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Müllverbrennungsanlage Müllverbrennungsanlage in Bernburg: Tönsmeier will verkaufen

Von Andreas Braun 09.03.2018, 08:55
Das EAB Heizkraftwerk an der Köthenschen Straße in Bernburg aus der Vogelperspektive.
Das EAB Heizkraftwerk an der Köthenschen Straße in Bernburg aus der Vogelperspektive. Engelbert Pülicher

Bernburg - Die Unternehmerfamilie Tönsmeier - Inhaber einer der größten Entsorgungsfirmen in Deutschland - will sich nach Unternehmensangaben von ihren Firmenanteilen trennen. Die Tönsmeier-Gruppe mit Sitz in Porta Westfalica (NRW) steht zum Verkauf, sagt Pressesprecher Boris Ziegler.

Davon betroffen sind auch etwa 60 Mitarbeiter in Bernburg, unter anderem in der Müllverbrennungsanlage Bernburg an der Köthenschen Straße. Die Anlage, in der „Ersatzbrennstoffe“, die aus Abfällen hergestellt werden, verbrannt werden, und die damit Dampf erzeugt, ist eine der modernsten in Europa. Tönsmeier hatte 180 Millionen Euro in den Bau gesteckt.

Solvay nimmt Großteil des erzeugten Dampfes ab

2010 ging sie in Betrieb. Solvay beteiligte sich an der Anlage, ist der Chemiebetrieb doch ein Hauptnutzer und nimmt einen Großteil des Dampfes ab. Nach Zieglers Angaben soll der Verkauf der Tönsmeier-Gruppe nicht zulasten der Mitarbeiter gehen.

„Es ist kein Notverkauf. Die Familie hat lange mit sich gerungen. Immerhin hat das Unternehmen eine 90-jährige Firmengeschichte. Es war in den vergangenen zwei Jahren wirtschaftlich sehr erfolgreich“, so Ziegler.

Allerdings wurde bei Strategiebesprechungen im vergangenen Jahr der Investitionsbedarf für die nächsten Jahre ermittelt, um das Unternehmen mittel- und langfristig in einer wettbewerbsfähigen Situation zu halten. Hier kam eine Summe von 150 Millionen Euro heraus. Dieses als Familienunternehmen zu stemmen sei ein großes Wagnis.

150 Millionen Euro Investitionsbedarf

„Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass jeder Käufer das Interesse haben wird, die Tönsmeier-Gruppe weiterzuentwickeln und entsprechend in das Unternehmen zu investieren. Dies sind - auch auf Basis der aktuell sehr guten Marktposition unserer Gruppe - keine schlechten Perspektiven für die Mitarbeiter“, so Ziegler.

Die Eigentümerfamilie werde in den Verhandlungen genau prüfen, „ob ein echtes unternehmerisches Interesse an Tönsmeier zum Vorteil des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und seiner Kunden“ bestehe, fasst Ziegler zusammen.

In Sachsen-Anhalt arbeiten etwa 300 Menschen für Tönsmeier

Das familiengeführte Unternehmen zählt nach Remondis, Alba, Veolia und Suez zu den fünf größten Firmen der Branche in Deutschland mit einem Gesamtumsatz von rund 500 Millionen Euro im Jahr 2017.

Beschäftigt werden über 3.000 Mitarbeiter an 70 Standorten in Deutschland, den Niederlanden und Polen. Darunter sind Bernburg, Westeregeln, Köthen, Oppin, Magdeburg und Welfesholz in Sachsen-Anhalt. Im Land arbeiten etwa 300 Menschen für Tönsmeier.

Bis Ende Juni soll der Verkaufsprozess abgeschlossen werden, informierte die Gruppe. Das sei aber kein Grund, überhastet zu entscheiden. Es müsse alles passen, so Ziegler.

Tönsmeier will nach eigenen Angabe noch im ersten Halbjahr 2018 zu einer Vereinbarung gelangen. Für den Verkauf ist den Angaben zufolge das Beratungsunternehmen KPMG eingeschaltet worden. (mz)