliert. "An zwölf haben wir Mängel gefunden", sagt Hauptkommissar Stoye. Vier Fahrzeuge durften ihre Fahrt nicht fortsetzten. Für Matthias Struck heißt das, dass er und seine Kollegen erst einmal in Plötzetal gestrandet sind.