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Busverkehr Nach Konstruktionspanne: Start ohne Dach in Bernburg

Haltestelle wandert im Herbst vorübergehend zum Rheineplatz.

Von Torsten Adam 10.08.2021, 14:00
Fast alles ist seit Wochen startklar für den neuen Busbahnhof. Das fehlende Dach soll erst Mitte Oktober geliefert werden.
Fast alles ist seit Wochen startklar für den neuen Busbahnhof. Das fehlende Dach soll erst Mitte Oktober geliefert werden. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - Die Rendezvoushaltestelle vor Bernburgs Landratsamt wird nach den Sommerferien ohne Dach in Betrieb genommen.

Während die Tiefbauarbeiten von Jaegerbau weitestgehend problemlos verliefen und pünktlich fertig wurden, taten sich bei der Dachkonstruktion ungeahnte Schwierigkeiten auf. Ein tschechisches Subunternehmen des Auftragnehmers aus Süddeutschland bemerkte während der Herstellung, dass ein Konstruktionsfehler vorliegt. Dies bestätigte später ein bestellter Gutachter.

Stadt Bernburg hat sich auf einen Vergleich eingelassen

„Wir waren in Handlungsnot“, begründet Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos), warum sich die Stadt nun auf einen Vergleich eingelassen hat. Alternative wäre ein jahrelanger Rechtsstreit um die Schuldfrage gewesen. „Wir fühlen uns total im Recht“, betont Dezernent Holger Dittrich. Doch mit dem Warten auf eine Gerichtsentscheidung bliebe die Haltestelle auf unabsehbare Zeit unvollendet.

Die Stadt hatte den Auftrag für die 70 Meter lange und vier Meter breite Dachkonstruktion samt Werksplanung bereits im September 2020 erteilt. Der neukonzipierte Wetterschutz der Fahrgäste wird mittlerweile von einem anderen Subunternehmen gefertigt und soll in der 42. Kalenderwoche ab 18. Oktober geliefert werden. Während des sechswöchigen Aufbaus muss die Rendezvoushaltestelle laut OB Schütze noch einmal außer Betrieb genommen werden.

Eine Rückkehr zum jetzigen Ersatzbusbahnhof an der mittleren Karlstraße sei dann allerdings nicht möglich, weil der neue Fahrplan sechs statt vier Haltestellen verlangt. „Unsere Vorzugsvariante ist der Rheineplatz“, sagt Holger Dittrich - also jener Ort, wo bereits zu DDR-Zeiten der Busbahnhof war.

Bausumme hat sich inzwischen verdreifacht

Die Kosten für die Haltestelle werden inzwischen auf 2,3 Millionen Euro geschätzt - mehr als eine Verdreifachung der ursprünglich kalkulierten 750.000 Euro. Neben explodierenden Baukosten hat die Panne mit dem Dach 261.000 Euro beigetragen. 66.000 Euro davon gehen an die von der Subfirma verauslagten Produktionskosten, das Ingenieurbüro und der Auftragnehmer kommen nach Angaben von Henry Schütze je zur Hälfte dafür auf. Die Stadt übernehme die 195.000 Euro Mehrkosten für die teurere neue Konstruktion, die aus technischen Gründen pulver- und nicht feuerverzinkt werden muss.

Beim Salzlandkreis wurde der Antrag gestellt, diese Mehrkosten aus einem ÖPNV-Fördermittelprogramm zu refinanzieren. Die Signale stehen auf Grün. „Wir geben insgesamt rund 30 Prozent der 1,6 Millionen Euro, die der Bund uns von 2019 bis 2022 für den ÖPNV bereitstellt, für diese Maßnahme aus“, sagt Tilo Wechselberger, Fachdienstleiter für Kreisentwicklung. Das zeige, wie wichtig auch dem Salzlandkreis diese Rendezvoushaltestelle ist.