Kinderklinik schließt ab sofort ihre Pforten
BERNBURG/MZ. - Kinder werden dann nur noch in den Krankenhäusern Aschersleben und Schönebeck behandelt. Der offizielle Schlussakt in Bernburg folgt am 30. November.
Ausdrücklich von der Schließung ausgenommen ist nach den Worten von Löbus die Notfallversorgung wie beispielsweise bei Sportunfällen oder Knochenbrüchen sowie die kinderärztliche Betreuung im Rahmen der Geburtshilfe. "Unfallchirurgie, Chirurgie, Gynäkologie und Innere Medizin werden weiterhin am Klinikum Bernburg abgesichert", so der Geschäftsführer weiter.
Hintergrund für die Schließung über Nacht ist laut Peter Löbus "der durch die Gesundheitspolitik der Bundesregierung verursachte akute Ärztemangel" in Deutschland im Allgemeinen und am Klinikum in Bernburg ganz im Speziellen. Um eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Kinder in der Kreisstadt zu gewährleisten, seien mindestens vier Fachärzte und zwei Assistenzärzte notwendig. Doch in Bernburg war die Situation bereits seit Monaten prekär: Gerade mal noch ein Facharzt und drei Assistenzärzte sicherten in den letzten Tagen die Dienste ab. Trotz "intensivster Bemühungen im Rahmen der fachärztlichen Nachwuchsbesetzung" fand sich kein entsprechend qualifiziertes Personal: Deutsche Mediziner zieht es wegen der weitaus besseren Arbeitsbedingungen gleich in Scharen ins Ausland.
Nachdem nun ein Arzt Ende November in Pension geht und ein weiterer, der aushilfsweise in Bernburg tätig war, aus privaten Gründen zurück nach Frankfurt / Main zieht, mussten die Verantwortlichen sofort die Notbremse ziehen. "Aus qualitativen und haftungsrechtlichen Gründen blieb uns einfach keine andere Wahl mehr", sagte Geschäftsführer Löbus.
Allzu lang wäre die Schließung aber auch ohne die dramatische Entwicklung der letzten Tage wohl nicht mehr aufzuhalten gewesen, gaben sowohl Löbus als auch Landrat Gerstner unumwunden zu. Im Zuge der Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft im Salzlandkreis sei "eine Zentralisierung von einzelnen Bereichen unumgänglich". Die Schließung der kinderklinischen Grundversorgung in Bernburg stelle demnach nur die "Spitze des Eisberges" dar.
Nach Einschätzung von Experten ist die Entscheidung vom Montag nur der Anfang einer ganzen Reihe von einschneidenden Beschlüssen, die die geplante Krankenhaus-Holding in den kommenden Jahren treffen muss. Wohin die Reise dabei für die Kliniken in Bernburg, Schönebeck und Aschersleben-Staßfurt gehen wird, wollte und konnte niemand sagen. "Das wird Aufgabe des neuen Aufsichtsrates sein", so Löbus.