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Schriftstellerin Maria Richter schreibt Fortsetzung ihres Romans Taubenblut die Siedler: Deutsch-polnische Familiengeschichte geht weiter

Von Torsten Adam 30.07.2020, 07:56
Maria Richter hat im 2019 den 570-Seiten-Roman „Taubenblut - Die Siedler“ veröffentlicht. An einem zweiten Band schreibt die Bernburgerin derzeit.
Maria Richter hat im 2019 den 570-Seiten-Roman „Taubenblut - Die Siedler“ veröffentlicht. An einem zweiten Band schreibt die Bernburgerin derzeit. Torsten Adam

Bernburg - Im Jahr 1698, nach der Wahl Augusts des Starken zum polnischen König, werden fünf sächsische Bauernfamilien evangelischen Glaubens umgesiedelt. Sie sollen in Polen Kartoffeln anbauen - ein Abenteuer im erzkatholischen Land, gelten Lutheraner dort doch immer noch als Ketzer.

Nahe Petrikau (heute Piotrów Trybunalski) leben die deutschen Protestanten fast 250 Jahre lang in mehr oder weniger guter Nachbarschaft mit den katholischen Polen und Menschen jüdischen Glaubens - je nach Herrscher in Wohlstand oder Not. Hier ist ihre Heimat, bis Hitler an die Macht kommt.

Richter recherchierte für „Taubenblut - Die Siedler“ viele historische Hintergründe 

Maria Richter erzählt diese Geschichte ihrer Familie im Roman „Taubenblut - Die Siedler“, für den sie in aufwendiger Lektüre auch viele historische Hintergründe recherchiert hat. Das Buch der 69 Jahre alten Bernburgerin ist im Sommer 2019 erschienen, derzeit arbeitet die Rentnerin bereits an einem Fortsetzungsband, dessen Manuskript sie bis Ende 2021 fertigstellen möchte.

Geschrieben hat sie schon gern in der Jugend. „Ich bin christlich erzogen worden. Wir verfassten damals in der Jungen Gemeinde Texte für Lieder und Gedichte, die wir natürlich nur schwer veröffentlichen konnten“, erinnert sich die resolute Frau, die sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen lässt.

Musste sie doch frühzeitig lernen, sich durchzusetzen. Geboren und mit sechs Geschwistern, aufgewachsen in einem Dorf südlich von Leipzig, begann sie schon nach der achten Klasse eine Lehre zur Chemiefacharbeiterin, weil die Familie auf ihr Einkommen angewiesen war. Parallel holte sie die 10. Klasse an der Abendschule nach. „Eigentlich wollte ich ja Tierärztin werden.“

Hochzeit mit einem Bernburger führte sie 1977 in die Saalestadt

Nach der Geburt ihres Sohnes heuerte Maria Richter bei der Leipziger Messe an, arbeitete acht Jahre lang als Standhilfe für Aussteller aus Jugoslawien, der Schweiz und den USA - eine Zeit, an die sie sich gern zurückerinnert.

Die Hochzeit mit einem Bernburger führte sie dann 1977 in die Saalestadt, wo sie als Einkäuferin zunächst im Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat „das Material beschaffen sollte, das nicht da war.“

Weil sie als Mutter nicht nach Halle versetzt werden wollte, wechselte die Bernburgerin ins Kreiskrankenhaus, kümmerte sich dort ebenfalls um den Einkauf und im Sommer um die Gartenbepflanzung. Direkt vor der Wende zwang sie ein Arbeitsunfall zum Aufhören, ehe sie noch einmal vier Jahre bei einer Industriebaufirma als Einkäuferin anheuern konnte.

Nach deren Insolvenz und Arbeitslosigkeit studierte Maria Richter Altenpflege in der Fachrichtung Demenz und schloss als Klassenbeste ab - mit 53 Jahren. „Trotz des Mangels an Pflegekräften wollte niemand eine so alte haben.“

Mit 53 Jahren studierte Richter Altenpflege in der Fachrichtung Demenz

Und wenn doch, zu prekären Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dies ließ sich Maria Richter nicht alles gefallen, schließlich wusste sie aus eigenem Erleben, dass es auch Arbeitgeber gibt, die ihre Angestellten wertschätzen. So ergriff sie die Chance, unter Abzügen mit 60 vorzeitig in Rente gehen zu können.

Ihre gewonnene Freizeit nutzte Maria Richter, um ein Jugendbuch zu schreiben. In den 1990er Jahren hatte sie für einen bekannten Radiosender bereits erotische Kurzgeschichten zur Nacht geliefert, dann die meisten Texte für die Frauenkabarettgruppe „1. FK Bernburg (n.d.W.)“ verfasst.

„Hans-Günther Pölitz und Günther Kulbe von der Magdeburger ,Zwickmühle’ sind meine Lehrmeister. Sie waren oft bei unseren Proben. Von ihnen lernte ich auch, Politisches zu schreiben.“ In den letzten Monaten vor ihrem Tod 1996 habe die Mutter ihr dann sehr offen viele Erlebnisse offenbart, „die früher nie erzählt wurden.“

Sie sind zusammen mit weiteren Recherchen in der Verwandtschaft neben eigenen Kindheitserinnerungen der Grundstein für den Familienroman, an dem Maria Richter nun schreibt. „Die Verkaufszahlen interessieren mich nicht. Mein Anliegen ist darzulegen, wie schwer es Frauen vor allem im Krieg hatten.“

„Taubenblut“ ist für 24,80 Euro im Handel erhältlich unter der ISBN: 978-3-86729-401-0. (mz)