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Nach Tod von Braunbär Benji Nach Tod von Braunbär Benji: Ist Zwinger am Schloss Bernburg zeitgemäß?

Von Katharina Thormann 01.03.2017, 08:45
Braunbärin Bonny in Bernburg
Braunbärin Bonny in Bernburg Archiv/Pülicher

Bernburg - Nach dem Tod von Braunbär Benji ist eine hitzige Debatte über die generelle Haltung der Tiere im Zwinger am Bernburger Schloss entbrannt. Vor allem auf der Facebook-Seite der MZ Bernburg hat das Thema große Wellen geschlagen. Mehr als 60 Kommentare landeten unter der traurigen Nachricht von Benjis Tod, darunter auch reichlich Kritik an den aktuellen Bedingungen für die Tiere.

„Es war keine gute Haltung dort“, meint ein MZ-Leser. Eine andere schreibt: „Ich hoffe, da kommen nie wieder Bären rein. War vielleicht sogar eine Erlösung für ihn. [...] Es muss sich so anfühlen, als wäre man in einem drei Quadratmeter großen Raum.“

Spagat zwischen Tierwohl und Tradition

Natürlich sieht auch Roland Reichelt, Geschäftsführer der Bernburger Freizeit GmbH (BFG), in der Haltung der Braunbären einen Spagat zwischen Tierwohl und Tradition. Fakt ist für ihn aber: Es ist ein genehmigtes Tiergehege, das den Anforderungen entspricht. Im Jahr 1996 war das vergrößerte Gehege vom Landkreis eröffnet und ein Jahr später an die Freizeit GmbH als neuer Betreiber übergeben worden.

535 Quadratmeter für zwei Tiere

Daraufhin zogen die beiden Braunbär-Zwillinge Benji und Bonny, die im übrigen an gleicher Stelle im Jahr 1990 geboren wurden, wieder in dem Zwinger am Schloss ein. Auf rund 535 Quadratmeter war das Gehege damals vergrößert worden. „Wenn man die Haltung kritisiert, müsste man auch Zoos und Zirkusse abschaffen“, findet Reichelt. Doch zielführend sei das nicht. Denn Tiergehege würden auch dafür sorgen, dass bedrohte Arten erhalten blieben, manche Tiere sogar wieder ausgewildert würden.

Was Benji und Bonny angeht, handelt es sich um zwei Braunbären, die in Gefangenschaft groß geworden sind und sich deshalb laut BFG-Geschäftsführer von Anfang an anders verhalten haben als Tiere in freier Wildbahn, allein schon was die Fütterung angeht. Hinzu kommt natürlich auch der traditionelle Aspekt: „Die Bären sind das Wappentier von Bernburg. Die Haltung in dem Gehege hat eine jahrzehntelange Tradition“, so Reichelt.

„Bärengehege entspricht absolut den Anforderungen“

Auch Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) kennt diesen „Glaubenskrieg“ und hat sich schon vor Jahren über die Bedingungen der Bären am Schloss-Zwinger schlau gemacht: „Das Bärengehege entspricht absolut den Anforderungen.“ Da die 27-jährige Bonny zurückgeblieben ist und diese Tiere sowieso als Einzelgänger gelten, sieht er momentan auch keinen Handlungsbedarf.

Die alte Dame werde weiterhin in dem Gehege leben. Erst wenn auch sie sterbe, müsse neu nachgedacht werden, so Schütze. „Dann werden wir uns im Stadtrat darüber unterhalten.“ Sollte sich dann tatsächlich die Mehrheit der Ratsmitglieder gegen die Bärenhaltung aussprechen, müsste man sich laut BFG-Chef Reichelt aber auch über eine Alternative Gedanken machen. (mz)

In dem 1996 sanierten Zwinger am Schloss Bernburg lebt nun nur noch die Braunbärin Bonny.
In dem 1996 sanierten Zwinger am Schloss Bernburg lebt nun nur noch die Braunbärin Bonny.
Pülicher