1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Hochwasser in Nienburg: Hochwasser in Nienburg: Ein Bad vor dem Haus

Hochwasser in Nienburg Hochwasser in Nienburg: Ein Bad vor dem Haus

Von Andreas Braun 07.06.2013, 18:44
Paul Krause wohnt seit 78 Jahren in seinem Haus an der Bodereihe in Nienburg und hat vor wenigen Tagen erstmals erlebt, dass das Hochwasser der Saale bis an sein Haus heranreicht.
Paul Krause wohnt seit 78 Jahren in seinem Haus an der Bodereihe in Nienburg und hat vor wenigen Tagen erstmals erlebt, dass das Hochwasser der Saale bis an sein Haus heranreicht. Andreas Braun Lizenz

Nienburg - Für Alexander Burkert und seine Frau Nicole steht eins fest: „Wir bleiben hier. Wir haben drei Hunde, die lassen wir nicht allein“, sagt Nicole Burkert. Nur den zehnjährigen Sohn haben sie in sichere Obhut gegeben. Das Haus an der Brückenstraße, genau zwischen der Saale- und der Bodebrücke , verlassen die beiden indes nicht. Es ist das Elternhaus von Nicole Burkert. 1995 zogen sie und ihre Eltern hier ein. Jetzt steht der Keller voller Wasser. Die Heizung ist seit Donnerstagmorgen kaputt.

In der Nacht zum Mittwoch kam die große Flut und füllte den Keller. „Jetzt hoffen wir nur, dass das Wasser nicht in die Wohnung läuft“, sagt die junge Frau. Der Anstieg der Saale am Donnerstagmorgen hatte den Anwohnern in der Senke zwischen den beiden Brücken den Rest gegeben. Von 5 Uhr bis 7 Uhr stieg an dieser Stelle das Wasser gut zehn Zentimeter, beobachteten die Anwohner. Schnell handeln konnte man da nicht. Nur zugucken, wie das Wasser über den Hof und dann aus der Toreinfahrt floss, sagte einer der Betroffenen. Inge Ernst wohnt seit 1960 gegenüber von Burkerts. Sie hat schon einige Hochwasser mitgemacht. Aber dass das Haus vom Saalewasser an der Vorderseite und vom Bodewasser an der Hinterfront eingeschlossen wird, daran hatte sie nie geglaubt. Doch nun wohnt sie bei Bekannten, hat ihr Haus verlassen.

Die Bodereihe ein Stück flussaufwärts der Bode ist ebenfalls geflutet. Bis auf eine Erhöhung. Die wurde genutzt, um am Donnerstag ein Straßenfest anzusetzen. Für die siebenjährige Emely ist das Hochwasser eine Gelegenheit, sich die Zeit zu vertrieben: sie nahm ein Bad. Sie ist bei ihren Urgroßeltern Paul und Helga Krause. Paul Krause, 80 Jahre alt, wohnt hier seit 78 Jahren und das Wasser war noch nie bis ans Haus. Dennoch nehmen es Krauses recht ruhig. „Es ändert ja nichts, wenn wir in Panik verfallen“, sagt Helga Krause. Viele in der Bodereihe sitzen auf der Treppe vor ihren Häusern, die nun ungewollte Wassergrundstücke sind.

„Wir mussten noch nie, wie in Teilen der Bodereihe und am Schloßgarten, Stege bauen“, sagt Bürgermeister Markus Bauer, und meint damit, dass es noch nie so dramatisch war. Stefan Schöbel, Leiter der Ortswehr Nienburg, macht es anhand einer Zahl fest: „Täglich wurden 15 000 Sandsäcke gefüllt und auch benötigt“, sagt er. Dramatisch ist die Situation am gesperrten Lindendamm. Dort sickert Wasser der Saale durch.

Barbara Schöbel, Thomas Filz, Heike Gerlach und Karin Abelmann (von links) schälen Kartoffeln für die 120 Helfer in Nienburg.
Barbara Schöbel, Thomas Filz, Heike Gerlach und Karin Abelmann (von links) schälen Kartoffeln für die 120 Helfer in Nienburg.
Andreas Braun Lizenz
Stefan Sonnenburg von der Gerbitzer Feuerwehr hilft in der Nienburger Bodereihe, die Wohnhäuser zu sichern.
Stefan Sonnenburg von der Gerbitzer Feuerwehr hilft in der Nienburger Bodereihe, die Wohnhäuser zu sichern.
Alexandra Koch Lizenz
Die Garagen am Weg zur Feuerwehrwiese sind bis unters Dach geflutet.
Die Garagen am Weg zur Feuerwehrwiese sind bis unters Dach geflutet.
Andreas Braun Lizenz