Salzlandkreis: Salzlandkreis: Sabine Herrmann bringt Könnern das Tanzen bei

KÖNNERN/MZ. - Eigentlich ist Sabine Herrmann am Ziel. Sie hat es geschafft, ihre beiden Träume zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Am Ziel sein, heißt für sie aber Stillstand, ein Körper in der Bewegungslosigkeit. Das kommt für Herrmann, Erzieherin und Tanzlehrerin, nicht in Frage. Ihre Philosophie: "Das Leben ist ein Tanz. Und Tanzen ist Leben", zitierte sie am Dienstagabend Fred Astaire, einen der größten Sänger, Tänzer und Schauspieler in den USA.

Sabine Herrmann, 45, hat es zu etwas gebracht. Nicht persönlich. Sie ist nie die ganz große Tänzerin geworden, weil sie es als Jugendliche auf dem Internat nicht aushielt. Eher gesellschaftlich. Sie hat Könnern nämlich den Rhythmus der Musik beigebracht. Kinder und Erwachsene bewegen sich mit ihr in der alten Turnhalle. Vor den riesigen Spiegeln in ihrem "kleinen Tanzstudio", wie sie sagt. Sabine Herrmann engagiert sich nach Feierabend seit mittlerweile über 15 Jahren so sehr, dass sie jüngst den Sonderpreis "Sport" vom Landkreis bekam. Sie darf sich nun Salzlandfrau 2011 nennen. Sie ist die erste, die diesen im Bereich Sport erhielt.

"Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet", gab sich die gebürtige Hallenserin im Gespräch mit der MZ bescheiden. Wohl aber ein paar Mütter, die stets erleben, wie glücklich ihre Kinder mit dem sind, was sie nach der Schule gemeinsam mit Sabine Herrmann machen. Und genau deshalb schlugen sie die gerade einmal 1,55 Meter große Frau "heimlich, still und leise", wie sie sagt, für diesen Preis vor.

"Sie hat das passende Rezept, Kindern und Jugendlichen die Lust an der sportlichen Betätigung dauerhaft zu wecken", sagte Landrat Ulrich Gerstner (SPD) in der vergangenen Woche während der Festveranstaltung. Sie habe Erfolg mit dem, was sie anpacke. Daran ändere auch nichts, "dass die Umstände in ihrem Umfeld nicht immer so sind, dass sie alle ihre Möglichkeiten ausschöpfen können", begründete Landrat Gerstner etwas nebulös.

Das richtige Rezept bestätigten nun auch Tina Meier (11) und Paula Hackel (14) ihrer Trainerin, die immer eine etwas kratzige Stimme hat, weil sie ja ständig die Musik übertönen muss. Beide gehören zu den größeren Mädchen, die dienstags in der alten Turnhalle in Könnern trainieren. Zielstrebig und ehrgeizig sei sie. Vor allem aber "cool", waren sich die beiden einig. Die Art von Sabine Herrmann scheint bei den Kindern tatsächlich anzukommen. Auch deshalb sind die meisten Nachwuchstänzer schon etliche Jahre dabei, feierten in dieser Zeit schon Erfolge bei Turnieren.

Eine andere Sabine Herrmann werden die Menschen wohl nicht erleben. Weder die Kinder in einer Hallenser Kita, die sie betreut, noch die Erwachsenen, die einmal wöchentlich lateinamerikanische Tänze mit Sabine Herrmann üben. Selbst Sebastian, einer ihrer beiden Söhne und selbst ein ziemlich guter Tänzer, sieht eine ruhelose Frau, die mit ihren 45 Jahren noch nichts an Energie eingebüßt hat. Und von der jeden Tag aufs Neue die Menschen in ihrer Umgebung profitieren.

So spontan sie auf Vorschläge der Tänzer eingeht, so strukturiert ist ihr Leben derweil doch. Zwangsläufig. Denn bis zu viermal in der Woche steht sie im Tanzstudio, bastelt entweder an der Choreographie oder an den neuen Kostümen. Zwischen ihrem Beruf als Erzieherin und dem Ehrenamt organisiert sie dann noch verschiedene Veranstaltungen. Stolz darf sie als Mitorganisator der Kinder-Händelfestspiele sein, die parallel zu den renommierten Festspielen in Halle stattfinden. Stolz darf sie auch auf unzählige kleine Events sein, bei denen ihre Hände im Spiel sind.

Dass ihr Leben aus der Musik und dem Tanz besteht, hat sie übrigens ihrer Großmutter zu verdanken. Während ihre Mutter ihr das Klavierspielen beibringen wollte, nahm die Oma die Enkelin mit nach Wolfen zum Kinderballett. Da war Sabine Herrmann vier Jahre alt. Und sie wusste fortan, wo ihr Weg hinführen wird.