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Chor ist „Familie“ Peter Bethge hielt seinen Sangesbrüdern und dem Vorstand über zig Jahre die Treue

Welche Bedeutung der Chor für den heute 80-Jährigen hat.

Von Sophia Möbes 07.10.2021, 10:00
Peter Bethge ist ehrenamtlich auf vielen Feldern unterwegs.
Peter Bethge ist ehrenamtlich auf vielen Feldern unterwegs. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - Ehrenmitglied des Zöllnerchores, Ehrenmitglied der Kulturstiftung und Ehrenältester der Martinsgemeinde, das alles vereint Peter Bethge in einer Person.

„Es ist das Verdienst des Alters, wenn man so lange ehrenamtlich tätig ist. Ich bin konservativ. Wenn ich mich für eine Sache entschieden habe, bleibe ich dabei bis zum Ende“, meint der 80-jährige Ur-Bernburger. Und entschieden hatte er sich für die Arbeit im Gemeinderat der Martinsgemeinde, dem Zöllner Männerchor und in der Kulturstiftung. Wie kam es dazu?

Wie alles begann

Der Zöllner Männerchor Bernburg war bereits für seinen Vater „Familie“. So war es fast selbstverständlich, dass er schon als Student Mitglied und auch gleich in den Vorstand aufgenommen wurde. 2009 war er der einzige Sachsen-Anhalter, der seit 40 Jahren immer im gleichen Chor singt und gleichzeitig so lange im Vorstand tätig ist. Schon damals gab es eine Urkunde dafür. Inzwischen sind es noch etliche Jahre mehr geworden, wofür er in diesem Sommer mit der Ehrenmitgliedschaft des Chores geehrt wurde.

Wieviel der Chor auch ihm bedeutet, zeigen die regelmäßigen Publikationen, die er erarbeitet. Ob es die jährlichen Hefte „Zöllner-Info“ sind, oder die Festschriften zu den Chorjubiläen, ob Pressemitteilungen über die Arbeit des Chores als solchen oder die gemeinsamen Unternehmungen der Sänger, ohne ihn würde es das sicher in dem Maße nicht geben. Derzeit recherchiert er über die ersten drei Chorleiter der Zöllner. Chorgründer und erster Dirigent war 1846 - 1861 Louis Beate, der in der Turmwächterwohnung der Marienkirche geboren wurde und dessen Grabstein auf der Alten Bibel zu finden ist. Ihm folgten Ludwig Illmer, der in Leipzig verstarb und Fritz Bollmann. Auch dessen Grabstein steht in Bernburg. Man darf auf Bethges Veröffentlichung dazu gespannt sein.

Ein Gründungsmitglied

Als Peter Bethge 1990 erstmals zu einem Klassentreffen nach Bad Lauterberg fahren durfte, traf er dort unter anderem Georg Rosenthal. Der fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, in Bernburg eine Kulturstiftung zu initiieren. „Vorstellbar war damals vieles“, so Bethge, „zuvor musste aber ein Förderverein in Trägerschaft des Landkreises gebildet werden, was noch im gleichen Jahr geschah. Erst eineinhalb Jahre später konnte die Stiftung gegründet werden.“ Bethge gehörte zu den Gründungsmitgliedern und ist als einziger davon auch heute noch aktiv tätig. Viele Projekte hat die Stiftung seither realisiert. Eines der letzten ist die Herausgabe einer Dissertation über Friedrich Adolf Krummacher mit Unterstützung einer Nachfahrin, die Bethge derzeit liest.

Krummacher war hier ab 1812 General-Superintendent von Anhalt-Bernburg. Sein Schwiegersohn, der Maler Wilhelm von Kügelgen, hat ihm in seinen berühmten „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ als „Ätti“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Viele andere Publikationen sind durch die Stiftung unterstützt worden, ebenso die verschiedensten Lesungen, nicht zu vergessen die wissenschaftlichen Arbeiten und Engagements, z. B. für den Erhalt historischer Orte und das Anliegen der Stiftung, als Bewahrer von Kulturgütern zu fungieren. Die initiierten Kulturgespräche haben lange Zeit das kulturelle Leben bereichert. Diese Aufzählung ließe sich noch beliebig lange fortführen, immer unter Leitung oder Beteiligung von Peter Bethge. Als er nicht mehr als Vorsitzender fungieren wollte, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Die Ehrenmedaille der Kulturstiftung war ihm schon Jahre vorher überreicht worden.

Hilfe für viele Autoren

Doch das ist immer noch nicht alles, was es über ihn zu berichten gäbe. Aus den Beständen seines großen Archives hat er schon vielen anderen Autoren für deren Arbeiten Material zur Verfügung gestellt. Ein Ölbild von Heinz Schneider aus Familienbesitz hat er 2005 der Kulturstiftung übergeben, weil diese dessen Nachlass pflegt. Es gibt kaum eine Kulturveranstaltung in Bernburg, bei der der agile Achtzigjährige nicht unter den Zuschauern ist.

Und als studierter Diplom-Gartenbauingenieur kümmert er sich in seinem Hausgarten um den „Blauen Bernburger“, hat dort auf einer Mauer zahllose wunderschöne Töpfe mit blühenden Pflanzen stehen und zieht in der Wohnung einen Kaffeestrauch, der sogar einige Früchte trägt.