Trotz hoher Miete Marienhof am Hasenturm Turmweg Bernburg: Neubau-Wohnungen sind trotz hoher Kaltmiete begehrt
Bernburg - Wolfgang Schulze fühlt sich rundum wohl in seinem neuen Domizil. Das liegt nicht nur an den Fliesen in Holzoptik, die in der 55 Quadratmeter großen Wohnung des ehemaligen Aderstedter Revierförsters verlegt wurden.
Der 80-Jährige und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Karin gehörten zu den ersten Mietern, die vor zwei Monaten den neuen „Marienhof am Hasenturm“ der Bernburger Wohnungsgenossenschaft bezogen haben.
Einzugsbereit ist mittlerweile auch der zweite Fünfgeschosser, der auf dem Gelände der ehemaligen Talstadt-Sekundarschule in Rekordzeit von gut einem Jahr aus dem Boden gewachsen ist. Rund elf Millionen Euro hat der Großvermieter in sein zweites Mammutprojekt nach dem „Kiez am Südbogen“ in der Bergstadt investiert.
Wolfgang Schulze und seine Frau zogen von Rothenburg nach Bernburg
Wolfgang Schulze und seine Frau wohnten zuvor in Rothenburg. „Wir hatten dort ein herrliches Haus mit Garten gemietet“, erzählt der Rentner. Trotz der emotionalen Bindung entschied sich das Paar für den Umzug nach Bernburg.
„Im Alter von 80 muss man damit rechnen, dass Schluss ist mit Autofahren. Dann hätten wir in Rothenburg festgesessen“, nennt Wolfgang Schulze den ausschlaggebenden Grund.
Als ehemaliger Förster weiß er nur zu gut, dass ein alter Baum nur ungern umgepflanzt wird. Mit dem Auto zum Einkaufen nach Könnern oder zur Sparkasse und den Ärzten nach Bernburg – wie lange wäre das noch möglich gewesen?
Mit dem Fahrstuhl erreichen die Mieter ihre Waschmaschinen im Keller des Gebäudes
30 Jahre lang hatte er in Aderstedt im Forsthaus gewohnt. „Konto und Ärzte waren in Bernburg, daran haben wir auch nach dem Umzug nach Rothenburg nichts geändert“, erzählt Wolfgang Schulze. Dass das Seniorenpaar nun in Bernburg wohnt, freut auch ihre Kinder.
„Mein Sohn und meine Tochter wohnen mit vier Enkeln in Aderstedt, mein Schwiegersohn hier direkt gegenüber. Das ist für uns alle ein Gewinn“, sagt der 80-Jährige. Denn die Wege sind deutlich kürzer geworden. „Zum Glück haben wir an der Breiten Straße auch eine Hausärztin gefunden.“
Ehefrau Karin ist vor allem froh, dass alle Möbel in die neue Wohnung passen. „Die Wohnküche gefällt mir sehr“, sagt die 78-Jährige. Etwas gewöhnungsbedürftig sei noch, dass die Waschmaschine nun im Keller ist, aber es gebe ja auch einen Fahrstuhl. „Und wir haben dadurch mehr Platz im Bad, sogar mit zwei Waschbecken nebeneinander“, sagt ihr Mann.
Die Photovoltaikanlage auf dem Dach versorgt die Mieter mit preiswertem Strom
Als ein Bekannter seines Sohnes ihm den geplanten Neubau in der Talstadt empfohlen hatte, machten Wolfgang Schulze und seine Frau schnell Nägel mit Köpfen. Das war schon im Jahr 2017, als die hochmodernen Plattenbauten noch gar nicht standen.
Der Ex-Förster räumt ein, dass die 8,60 Euro Kaltmiete je Quadratmeter nicht ganz billig erscheinen. Aber unter dem Strich relativiere sich der Preis. Denn die Spritkosten für die Wege aus Rothenburg in die Städte fallen nun weg.
Die Dämmung nach neuesten Standards und die Photovoltaikanlage auf dem Dach, die die Mieter direkt mit preiswertem Strom versorgt, halten außerdem die Nebenkosten niedrig, betont Peter Arlt, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsgenossenschaft. „Die Warmmiete wird bei rund elf Euro liegen“, weiß er aus ersten Nebenkostenabrechnungen vom Kiez am Südbogen.
Wohnungsgenossenschaft konnte alle 70 Wohnungen vermieten
Schwierigkeiten, die zwischen 55 und 78 Quadratmeter großen Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen an den Mann oder die Frau zu bringen, hatte der Bauherr deshalb nicht. Alle 70 Quartiere sind vermietet. Das Haus mit der Adresse Turmweg 4 ist seit 1. April bewohnt, im etwas zeitversetzt errichteten Haus Turmweg 5 ist am 1. Juni Mietbeginn.
Die ersten Umzugswagen dürfen aber schon am nächsten Montag vorrollen. Während die Wohnungen einzugsbereit sind, müssen nur noch Restarbeiten an den Außenanlagen erledigt werden. Fertig ist der attraktive Innenhof, den Großbonsaibäume zieren.
Im Dreieck zwischen den Blöcken am Goetheweg und Vor dem Nienburger Tor soll noch ein umzäunter Park für die Mieter entstehen. Die 53 im Vorfeld des Bauvorhabens gefällten Bäume werden durch 115 Neuanpflanzungen hier sowie im Wohngebiet Zepziger Weg kompensiert.
Zwischen den Blöcken am Goetheweg und Vor dem Nienburger Tor ist ein park für die Mieter geplant
Jede Wohnung ist mit großzügigem Balkon, Keller und bei Bedarf auch mit Pkw-Stellplatz versorgt, wird mit Fernwärme beheizt und bekommt Anschluss ans schnelle Internet.
Mit letzterem, mit Festnetztelefon und mit Kabelfernsehen müssen sich die Mieter allerdings noch ein paar Wochen gedulden, weil die Deutsche Telekom es nicht geschafft hat, die Anschlüsse pünktlich herzustellen.
Für Wolfgang Schulze ist das der einzige Wermutstropfen im neuen Domizil, in dem sich der passionierte Jäger auch ein kleines Rückzugszimmer eingerichtet hat – inklusive einer kleinen Jagdecke mit Waidmann-Utensilien wie Fernglas, Messer und Trophäen.
An der Wand hat er ein Hirschgemälde aufgehängt, das er einst aus dem 1974 abgerissenen „Braunen Hirsch“ gerettet hatte. Die Gaststätte befand sich nur ein paar Meter vom Turmweg entfernt, an der Nienburger Straße. Hirsch und Förster sind zurück im alten Revier. (mz)