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Salzlandkreis Salzlandkreis: Stimmung in der Tiefe

Von ute nicklsch 18.12.2011, 18:15

Gröna/MZ. - "Man kann so wunderbar abschalten. Die Konzentration liegt nur noch beim Tauchen", schwärmt Heiko Saul, während er sich bei eiskalten Winterwinden auch schon für den bevorstehenden Tauchgang rüstet. Gemeinsam mit Kumpel Jens Kirschstein bereitet sich der Bernburger auf das traditionelle Weihnachtstauchen in der Taiga bei Gröna vor.

Das Lagerfeuer lodert und auch der heiße Glühwein soll die Zuschauer etwas wärmen. Die Taucher selbst scheinen dabei am wenigsten zu frieren. Bei etwa fünf Grad Wassertemperatur wollen die hart gesottenen Männer in die Tiefe des ehemaligen Steinbruchs abtauchen, um ihre traditionelle Weihnachtszeremonie abzuhalten.

Auf einer Plattform, die sich etwa fünf Meter unter der Wasseroberfläche befindet, bietet sich der optimale Platz dafür. Mit dem Tauchergruß "Gut Luft" verschwinden am Samstagvormittag sechs Taucher im kalten Wasser der Taiga. Sogar ein beleuchteter Weihnachtsbaum wird mit unter die Wasseroberfläche befördert und sorgt für weihnachtliche Stimmung in der Tiefe.

Dieser nämlich leuchtet mit Hilfe von entsprechenden LED-Lampen auch unter Wasser. Um den Baum versammelt, werden unter Wasser Fotos geschossen und ein Video gedreht. Der Spaß steht dabei ganz klar im Mittelpunkt. "Das ist einfach nur Gaudi", weiß Heiko Saul über diese schöne Tradition zu berichten.

Als Jahresabschluss bezeichnet es der Organisator Mario Schlüter, der in Bernburg "Mario’s Tauchschule" betreibt. Er ist derjenige, der diesen außergewöhnlichen Tauchgang seit nunmehr sieben Jahren organisiert. Deshalb sind größtenteils auch ehemalige Tauchschüler dabei. Jeweils eine Woche vor Weihnachten steht diese Aktion an.

Voraussetzung für das Weihnachtstauchen ist eigentlich nur ein gültiger Tauchschein. Ein paar Erfahrungen sind außerdem von Nutzen. "Das sind hier alles keine Anfänger", weiß der Profi über seine Mitstreiter zu berichten. Die meisten Taucher kennen sich schon aus den Jahren zuvor und freuen sich auf das alljährliche Treffen.

Auch für Heiko Saul ist es nicht das erste Weihnachtstauchen in der Taiga. Schon im vergangenen Jahr war der Bernburger mit dabei. Da jedoch war das Ganze bei verschneiter Natur und zugefrorener Wasseroberfläche etwas reizvoller als am Samstag. "Wir legten uns auf den Rücken. Die Blasen unter der Eisoberfläche tanzten. Das war einfach nur genial", erzählt der Taucher von seinen Erlebnissen unter der dicken Eisschicht. Während sich im vergangenen Jahr etwa 30 Taucher in die Tiefe "stürzten", waren es in diesem Jahr dagegen nur sechs.

Ob es am windigen und matschigen Wetter liegt, wagt Mario Schlüter nur zu vermuten. Er und seine Mitstreiter jedenfalls haben dennoch eine Menge Spaß. Wobei ihm die Kälte unter Wasser auch kaum etwas anhaben kann, war er doch in seinem speziellen Trilaminatanzug, auch Trockentauchanzug genannt, bestens geschützt.

Wie der Name schon sagt, sorgen insgesamt drei Schichten für das nötige Wärmepolster. Ein so genannter Unterzieher liefert dabei die eigentliche Dämmung. Darüber kommt dann der Trockenanzug, der mit einer Luftschicht schließlich unterfüttert wird. Lediglich das Gesicht ist der Kälte des Sees ausgesetzt.

Doch nicht jeder der Taucher ist mit derartigen Anzügen ausgestattet. Deshalb dehnen die Weihnachtstaucher ihre Zeremonie nicht länger als 15 Minuten aus. "Bei solchem Wetter kann man nicht so lange unter Wasser bleiben", erklärt Tauchprofi Mario Schlüter.

Nach etwa einer Viertelstunde taucht das Team schließlich wieder an der Wasseroberfläche auf. Im Anschluss an die offizielle Weihnachtszeremonie wärmen sich alle, also Taucher und Zuschauer zugleich, am Lagerfeuer und dem darüber dampfenden Glühwein auf. Bis in die Nachmittagsstunden gibt es trotz der zum Teil rauen Winde ein gemütliches Beisammensein am See.