Salzland-Kliniken Salzland-Kliniken: Ameos vereinbart Sicherung aller Arbeitsplätze

BERNBURG/MZ. - Nun liegt der Ball bei den Beschäftigten. Stimmen alle der Vereinbarung individualvertraglich zu, sind die für diesen Monat angedrohten 360 Kündigungen vom Tisch.
Lösung positiv aufgenommen
Klinik-Geschäftsführer Kai Swoboda sagte am Donnerstag unmittelbar vor der dritten Gesprächsrunde gegenüber der MZ, er sei "guter Hoffnung", dass die Verhandlungen zeitnah zu einem Ergebnis führen werden. "Wir wollen mit allen Kräften Kündigungen verhindern."
Die Mitarbeiter an den vier Krankenhaus-Standorten in Aschersleben, Bernburg, Schönebeck und Staßfurt wurden am Donnerstag über den Kompromissvorschlag informiert. "Ich hatte den Eindruck, dass er positiv aufgenommen wurde", sagte Olaf Haberecht, Sprecher des Gesamtbetriebsrates und Verhandlungsführer. Die wesentlichen Pflöcke seien bereits bei den zehnstündigen Verhandlungen am 29. Dezember eingeschlagen worden. Am Donnerstag hätten dann alle Betriebsräte dem Paket zugestimmt.
Haberecht verbucht die erzielte Einigung als Erfolg. So sei Ameos abgerungen worden, den Sonderkündigungsschutz von zwei auf fünf Jahre auszuweiten. Seines Wissens ein Novum in der Krankenhaus-Landschaft Sachsen-Anhalts sei die Freistellung der Mitarbeiter für drei Tage pro Jahr zum Zwecke der Gesundheitsförderung. Sie soll die durch die Arbeitszeitreduzierung erwartete höhere Arbeitsbelastung abfedern. Der Betriebsratssprecher betonte auch, dass die Gewerkschaft Verdi als Tarifpartner der Geschäftsführung im Boot sitzen bleibe. Der Tarifvertrag habe Bestand, so dass die Mitarbeiter auch an den darin für dieses Jahr vereinbarten Gehaltssteigerungen partizipieren werden.
Gleichzeitig warnte Haberecht, dass der drohende Stellenabbau noch nicht abgewendet sei. Um alle Arbeitsplätze zu erhalten, müssten nun die 1600 von der Regelung betroffenen Mitarbeiter einer Arbeitsvertragsänderung zustimmen. Von der Zahl der Unterschriften werde die Zahl der Kündigungen abhängen. Er hofft, dass niemand ausschert: "Bei den Betriebsversammlungen an jedem Standort habe ich an die Solidarität appelliert."
Obwohl die meisten der Angestellten, die in Aschersleben informiert wurden, applaudierten, gibt es auch zwiespältige Gefühle. Schwester Antje zum Beispiel ist grundsätzlich froh, nicht gekündigt zu werden. Doch als Hauptverdienerin schmerzen 12,5 Prozent weniger Gehalt schon - zumal auch die Jahressonderzahlung wegfallen soll. "Jeder betrachtet das Ergebnis aus seiner Lebenssituation", sagte sie und hofft, dass die verkürzte Arbeitszeit nicht auch für fünf Jahre gelten soll. "Ich weiß allerdings auch von Kollegen, die sehr froh sind. Weil sie zum Beispiel nur noch wenige Jahre bis zur Rente haben."
Nicht ganz so glücklich mit dem Verhandlungsergebnis ist der Klinik-Betreiber: "Die nun unterzeichnete Vereinbarung ist nicht das, was wir erreichen wollten. Auch das Gutachten des gewerkschaftsnahen Instituts hatte weitergehende Sanierungsbeiträge angemahnt. Wir haben dem Kompromiss aber trotzdem zugestimmt, weil uns sehr wohl bewusst ist, welche Auswirkungen Kündigungen für unsere Mitarbeitenden und deren Familien haben", sagte Axel Paeger, Vorsitzender des Vorstandes der Ameos-Gruppe. Das Unternehmen hätte lieber einen langfristigen zukunftsfähigen Tarifvertrag einschließlich der Arbeitszeitverkürzung mit Verdi verhandelt. Ameos habe in der Vergangenheit immer erfolgreich Tarifverträge mit der Gewerkschaft abgeschlossen, so auch bei der Arbeitszeitverkürzung im Klinikum Halberstadt.
Im Salzlandkreis hatte Ameos allerdings Gespräche mit Verdi abgelehnt, weil die Gewerkschaft nach Auffassung des Unternehmens zu spät auf die prekäre Situation reagiert habe und Verhandlungsbereitschaft erst für Mitte Januar erklärt hatte.
Da die Maßnahmen der jetzigen Vereinbarung nicht ausreichen würden, die Zukunft der Salzland-Kliniken zu sichern, habe die Ameos-Muttergesellschaft signalisiert, den Häusern kurzfristig eine zusätzliche Kapitalspritze in zweistelliger Millionenhöhe zur Verfügung zu stellen.
Kritik von der Gewerkschaft
Kritik an der Einigung kommt von Verdi. "Das ist nicht die beste Lösung", sagte Gewerkschaftssekretär Jens Berek auf MZ-Nachfrage. Vom Verzicht der Jahressonderleistungen sei bislang nämlich keine Rede gewesen. Sollten die Mitarbeiter die Einigung akzeptieren, wären die bisherigen Bemühungen von Verdi umsonst. "Wenn die Mitarbeiter das unterschreiben, haben wir keine Handlungsoptionen mehr", sagte Berek. Die Gewerkschaft stehe aber nach wie vor zu der Zusage, Mitte Januar die Verhandlungen aufzunehmen.