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Hofparkplatz Nicolaimarkt Hofparkplatz Nicolaimarkt: Nach dem Streit der große Kompromiss

Von Torsten Adam 18.12.2017, 12:55
Peter Grassmann und sein Grundstück an der Breiten Straße. Das Eckhaus zur Gartenstraße (links) muss erhalten bleiben, die Mauerreste daneben sollen durch Neubauten ersetzt werden. Vom Haus Nummer 68 (vorn im Bild) darf die linke Hälfte zugunsten einer Parkplatzzufahrt abgerissen werden.
Peter Grassmann und sein Grundstück an der Breiten Straße. Das Eckhaus zur Gartenstraße (links) muss erhalten bleiben, die Mauerreste daneben sollen durch Neubauten ersetzt werden. Vom Haus Nummer 68 (vorn im Bild) darf die linke Hälfte zugunsten einer Parkplatzzufahrt abgerissen werden. Engelbert Pülicher

Bernburg - Der Streit um den Abriss des leerstehenden Hauses Breite Straße 68 zwischen Nicolaimarkt-Eigentümer Peter Grassmann und Denkmalschutzbehörden ist beigelegt. Beide Seiten haben sich auf einen Kompromiss geeinigt.

Dieser sieht vor, dass der 78-Jährige nun die linke Hälfte des Gebäudes abbrechen darf, um hier für den Hofparkplatz der Marktpassage eine zweite Ein- und Ausfahrt zu schaffen.

Die verbliebene Haushälfte will er restaurieren, wenngleich dies nach Auskunft seines Architekten kaum wirtschaftlich zu machen sein dürfte.

Hofparkplatz Nicolaimarkt: Bisher zu strenge Auslegung

Dass Investor und Behörde nicht mehr über Kreuz liegen, ist offenbar mindestens auch einer Personalie geschuldet.

Dem bis dato verantwortlichen Denkmalwächter der Kreisverwaltung war in der Vergangenheit wiederholt eine zu strenge Auslegung des Denkmalschutzgesetzes vorgeworfen worden, nicht nur durch Peter Grassmann.

So schimpfte selbst Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich öffentlich: „Wir haben die Schnauze voll und sind nicht mehr gewillt, das länger hinzunehmen.“

Denn wiederholt habe die dem Salzlandkreis zugeordnete Denkmalschutzbehörde potenzielle Interessenten an der Restaurierung von stadtbildprägenden Gebäuden durch Unflexibilität und „teils sinnlose Dokumentationen“ vergrault.

Mittlerweile sitzt ein „wesentlich lösungsorientierterer Gesprächspartner“ im Landratsamt, lobt Peter Grassmann, der als Vorstandsvorsitzender einst Carl Zeiss Jena vor dem drohenden Niedergang rettete.

Und auch Denkmalschutz-Professor Rudolf Lückmann von der Hochschule Anhalt und Landeskonservatorin Ulrike Wendland als oberste Denkmalpflegerin des Landes Sachsen-Anhalt haben am Kompromiss mitgearbeitet.

Ursprünglich wollte Peter Grassmann das schmucklose Giebelhaus komplett abreißen, weil eine Sanierung nicht wirtschaftlich sei. Das Gesetz lässt diese Begründung zu.

Den entsprechenden Antrag lehnte die Kreisverwaltung allerdings wegen angeblich fehlender Unterlagen zunächst ab.

Antrag auf Teilabbruch wird gestellt

Im folgenden Widerspruchsverfahren durfte der Nicolaimarkt-Besitzer die in Rede stehenden Dokumentationen, darunter auch verlangte Schwarz-Weiß-Negative, nachreichen.

„Im Januar werden wir dann den Teilabbruchantrag stellen“, kündigt Peter Grassmann an. Er geht davon aus, die Abrissarbeiten im kommenden Sommer realisieren zu können.

Von den bisherigen beiden Zufahrten zum Hofparkplatz soll dann die östliche dauerhaft geschlossen bleiben.

Sie war von Kunden kaum genutzt worden, weil sie umständlich um das Marktgebäude herumfahren mussten.

In der primär genutzten westlichen Tordurchfahrt gab es indes immer wieder kritische Situationen, weil sie sehr schmal ist.

„Künftig wird eine Einbahnstraßenregelung möglich und damit auch der von der Behörde geforderte Gehweg“, sieht Grassmann mit der neuen zweiten Zufahrt eine Verbesserung der Verkehrssicherheit für die Kunden.

Kein weiterer Discounter geplant

Geplatzt ist indes die Ansiedlung eines weiteren Discounters in der Talstadt. Netto sei sehr interessiert gewesen, im Dreieck Breite Straße/Gartenstraße direkt neben dem Nicolaimarkt einen 600 Quadratmeter großen Markt zu eröffnen, schildert Grassmann.

Allerdings lasse sich die Forderung des Unternehmens nach einer guten Sichtbarkeit von der Straße aus nicht mit den Denkmalschutz-Begehren unter einen Hut bringen.

Denn die Straßenfronten müssen - bis auf die neue Zufahrt - mit Häusern bebaut sein.

Deshalb bestehen die Behörden auch auf dem Erhalt des Eckhauses Breite Straße 64, das wie die gesamte historische Talstadt in den 1990er Jahren pauschal unter Denkmalschutz gestellt wurde.

„Trotz vieler Bemühungen meinerseits habe ich für dieses Gebäude nun 20 Jahre lang keinen Investor gefunden“, zweifelt Grassmann am Sinn derartiger Festlegungen.

Neubauprojekt scheint realistischer

Für realistischer hält der ehemalige Topmanager deshalb ein Neubauprojekt mit rund 30 Wohneinheiten entlang von Breiter und Gartenstraße, in das das Eckhaus integriert wird.

„Ich werde das Areal allerdings altersbedingt nicht mehr bebauen, sondern an einen Projektentwickler abgeben mit diesen entsprechenden Auflagen“, sagt der 78-Jährige, der davon überzeugt ist, dass die Talstadt ein attraktiver Ort zum Arbeiten und Wohnen ist.

„Der Markt ,Im Angebot’ läuft sehr gut, das Café von Ralf Sommerlatte ebenso. Und oben drüber zieht jetzt eine Neurologin ein“, ist Grassmann erfreut, dass seine Immobilie wieder komplett vermietet ist. (mz)

Der Hofparkplatz des Nicolaimarktes erhält am rechten oberen Rand eine zweite Zufahrt. Das dort stehende Haus wird zum Teil abgerissen.
Der Hofparkplatz des Nicolaimarktes erhält am rechten oberen Rand eine zweite Zufahrt. Das dort stehende Haus wird zum Teil abgerissen.
steffen hergesell
Nicht genehmigungsfähig von Denkmalschutzbehörden: Der Discounter Netto zeigte Interesse an einer Ansiedlung neben dem Nicolaimarkt.
Nicht genehmigungsfähig von Denkmalschutzbehörden: Der Discounter Netto zeigte Interesse an einer Ansiedlung neben dem Nicolaimarkt.
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