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Nach dem Krieg alles mühsam wieder aufgebaut

Von Susanne Weihmann 25.10.2006, 19:29

Alsleben/MZ. - Ein Blick aus dem Fenster, hinter dem die Sonne schien und das Laub in den schönsten Farben leuchtete, genügte. Überhaupt, genügsam sei ihre Tante immer gewesen, sagt Waltraud Spitzner, ihre Nichte. Sie ist so etwas wie eine Tochter für Frau Deppner, die selbst keine Kinder hat, aber sehr kinderlieb ist. "Sie ist ein bescheidener, zurückhaltender Mensch", sagt ihre Nichte. Gesundheitlich, weiß Frau Spitzner, geht es der betagten Dame noch sehr gut, nur mit dem Hören hat sie Probleme. Und zu Fuß ist sie nicht mehr so gut unterwegs. Waltraud Spitzner vermutet, dass ihre Tante noch so fit ist, weil sie immer gesund gelebt hat - unter anderem mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Der sei ihr Leben lang, das die gebürtige Hergisdorferin (bei Eisleben) als ältestes von sechs Geschwistern vorwiegend in Leipzig verbrachte, ihre Leidenschaft gewesen.

"Aus wenig hat sie viel gemacht. Das hat ihr gereicht", sagt die Nichte. Auch der Zweite Weltkrieg, in dem Else Deppner und ihr Mann Hermann alles verloren, konnte sie nicht entmutigen. Mühsam baute das Ehepaar nach einem Bombenangriff, der das eigene Mehrfamilienhaus traf, alles wieder auf. Nach dem Krieg arbeitete sie in einer Schokoladenfabrik in Markkleeberg. In Leipzig lebte Frau Deppner bis zu ihrem 90. Lebensjahr, dann zog sie nach Halle und vor drei Jahren nach Alsleben.

Ihre Lieben, Waltraud Spitzner und deren Mann, wohnen nur wenige Kilometer entfernt, besuchen die ältere Dame oft. "Frau Deppner kam als Fremde. Aber sie hat sich gut eingelebt", weiß die Leiterin des Seniorenheims des Arbeiter-Samariter-Bundes, Ursula Döhner. Die 100-Jährige selbst sagte zwar am Mittwoch nur wenig, aber sie lächelte viel. Und sie ließ immer wieder zur Freude der Gäste, zu denen Landkreis-Dezernentin Reingard Stephan, ehemalige Gartennachbarn aus Leipzig sowie Kinder der Tagesstätte "Gänseblümchen" gehörten, ihren Humor aufblitzen. Ohne den, glaubt ihre Nichte, ließe sich ein so langes Leben nicht meistern.