Projektzirkus Probst in Bernburg Projektzirkus Probst in Bernburg: Nur fliegen ist schöner

Bernburg - Marie ist sich noch nicht sicher, ob sie das wirklich machen soll. Ein wenig in sich zusammengesunken sitzt die Siebenjährige am Rand der Manege und schaut auf das Trapez. Dort hängt gerade eine andere Goetheschülerin kopfüber unter dem Dach des Zirkuszeltes und versucht, etwas Schwung aufzunehmen.
„In der Schule klettere ich sehr gerne an unserer Hangel-stange, aber das hier ist doch schon ganz schön hoch.“ Knapp drei Meter über dem Boden baumelt die Trapezstange.
Lob von der Profi-Artistin Jessika: „Die Übungen am Trapez sind schon das Schwerste, was die Kinder hier beim Projektzirkus machen können.“
Dann ist Marie dran, sie tritt tapfer nach vorne und wird von Jessika Petrache vom Projektzirkus Probst hochgehoben. Die Zweitklässlerin scheint ihre Sache gut zu machen, denn sie bekommt ein Lob von Jessika. „Die Übungen am Trapez sind schon das Schwerste, was die Kinder hier beim Projektzirkus machen können“, sagt die Artistin.
Aber längst nicht das Einzige: In einer anderen Ecke des Zeltes sind gerade einige Kinder dabei, ein paar Kunststücke mit kleinen Hunden einzuüben, auf dem Drahtseil wird Hand-in-Hand fleißig balanciert und die Zaubereiabteilung ist auch nicht weit.
Eine ganz besondere Rolle hat Colin erwischt, einer seiner Mitschüler klopft ihm sogar auf die Schulter und ruft: „Colin, du bist ein Superheld.“ Und tatsächlich: Der Drittklässler klettert in einen großen schwarzen Kasten, hinter ihm wird eine Tür verschlossen. Dann kommen nach und nach Schüler dazu und schieben insgesamt zehn massive Schwerter in den Kasten.
Nach einer Weile werden die Metallteile wieder rausgezogen – und Colin kommt ohne eine Schramme aus dem Kasten geklettert. Wie er das gemacht hat, bleibt sein Geheimnis, aber eines verrät der Neunjährige: „Ich gehe eigentlich nicht so gerne in den Zirkus, weil ich ein bisschen Angst vor den Clowns habe. Wenn man da an einer Blume riecht, wird man nass gespritzt. Aber diese Rolle hier in dem Schwertkasten ist toll.“
„Den Kindern gefällt das immer sehr gut“, sagt Lehrerin Petra Kamprath
Die Atmosphäre in dem kleinen Zirkuszelt erinnert beinahe an ein ausverkauftes Fußballstadion. Rund 220 Kinder studieren lautstark an diesem Montagvormittag auf der Töpferwiese ihr Programm ein, das sie dann am Mittwoch gemeinsam mit den Zirkusmitarbeitern den Eltern, Großeltern und Bekannten vorführen.
Vor diesen Projekttagen konnten die Kinder wählen, mit welcher Show sie auftreten wollen - von der Clownnummer über die Tierdressur bis hin zur Fakirshow. „Den Kindern gefällt das immer sehr gut“, sagt Lehrerin Petra Kamprath. „Sonst hätten wir das auch nicht schon mehrmals gemacht.“
Alle drei bis vier Jahre nehmen die Goetheschüler am Projektzirkus teil, „damit jeder mal die Chance hat, mitzumachen.“
Am Ende zählt der Applaus des Publikums
Jessika Petrache ist sich sicher, dass bis zum Auftritt alle Kinder ihre Rolle im Griff haben werden. Sie hat aber auch festgestellt, dass es immer schwieriger wird. „Vielen Kindern fehlt die nötige Disziplin und Körperspannung“, sagt sie.
Allerdings gibt sie auch zu, es sehr genau zu nehmen: „Ich verlange Perfektion.“ Und weil sich die Kinder häufig nicht richtig konzentrieren würden, sei es bis zur Perfektion ein ziemlich weiter Weg. Aber ganz egal, wie lange es dauert: „Wenn die Kinder am Ende der Vorstellung ihren Applaus kriegen, sind sie unheimlich dankbar.“ (mz)