Land und Leute Land und Leute: Marion Stellfeld hat die Seiten gewechselt

Bernburg - „Ich habe die Seiten gewechselt.“ Marion Stellfeld ist seit dem 1. August die neue Chefin des SOS-Kinderdorfvereins. Zuvor war die 50-jährige verheiratete Mutter von zwei erwachsenen Kindern in der Kreisverwaltung tätig. Seit 1988 im einstigen Kreis Staßfurt, 1994 wechselte die Pädagogin nach Bernburg in die Kreisverwaltung in das Kinder- und Jugendamt, das auch für die Kindergärten zuständig ist.
Hier hätte Marion Stellfeld gute Chancen gehabt, die Leiterin des Jugendamtes zu werden. Doch nachdem die langjährige Jugendamtsleiterin Christel Wenzel sich aus dem Amt verabschiedet hatte und wenig später in Rente ging, blieb die Besetzung zunächst offen.
„Das Kind steht immer im Mittelpunkt
So bot sich für Marion Stellfeld eine andere Möglichkeit. Die Stelle als Geschäftsführerin des SOS-Kinderdorfvereins an der Nienburger Straße wurde frei (die MZ berichtete). „Es ist eine andere Sicht, wenn man mit den Kindern und den Mitarbeitern arbeitet, als wenn man von der Verwaltung her die Dinge sieht.“ Beide Seiten müssten zusammenarbeiten.
Da sei es von Vorteil, dass sie in einer Verwaltung gearbeitet habe, so Marion Stellfeld. „Das Kind steht immer im Mittelpunkt.“ Das Motto des SOS-Kinderdorfvereins spricht ihr da aus dem Herzen. Das lautet: „Jedes Kind braucht eine Familie.“ Die Familie will das SOS-Kinderdorf denen bieten, die Hilfe und Beratung brauchen.
So ist es ein breites Feld von Beratung, Wohngruppe, Kindereinrichtungen, Jugendklubs und offener Jugendarbeit. In den ersten Wochen in ihrem neuen Job findet sie sich gut zurecht, sagt Marion Stellfeld, und es mache Spaß. „Die Mitarbeiter haben mich gut aufgenommen“, sagt die in Alsleben wohnende Frau.
Schon Kinder im Mutterleib spüren und fühlen
Nun geht es auch an die inhaltliche Ausgestaltung ihrer Arbeit. Auf die pädagogische Ausrichtung legt die neue Leiterin viel Wert. Doch wenn man den Kindern helfen will, dann müsse man auch die Eltern motivieren, mitzuziehen. „Eigentlich müsste man Jugendliche in der 10. Klasse auf Schwangerschaft und Elternsein vorbereiten. Doch Elternberatung fängt erst an, wenn die jungen Menschen Eltern sind“, sagt Marion Stellfeld.
Die frühzeitige Vorbereitung auf die Schwangerschaft sei aber besser. Schon Kinder im Mutterleib spüren und fühlen, was außerhalb vor sich geht. „Lernen und Erziehung beginnen doch nicht erst, wenn das Kind auf der Welt ist.“ Je früher ein Kind als eigenständiges Wesen wahrgenommen werde, umso besser entwickele es sich.
Eines der wichtigsten Mittel, sich mit dem Kind zu beschäftigen, sei die Sprache. „Aber die Sprache mit dem Kind, nicht über den Kopf des Kindes hinweg“, sagt sie. Das SOS-Kinderdorf will Angebote - wie die Krabbelgruppe - wieder aufleben lassen oder neue Angebote schaffen. Für alle offen. Und auch für Generationen. Im Haus, so sagt Marion Stellfeld, treffen sich doch schon jetzt Leute von 0 bis 99. Gute Voraussetzungen, voneinander zu lernen. (mz)