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"Kinder-Eulenspiegel" "Kinder-Eulenspiegel": Tommy wirbt jetzt für Bernburg

Von Oliver Müller-Lorey 22.06.2016, 10:43
Tommy Haft aus Bernburg ist der neue „Kinder-Eulenspiegel“.
Tommy Haft aus Bernburg ist der neue „Kinder-Eulenspiegel“. Engelbert Pülicher

Bernburg - Als wichtigster Amtsträger in seiner Heimatstadt kann sich Tommy Haft aus Bernburg seit Montag vorstellen - jedenfalls in seiner Altersklasse. Denn der zehnjährige Junge ist der neue „Kinder-Eulenspiegel“, der in Bernburg, manche sagen Eulenspiegel-Stadt, hoch angesehen ist. Insbesondere die Einführung ins Amt hat fast schon Ähnlichkeit mit der Krönung eines Königs: Nur statt eines Zepters und einer Krone trägt der von einer Jury und rund 60 Altersgenossen gewählte Kinder-Eulenspiegel einen Narrenstab mit Glocken und eine Narrenkappe.

Allzu förmlich ging es bei der „Krönung“ im Schloss Bernburg dann aber doch nicht zu. Im Schatten des Eulenspiegelturms stellten sich zwei Kandidaten zur Wahl: Lilly Schmidt von der Diesterweg-Grundschule und eben Tommy Haft von der Goethe-Grundschule, der spätere Gewinner.

Nach einer kurzen Vorstellung beider Kandidaten wurden beide von einer Jury interviewt - es galt, Fachwissen über Eulenspiegel und seine Spuren in Bernburg zu beweisen. Dass der Eulenspiegelturm 44 Meter hoch ist, konnte der Zehnjährige richtig beantworten und machte damit direkt einen Punkt gut.

Den Vorsprung baute er in der letzten und wichtigsten Runde weiter aus, in der es darum ging, möglichst flüssig vorzulesen. Denn Fachwissen allein reicht nicht. Wer Kinder-Eulenspiegel werden will, für den dürfen Offenheit und Wortgewandtheit kein Problem sein.

Till und die drei Schneiderknechte

Die Jury suchte sich als Text nicht irgendeine Geschichte aus, sondern die 47. Historie, in der Eulenspiegel Schabernack während eines Markttags im mittelalterlichen Bernburg treibt. Der Erzählung nach rächte sich Till an drei Schneiderknechten, die ihn stets verspotteten. Eines Tages sägte er die Balken, auf denen die Knechte saßen an und wartete, bis diese mit den Schneidern darauf zusammenbrachen.

Der Zehnjährige las sehr flüssig - aus gutem Grund. „Ich dachte eigentlich, dass wir den Text auswendig aufsagen müssen“, sagte der Schüler nach seinem Sieg. Immer wieder hatte er sich die Geschichte durchgelesen, so dass das reine Vorlesen für ihn kein Problem mehr darstellte.

Was genau in den kommenden zwölf Monaten auf ihn zukommt, das weiß er noch nicht. „Ich mache bei vier Festen mit“, sagte er. Doch auf welchen und welche Funktionen er dort übernehmen wird, war für ihn noch unklar. „Ich lasse das einfach auf mich zukommen.“

Museumspädagoge Torsten Sielmon hatte da schon genauere Vorstellungen. „Er ist das Gesicht für unsere Zielgruppe“, sagte er. Tommys Foto wird auf Flyern, Postern und sogar Autogrammkarten zu sehen sein. Er sei eine Werbefigur für das Museum und die Erlebnistouren, an denen Besucher dort teilnehmen können.

Schon in der kommenden Woche wird der neue Kinder-Eulenspiegel seinen ersten Auftritt bei der Vorstellung der neuen Tour haben. Geld gibt’s für die ehrenvolle Aufgabe zwar nicht, doch Tommy war nach dem Sieg auch so mächtig stolz auf sein neues Amt. Seine Schule, die Goethe-Grundschule, stellte schon häufiger den Kinder-Eulenspiegel. Und auch diesmal hatte die Schulleiterin bei Tommy nachgefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, mitzumachen - mit Erfolg. (mz)