Landesprojekt Fifty-Fifty-Taxi Landesprojekt Fifty-Fifty-Taxi : Nur noch Auslaufmodell?

Bernburg - Die Zeit der Stadt- und Heimatfeste hat begonnen. Urlaub und Sommerferien stehen unmittelbar bevor. Da hat auch die Zeit des abendlichen Feierns wieder Hochkonjunktur. Tanzveranstaltungen und Diskotheken laden ein.
Doch was ist nach der Feier? Wie nach Hause kommen, wenn man Alkohol getrunken hat? Dafür gibt es seit 1999 das Fifty-Fifty-Taxi.
Mit dem entsprechenden Ticket können junge Leute zwischen 16 und 26 Jahren zum halben Preis von der Disko oder öffentlichen Veranstaltung nach Hause fahren. Ein Erfolgsmodell mit Potenzial für die Zukunft?
Vertrag zwischen allen Beteiligten ist verlängert
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und die Partner der Aktion, Sparkassen, ADAC, AOK, der Rundfunksender Radio Brocken sowie die Taxi-Genossenschaften, haben kürzlich den Vertrag zur Zusammenarbeit verlängert.
Wie Stahlknecht betonte, habe es im vorigen Jahr erstmals seit Projektstart in den Disco-Nächten an den Wochenenden keinen tödlich Verunglückten in der Altersgruppe 16 bis 26 gegeben.
Stahlknecht fand deutliche Worte: „Das Schlimmste, was es gibt, ist, wenn Eltern ihre Kinder beerdigen müssen“, sagte er und appellierte, „fahren Sie bitte nicht betrunken Auto.“
34.000 Tickets im Land im vergangenen Jahr verkauft
2016 wurden 34.000 Tickets verkauft, seit dem Start sind es 670.000. Im Land beteiligen sich 99 Unternehmen, 300 Taxis waren 2016 im Einsatz. Darunter auch jene der Bernburger Firmen Sven Altzschner, Eurow Taxen und Transport GmbH sowie Mobil Reisen GmbH und der Ascherslebener Unternehmen Krankentransport Hartkopp und Taxi GmbH und Taxi-Service Kusserow.
„Die Zahlen sind stabil wie im Vorjahr. Verstärkt wird das Fifty-Fifty-Taxi in Urlaubs- und Ferienzeiten genutzt.
Zahl der Diskotheken ist zurückgegangen
Aber es gibt auch ein paar Probleme, mit denen wir kämpfen müssen“, sagt Daniel Hennig, der Verantwortliche für Kommunikation im Ostdeutschen Sparkassenverband. „Es gibt nicht mehr so viele Diskotheken wie früher. Deshalb haben sich verschiedene Taxi-Unternehmen von diesem Geschäftsfeld abgewandt und mehr den Kurierdiensten am Tage verschrieben.
Warum sollen sie sich Nachtfahrten antun, wenn sie mit dem Tagesgeschäft wirtschaften können? In Großstädten wie Magdeburg dagegen fehlen die Taxen, weil die Anzahl der Unternehmen in Zeiten des Mindestlohns rückläufig ist.“
Bedarf am Fifty-Fifty-Taxi hält sich in Grenzen
Bei Taxiunternehmer Manfred Hartkopp in Aschersleben hat sich der Bedarf am Fifty-Fifty-Taxi sowohl im letzten Jahr als auch in der aktuellen Saison in Grenzen gehalten. Und das hat aus seiner Sicht mehrere Gründe.
„Zum einen ist diese Aktion nach wie vor zu wenig bekannt. Von Teilnehmern habe ich zudem gehört, dass sie das Taxi noch öfter nutzen würden, wenn sie die Tickets direkt bei den Unternehmen ordern könnten und dazu nicht erst in Servicecenter von Sparkassen, Versicherungen oder des ADAC gehen müssten. Viele Jugendliche planen den Besuch ihrer Partys spontan und besorgen sich nicht Wochen vorher die Tickets.“
Mittlerweile sind die Fahrten mit dem Fifty-Fifty-Taxi nicht mehr so gefragt
In die gleiche Kerbe schlägt Sebastian Stattek von Mobil Reisen Bernburg. „Vor zehn Jahren, als ich das Taxi selbst noch benutzt habe, da war richtig etwas los. Aber mittlerweile sind die Fahrten nicht mehr so gefragt“, sagt er.
„Das Fifty-Fifty-Taxi ist eine gute Sache, aber viel zu wenig publik. Und die Verantwortlichen sollten einmal überlegen, ob Sparkassen, Banken oder Versicherungen wirklich die richtigen Anlaufstellen zum Kauf von Tickets sind. Oder ob die Karten nicht auch am Eingang zu einer Disco verkauft werden könnten.“
Der Ascherslebener Hartkopp und auch der Bernburger Stattek werden mit ihren Unternehmen vorerst am Ball bleiben, die Situation allerdings auch genau beobachten.
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Mit dem Fifty-Fifty-Taxi kann man zum halben Preis von der Disco oder einer öffentlichen Veranstaltung nach Hause fahren. Die Idee dahinter ist, dass junge Menschen ihre Party feiern können, aber dann auch sicher wieder zu Hause ankommen und nicht unter Alkohol Auto fahren. Für reine Privatpartys gilt diese Regelung aber nicht.
Es gibt Taxitickets im Wert von 1,25 Euro, für die die Jugendlichen dann für 2,50 Euro fahren können. Die Tickets müssen im Vorfeld in den Filialen der Sparkassen, den Kundencentern der ÖSA und der LBS Ost gekauft werden.
Das „Fifty-Fifty-Taxi“ richtet sich an die 16- bis 26-Jährigen, die mit dem Taxi unterwegs sein wollen. Sie können das Angebot am Freitag und Samstag in der Zeit von 20 bis 6 Uhr nutzen sowie am Folgetag. Auch vor und an den gesetzlichen Feiertagen steht das Angebot der Taxi-Unternehmen zur Verfügung. Es beteiligen sich viele Taxi-Firmen am Fifty-Fifty-Ticket, aber nicht alle. Am besten ist es, gleich bei der Bestellung zu sagen, dass man ein „Fifty-Fifty-Ticket“ nutzen möchte. Die Taxis haben einen Aufkleber.