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Museum Schloss Bernburg Museum Schloss Bernburg: Liebenswertes in Bildern von Alice Klüglich

Von Sophia Möbes 10.05.2016, 08:24
Ansicht von Gröna, gemalt von Alice Klüglich
Ansicht von Gröna, gemalt von Alice Klüglich Klüglich/ Repro: Pülicher

Bernburg - Kunsthistorikerin Magda Firesch und Innenarchitektin Barbara Fränkel waren eng mit der Bernburger Malerin Alice Klüglich (1929 bis 2012) befreundet. Deshalb sind beide dem Museum Schloss Bernburg sehr dankbar, dort im Barocksaal noch einmal einen kleinen Querschnitt ihrer Werke zeigen zu dürfen. Und sie zeigten sich sehr erfreut, dass trotz der Präsentation in nur einem Raum die Vielfalt ihres Schaffens deutlich wird. Seit Sonntag ist die Ausstellung eröffnet und wird nur bis zum 3. Juli zu besichtigen sein.

Alice Klüglich, Trägerin des Bernburger Kunst- und Kulturpreises, war Lehrerin, Dekorationsmalerin und von 1960 bis 77 Fachlehrerin für Kunsterziehung und Fachberaterin. Ihre ersten, sehr liebevoll gestalteten Arbeiten - insbesondere in Kohle- und Gouachetechnik, aber auch Holzschnitte - beinhalten überwiegend Kinder- und Tiermotive. Später zeigte sie dann in ihren Aquarellen „das Liebenswerte von Bernburg“, so Museumsdirektor Roland Wiermann in seiner Begrüßung.

Magda Firesch ging im Anschluss sehr ausführlich auf Leben und Werk der Künstlerin ein. Sie würdigte deren großes Talent für ein genaues Erfassen von Figuren ebenso wie ihre großen Gedanken in den kleinen Werken. Denn die Bilder enden nicht am Rand, sie könnten vom Betrachter gedanklich an beiden Seiten weitergeführt werden. Und mit ihren zauberhaften kolorierten Scherenschnitten hat sie laut Firesch eine Meisterschaft entwickelt, die ihresgleichen sucht.

Die Akribie, mit der sie die Scherenschnitte fertigte, hat sie anfangs auch beim Malen beeinflusst. So sind einige ihre Bilder eine realistische Wiedergaben dessen, was sie gesehen hat. Teilweise ist ein „theaterhafter Aufbau“ mit einem ungeheuren Farbenspiel erkennbar, der den Betrachter vom Rand zum Wesentlichen führt. Doch Alice Klüglich malte auch Sinnbildhaftes. Als Beispiel wählte Firesch den Blick vom Theatervorplatz zur Schlosskirche mit der Straßengabelung. Man könnte hierin die Frage erkennen „Welchen Weg soll ich gehen?“

Besonders beeindruckend und als Symbol für die Einsamkeit an sich sieht Firesch Klüglichs Novemberbild; im „Spätherbst an der Saale“ liegen nur noch zwei Boote im Wasser, ringsum ist alles andere bereits eingeräumt und verschlossen. Aber auch Witz und Humor kann man in ihren Bildern finden. So hat sie von der Ruine des alten Weinberghauses bei Aderstedt nur die intakte Rückseite mit einem blühenden Kirschzweig gemalt – Hoffnungsschimmer auf den Erhalt des Hauses? Aquarelle in sehr schönen Farben und mit absoluter Leichtigkeit wie „Himmel über Juist“ schuf Alice Klüglich erst im Alter. Leider kann man nur noch spekulieren, weshalb seit dieser Zeit auf all ihren Bildern nirgendwo ein Mensch zu sehen ist.

Eine wichtige Frage beschäftigt die Kunsthistorikerin: Was bleibt von Alice Klüglich neben ihren Bildern und den Erinnerungen derer, die sie kannten? Als Lehrerin hat sie bei ihren Schülern die Liebe zur Kunst geweckt und gefördert. Wie wäre es deshalb mit Straßennamen Bernburger Künstler, um ihnen in dieser Form ein Denkmal zu setzen? Ob Frey, Görner, Klüglich oder andere. Für 2017 wurde zur Erinnerung an Alice Klüglich ein kleiner Kalender mit einigen ihrer Aquarelle herausgebracht, den Barbara Fränkel in ihrem Architekturbüro vertreibt.

Die Veranstaltung wurde musikalisch sehr einfühlsam von Musikschüler Kevin Vu auf seiner Gitarre begleitet. Und die vielen Gäste nutzten die Zeit auch, um ihre Erinnerungen an die Künstlerin auszutauschen.

Jürgen Badzinski, einst selbst ihr Schüler, wandte sich im Anschluss als Kommunalpolitiker an die MZ und teilte mit, dass für das neue Wohngebiet Bernburg Süd-West die Namen regionaler Künstler als Straßennamen vorgesehen sind. Eine Eberhard-Frey-Straße sei bereits geplant. (mz)