Mittelalter-Spektakel in Bernburg Mittelalter-Spektakel in Bernburg: Ritter erobern Schlosshof

bernburg - So düster wie das Mittelalter zeigte sich am Donnerstagabend der Himmel über Bernburg: Zum Auftakt der 20. Auflage des Mittelalterspektakels auf dem Schlosshof war von den zahlreich erschienenen Hexen und ihren Jüngern angesichts des zeitweise strömenden Regens Durchhaltevermögen gefragt. Dass die Stimmung bei der Walpurgisfeier dem Wetter trotzte, war den Königen der Spielleute zu verdanken: Die Berliner Band „Corvus Corax“ gab ein berauschendes Konzert und brachte ihre Fanschar schon bei der Probe zuvor gehörig in Wallung.
So mies wie am Donnerstag, so schön präsentierte sich das Wetter am Freitag. Am Nachmittag bildeten sich vor dem Eingangstor lange Warteschlangen. Unters Volk gemischt hatte sich auch Dieter Pütz. Der Kölner, der seit zwei Jahren in Halle lebt, belebte als Kaufmann Goderich Hardevust das Marktgeschehen und hat mit seinem Mittelalter-Faible auch Lebensgefährtin Heidrun Kretschmer angesteckt. Sie begleitete den stolzen Patrizier als einfache Marktfrau. Das Paar bezog fürs ganze Wochenende in der Jugendherberge Quartier, um jeden Tag auf dem Schlosshof zu genießen. So wie sie waren alle Händler und Darsteller des Spektakels innerhalb der historischen Gemäuer in mittelalterlichen Gewandungen zu erleben. Ritter eines Schaukampftheaters aus Leipzig kämpften wie die Wilden. Jonglierende Gaukler und die Mädchen von „Las Fuegas“ mit einer Feuershow und einem Scherbentanz sorgten ebenso für Kurzweil und Staunen. Zwischen den Darbietungen unterhielten „In Aeterno“ und „Ohrenpeyn“ mit ihrer Musik aus einer längst vergangenen Zeit.
An Dutzenden Ständen boten Händler ihre Waren feil, wie beispielsweise Schmuck, Ledertaschen, Edelsteine, Körbe und Gefilztes. Für Jung und Alt gab es zahlreiche Mitmachangebote - anfangen vom Tauziehen über Bogenschießen bis hin zum Axtwerfen. Wie andere Handwerker gab ein Steinmetz aus Meißen Einblicke in seine Fingerfertigkeit. „Ich bin seit zwölf Jahren sechs- bis siebenmal pro Jahr auf solchen Märkten unterwegs und zum zweiten Mal hier“, sagte der 56-Jährige, für den die Arbeit als Steinmetz ebenso Beruf wie Hobby ist. Seine Bernburger Kundschaft hat er als „recht offen“ kennen gelernt, wenngleich angesichts seiner schweren Ware vor allem kleinere Artikel wie Kerzenschalen erworben wurden.
Das Museum lud ein zum Besuch einer Ausstellung über Hexenverfolgung und Folterwerkzeuge vergangener Jahrhunderte. Köstliche Düfte drangen aus den Tavernen und Garküchen. Frischgebackenes Handbrot, Schwein vom Spieß oder Honigbier ließ den Besuchern das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Samstag und Sonntag gibt es nochmals Gelegenheit, eine Zeitreise ins Mittelalter zu unternehmen. Jeweils um 11 Uhr beginnt das Marktgeschehen, unter anderem mit Feuer- und Fakirshows des großen Rudolfos. Und dann heißt das Motto laut Programm: „Fressen und Saufen bis tief in die Nacht“.
Die Tageskarte kostet Samstag und Sonntag jeweils sieben Euro, Kinder von 7 bis 16 Jahren sowie Studenten und Schwerbeschädigte zahlen fünf Euro. Eine Familienkarte (zwei Erwachsene und zwei Kinder) ist für 18 Euro zu haben. Wer gewandet erscheint, muss nur vier Euro löhnen. (mz)

