Papierfabrik und Saalemühle Papierfabrik und Saalemühle: Wasserkraftwerk an der Saale ist verkauft

Bernburg - Die beiden Wasserkraftanlagen am Bernburger Saale-Ufer bekommen in diesem Monat einen neuen Eigentümer. „Der Notarvertrag ist bereits im September unterschrieben worden“, sagt Mathias Mönchmeier der MZ. Der 45-jährige Wahl-Potsdamer, der regelmäßig an die Saale pendelte, hat seine Zelte in Bernburg in dieser Woche endgültig abgebrochen.
„Ich möchte in Zukunft mehr Zeit mit meiner Familie verbringen können“, begründet der Vater von vier Kindern im Alter zwischen fünf und 13 Jahren die Verkaufsentscheidung. Er hat sie gemeinsam mit seinem Bruder Tobias, der eher stiller Teilhaber war, getroffen.
Mathias Mönchmeier will auch beruflich zu neuen Ufern aufbrechen. „Ich könnte mir vorstellen, mal wieder was anderes zu machen und habe auch schon konkrete Vorstellungen, die aber noch nicht spruchreif sind“, sagt der Mann, der vor seinem Engagement in Bernburg im Daimler-Marketing tätig gewesen war.
Mönchmeiers Vater hatte die frühere Papierfabrik 1992 gekauft
Sein aus Rheda-Wiedenbrück (Westfalen) stammender Vater Rainer Mönchmeier hatte das Gelände der früheren Papierfabrik 1992 als Wasserkraft-Quereinsteiger von einem Investor erworben, der zuvor vergeblich versucht hatte, den DDR-Betrieb in die Marktwirtschaft zu führen.
„Am 1. September 1993 gingen dort unsere ersten beiden Turbinen ans Netz“, erinnert sich Mathias Mönchmeier zurück. Laut eigenen Recherchen wurde damit an diesem Standort erstmals seit 1968 wieder Strom aus Wasserkraft erzeugt.
Die umweltfreundliche Energiegewinnung sei damals vor allem aus zwei Gründen eingestellt worden: „Die DDR setzte politisch lieber auf die Braunkohleverstromung und für die Vorkriegstechnik gingen die Ersatzteile aus, weil deren Hersteller auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze saßen.“
2006 kauften die Mathias und Tobias Mönchmeier auch die Wasserkraftanlage in der früheren Saalemühle
1994 trennten sich Mönchmeiers vom Großteil des Areals auf der Saalehalbinsel, behielten nur die eigentliche Wasserkraftanlage und ergänzten sie 1997 um eine dritte Turbine. Nach dem Tod des Vaters 2006 kauften beide Söhne ein Jahr später auch die Wasserkraftanlage in der früheren Saalemühle von einem anderen Betreiber. Heute erzeugen hier fünf Turbinen Strom.
Jährlich werden so insgesamt rund elf Millionen Kilowattstunden ins Stadtwerke-Netz eingespeist, mit denen der Bedarf jedes fünften Privathaushalts in Bernburg gedeckt wird. Die modernisierte Technik erlaubt es, beide Anlagen optimal nach dem aktuellen Wasserstand zu steuern.
Für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der Saalemühle gibt es noch kein tragfähiges Konzept
Nicht von Erfolg gekrönt blieben indes die Bemühungen, ein tragfähiges Entwicklungskonzept für das denkmalgeschützte Mühlengebäude zu finden. „Der Schall der Anlage ist aktuell noch das Problem für eine Gebäudenutzung“, sagt Mathias Mönchmeier. Das könne sich aber ändern, weil es entsprechende Dämmungstechnik gebe.
Momentan sei dies aber noch nicht rentabel. Der 45-Jährige ist jedoch optimistisch für die Zukunft: „Der Immobilienmarkt in Bernburg entwickelt sich positiv. Ich habe auch ein wachsendes Interesse am Mühlengebäude registriert.“
Die drei technischen Mitarbeiter, die die Wasserkraftanlagen warten und überwachen, werden vom neuen Betreiber übernommen, versichert Mönchmeier. Der Käufer will sich und seine Pläne in den nächsten Wochen der Öffentlichkeit vorstellen, kündigt er gegenüber der MZ an. (mz)