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Vereine Landärzte Hausbau Ministerpräsident Reiner Haseloff zu Besuch am Gymnasium Carolinum Bernburg: Debatte über Jugend und Zukunft im Salzlandkreis

Von Susanne Schlaikier 20.08.2019, 07:56
Gruppenbild mit Polit-Prominenz: Schüler vom Carolinum mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Landrat Marcus Bauer (SPD)
Gruppenbild mit Polit-Prominenz: Schüler vom Carolinum mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Landrat Marcus Bauer (SPD) Schlaikier

Bernburg - Tobias Strätz kann man gewiss als heimatverbunden bezeichnen. Der junge Mann ist nicht nur seit vielen Jahren Mitglied im Bernburger Ruderclub, sondern engagiert sich dort inzwischen auch als Übungsleiter.

Gern hätte er in Halle studiert, um so schneller zwischen den beiden Städten pendeln zu können. Aber für seine Fächerkombination - Tobias Strätz möchte Mathematik und Chemie auf Lehramt studieren - gibt es in Halle nicht genug Plätze. Zumindest im Bereich Chemie. Also wird Tobias Strätz in Leipzig studieren - und damit dem Ruder-Nachwuchs wohl nicht mehr so häufig als Trainer zur Verfügung stehen.

„Heimat, Identität und Perspektive“ war Thema des Besuchs von Ministerpräsident Reiner Haseloff am Gymnasium Carolinum

Um das Thema „Heimat, Identität und Perspektive“ ging es am Montag in einem Gespräch zwischen Schülern des Bernburger Gymnasiums Carolinum und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Dass es zu einem solchen Treffen kam, haben die Caroliner im Wesentlichen ihren ehemaligen Mitschülern Tobias Strätz und Dennis Aliev zu verdanken. Denn sie hatten Haseloff im Frühjahr am Rande des Besuchs von Bundesinnen- und Heimatminister Horst Seehofer (CSU) angesprochen und eingeladen.

Till Mohs vom SV 08 Baalberge wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung für Vereine 

Was also bedeutet für junge Leute „Heimat“ und welche Perspektiven bietet ihnen ihre Heimat? Für Till Mohs bedeutet das „Familie“ und „Freunde“. Aber auch seinen Verein, der SV 08 Baalberge.

Gerade erst habe dieser den Monatsbeitrag erhöhen müssen, weil die Nutzung der Turnhalle teurer geworden ist. „Ich wünsche mir mehr Förderung für die Vereine“, meint Mohs. Schulleiter Steffen Schmidt pflichtet ihm bei. Er selbst ist Vorsitzender des Staßfurter Volleyballclubs.

„Man sollte das Ehrenamt generell mehr fördern und wertschätzen“, fügt auch Ruderer Tobias Strätz hinzu. Denn schon heute seien immer weniger bereit, sich etwa um den Nachwuchs zu kümmern.

Dennis Aliev schlägt eine „Landarzt-Quote“ wie in Nordrhein-Westfalen für nachahmenswert

Dennis Aliev hat sich schon konkrete Gedanken gemacht, wie es gelingen kann, junge Leute in der Region zu halten. Er selbst wird bald ein Medizinstudium beginnen - daher hält er eine „Landarzt-Quote“, wie es sie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen gibt, für nachahmenswert.

Tatsächlich sollen entsprechende gesetzliche Regelungen in den nächsten Wochen auch in Sachsen-Anhalt auf den Weg gebracht werden, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff. Allerdings könne das nur ein Teil eines „Maßnahme-Pakets“ sein, so Haseloff.

Schließlich sollte bei der Auswahl der Studenten auch ein Kriterium sein, ob sie aus der Region kommen. Und auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spiele besonders bei jungen Frauen eine große Rolle. Landrat Markus Bauer (SPD) hält es außerdem für wichtig, dass Bernburg besser an die Städte Halle und Magdeburg angebunden ist, um schnell in die beiden Oberzentren zu gelangen.

Der künftige Medizin-Student Dennis Aliev schlägt außerdem vor, noch mehr in den Osten zu investieren. Er denkt dabei an eine Art „Landbau-Geld“, also eine finanzielle Unterstützung, wenn junge Leute in ländlich geprägten Regionen Häuser bauen sowie eine stärkere Förderung für die Verschönerung des Stadtbildes.

„Je schöner eine Stadt wird, desto attraktiver ist sie für junge Leute“, ist er sich sicher. Reiner Haseloff hält dagegen, dass man schon jetzt in Sachsen-Anhalt so günstig wie nirgendwo sonst bauen kann.

Generell hebt er die niedrigen Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Großstädten, vor allem in Westdeutschland, hervor, und auch, dass der Arbeitsmarkt hierzulande noch genügend Stellen zu bieten habe.

Ministerpräsident Haseloff wünscht sich, dass Gymnasiasten nach dem Studium zurückkehren in ihre Heimatregion

Seiner Meinung nach müsste schon die Schule Identität stiften. Und selbst wenn die Schüler des Carolinums nach dem Abitur in andere Regionen Deutschlands oder sogar ins Ausland gehen, sollten sie Kontakt in die Heimat halten und bestenfalls nach dem Studium wieder zurückkehren.

Das würde sich auch Schulleiter Schmidt etwa von Tobias Strätz wünschen. Denn nach seiner Erfahrung ist es gut, wenn die Lehrer aus der Region kommen, wenn sie die Stadt und die Menschen vor Ort kennen. Und zumindest in den nächsten zehn Jahren würde jeder, der Lehrer werden möchte, hier auch einen Job finden. (mz)