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"Nabucco" in Bernburg Oper in Bernburg: Klassiker im Nieselregen

Von Torsten Adam 12.08.2017, 16:26
Der Chor der in Babylonien gefangenen Hebräer intoniert eindrucksvoll eine der bekanntesten Verdi-Kompositionen, das Lied „Va, pensiero, sull’ali dorate“.
Der Chor der in Babylonien gefangenen Hebräer intoniert eindrucksvoll eine der bekanntesten Verdi-Kompositionen, das Lied „Va, pensiero, sull’ali dorate“. Conny Schreiber

Bernburg - Als Guiseppe Verdi 1842 seine Oper „Nabucco“ erstmals in der Mailander Scala auf die Bühne bringt, wird diese Uraufführung für den italienischen Komponisten zum rauschenden Triumph. Auch fast zwei Jahrhunderte später hat die Oper, deren Handlung sich um Babylons König Nebukadnezar rankt, nichts an ihrer Anziehungskraft verloren. Rund 600 Besucher sind am Freitagabend auf den Bernburger Schlosshof gekommen, um den von der Festspieloper Prag aufgeführten Klassiker unter freiem Himmel zu erleben.

Doch Petrus meint es nicht gut mit ihnen. Zwar fällt die Veranstaltung nicht gänzlich ins Wasser, doch Sprühregen begleitet sie fast den gesamten Abend. Die meisten Gäste sind mit Regenponchos gut vorbereitet, wer ohne kommt, kann beim Veranstalter einen „Ostfriesennerz“ erwerben. Auch des Wetters wegen bleibt der Kartenverkauf an der Abendkasse mau. „Wir sind aber zufrieden“, verweist Kathrin Paul, Sprecherin der Braunschweiger Veranstaltungsagentur Paulis, auf die gute Resonanz im Vorverkauf.

Für zwei Frauen im Publikum soll dieser Abend ein besonderer werden. Sie hatten bei einer MZ-Verlosung eine Statistenrolle gewonnen - und dürfen nun in der berühmtesten Opernszene, dem Gefangenenchor, mit auf die Bühne.

„Komischerweise bin ich gar nicht aufgeregt, ich zittere eher vor Kälte“, sagt die Bernburgerin Rita Müller vor ihrem Auftritt bei kühlen 15 Grad Celsius.

Von Lampenfieber keine Spur auch bei Ahara Bischoff. Die gebürtige Bernburgerin wohnt seit zehn Jahren in jener Stadt, wo „Nabuccos“ Siegeszug um die Welt begann: in Mailand. Anders als der Großteil des Publikums kann sie die komplett in Originalsprache vorgetragene Oper gut verstehen. Aber nicht alles. „Sie nutzen einige Wörter in archaischer Sprache, die im heutigen Italienisch nicht mehr gebräuchlich sind“, erklärt die Deutsch-Dozentin.

Im dritten Akt nach der Pause dürfen Rita Müller und Ahara Bischoff mit auf die Bühne. Nicht mitsingen und traurig gucken - so lauten die Anweisungen an die Statistinnen. Viel verkehrt machen kann man da nicht. Oder etwa doch? „Als sich nach dem Lied alle umdrehten, wollte ich zu früh gehen“, erzählt Ahara Bischoff hinterher schmunzelnd. Und sie habe es vermeiden müssen, ihre in der ersten Zuschauerreihe neben ihrem Bruder sitzende Mutter anzuschauen: „Sie hat fortwährend gelacht, wir mussten aber doch traurig gucken.“

Für beide Gewinnerinnen der MZ-Verlosung ist die Aufführung in jedem Fall ein Erlebnis, sowohl vor als auch in den knapp zehn Minuten auf der Bühne. „Ich fand das sehr beeindruckend“, lobt Ahara Bischoff diese klassische Inszenierung, die ihr viel besser gefallen habe als eine moderne Interpretation von Verdis „Aida“, die sie kürzlich in Verona erleben durfte.

Zufrieden zwar nicht mit dem Wetter, aber mit Ensemble und Orchester zeigen sich die tapferen Besucher. Für die stehenden Ovationen bedanken sich die Tschechen mit einer Zugabe - natürlich muss das der Gefangenchor sein. (mz)

Die meisten der 600 Zuschauer harren trotz Nieselregens bis zum Schluss aus und erhalten als Belohnung dafür eine Zugabe vom Gefangenenchor.
Die meisten der 600 Zuschauer harren trotz Nieselregens bis zum Schluss aus und erhalten als Belohnung dafür eine Zugabe vom Gefangenenchor.
Conny Schreiber
Ahara Bischoff (rechts) und Rita Müller tauschen in der Pause ihre Regenponchos gegen historische Gewänder. Die beiden Frauen dürfen anschließend als Statistinnen mit dem Gefangenenchor auf der Bühne stehen.
Ahara Bischoff (rechts) und Rita Müller tauschen in der Pause ihre Regenponchos gegen historische Gewänder. Die beiden Frauen dürfen anschließend als Statistinnen mit dem Gefangenenchor auf der Bühne stehen.
Conny Schreiber