Industrie- und Gewerbegebiet Industrie- und Gewerbegebiet: Modernste Lkw-Reinigung Europas entsteht in Bernburg

Bernburg/Löbnitz - Das Industrie- und Gewerbegebiet an der A 14 erhält weiteren Zuwachs. Im Herbst soll dort Europas modernste Tank- und Siloreinigung eröffnen, kündigt Manfred Toben an. Der Geschäftsführer der Bernburger Tankreinigung (BTR) GmbH will eine Summe im niedrigen einstelligen Millionenbereich investieren. Unterstützt wird die Ansiedlung durch Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt in noch nicht feststehender Höhe.
Toben betreibt bereits seit elf Jahren eine Lkw-Tankreinigung in Löbnitz, dem Nachbarort von Neugattersleben auf der anderen Seite der A 14. Seine bis dato dort ansässige Spedition gab der heute 61-Jährige auf, nachdem der Hauptauftraggeber in Staßfurt Insolvenz anmelden musste. Die Neuorientierung hat sich gelohnt, das Geschäft brummt. „Wir rechneten anfangs mit 15 Lkw am Tag, jetzt sind es 30 bis 40“, sagt Toben. Die Anlage in Löbnitz stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. „Wir haben überlegt, ob wir ausbauen oder an anderer Stelle neu bauen.“ Die Entscheidung fiel für einen Neubau, weil die Investitionskosten in etwa gleich gewesen seien. Und in Bernburg, direkt an der B 6n, habe die Firma zusätzlich einen Standortvorteil. Dass die Wahl auf die Kreisstadt fiel, ist auch Landrat Markus Bauer (SPD) zu verdanken, gibt Toben zu. „Er hat mich überzeugt, ich hatte nämlich erst einen anderen Standort im Blick.“
Mit Bernburg verbindet den gebürtigen Münsterländer aber mehr als der künftige Unternehmenssitz. Bei einer Brockenbesteigung im Jahr 1991 lernte Toben einen Bernburger Polizisten kennen, beide schlossen Freundschaft. Der Kripobeamte sei es dann auch gewesen, der ihn dazu bewegte, sein Glück in den neuen Bundesländern zu versuchen. Manfred Toben verlegte seine Spedition zunächst nach Halberstadt, zur Jahrtausendwende dann nach Löbnitz. Nun also Bernburg, wo der vierfache Familienvater auch wohnt. Sohn Matthias ist ebenfalls in die Firma eingestiegen, leitet den zweiten, 2011 in Berlin eröffneten Standort.
In Bernburg laufen seit einem Monat die vorbereitenden Erdarbeiten für den Neubau. Auf dem 14.000 Quadratmeter großen Grundstück soll eine zweietagige Halle entstehen, die Platz für die parallele Reinigung von zwei Lkw bietet. Bis zu 60 Laster täglich könnten hier professionell und umweltverträglich gesäubert werden - nahezu eine Verdoppelung der jetzigen Kapazitäten. Mehrere Speditionen der Region stehen laut Toben schon unter Vertrag, der anvisierte Eröffnungstermin liegt im Herbst. Neben den acht Beschäftigten, die bislang in Reinigung und Kantine arbeiten, sollen vier weitere Arbeitsplätze entstehen.
Wozu aber ist eine Lkw-Innenreinigung überhaupt notwendig? Weil vor der nächsten Ladung keine Rückstände im Tank bleiben dürfen, erklärt Toben. Unter anderem aus hygienischen Gründen oder weil die Gefahr besteht, dass nachfolgendes Ladungsgut verunreinigt wird. Diese Garantie könne nur eine professionelle Reinigung geben, die natürlich ihren Preis habe. Toben nennt ein Beispiel: Rückstände von dioxinbehafteter Filterasche aus Italien, die in hiesigen Salzstollen eingelagert wird, müssen chemisch neutralisiert werden. Das koste pro Lkw rund 250 Euro. So mancher Spediteur lässt diesen schmutzigen Job allerdings durch seine Fahrer für etwa 30 Euro an dafür nicht tauglichen Tankstellen-Waschanlagen erledigen, um Geld zu sparen. Eine leider noch immer gängige Praxis, die sowohl aus Umwelt- als auch Arbeitsschutzgründen nicht zu tolerieren ist, meint Toben. Hingegen sei es bei der chemischen Großindustrie in Leuna oder Buna längst Standard, nur noch jene Lkw zu befüllen, deren Fahrer ein Reinigungszertifikat vorweisen können, wie es im Salzlandkreis neben der BTR GmbH nur noch ein Lebensmitteltransport-Reiniger in Barby erteilt.
Am Kreuz von A14 und B6n gelegen, umfasst das Gewerbe- und Industriegebiet Bernburg-West insgesamt eine Fläche von 131,8 Hektar. Davon bereits vermarktet hat die Stadt 57,8 Hektar, das entspricht einem Anteil von 44 Prozent. Weiterhin sind Grundstücke im Umfang von 20,5 Hektar (15 Prozent) durch Firmen reserviert worden. Noch 53,5 Hektar sind verfügbar (41 Prozent).
Aufgeteilt ist das Gebiet in drei Baufelder. Nur noch 19 Prozent frei sind im Baufeld I, das von der A 14 im Westen, der B 6n im Süden und der Eisenbahnlinie Bernburg-Güsten im Norden begrenzt ist. Die flächenmäßig größten Ansiedlungen sind Lidl (13 Hektar), Coil (7,5) und Befesa (4,0), gefolgt von Sauels und Almeco (jeweils 3,0). Das 25,5 Hektar große Baufeld II ist vollständig belegt - ausschließlich durch Knauf. Noch 43,4 Hektar stehen für potenzielle Investoren im zwischen B 6n und Rosengarten gelegenen Baufeld III bereit.
Der 61-Jährige lässt in Bernburg nach eigenen Angaben die neueste Abwassertechnik verbauen. Das verunreinigte Wasser durchlaufe zunächst in einem aufwändigen Prozess eine Behandlungsanlage, ehe es gesäubert dem Klärwerk zugeführt wird. An strengste Kontrollen durch den Abwasserverband sei die Firma in Löbnitz gewöhnt.
Erfreut über die Ansiedlung ist auch Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich, der für heute den nächsten Spatenstich im Gewerbegebiet ankündigte. (mz)
