Hochwasser in Bernburg Hochwasser in Bernburg: Verkehr rollt über Flutbrücke
Bernburg - Die Situation entlang der Saale spitzt sich dramatisch zu. Stunde um Stunde steigen die Pegel. In der Nacht zu Mittwoch ist in Bernburg der bisherige Rekordwert aus dem Januar 2011 weit übertroffen worden. Damals wurden am Unterpegel 5,84 Meter gemessen. Am Dienstag um 17.15 Uhr waren es bereits 5,74 Meter. Für Mittwoch früh um 6 Uhr sagte das Wasserstraßenamt verheerende 6,55 Meter (!) voraus.
Der Katastrophenschutzstab des Salzlandkreises, der sich in Staßfurt berät, stellte am Dienstagmittag den Katastrophenfall fest. Das heißt, er koordiniert den Einsatz der Rettungskräfte seitdem zentral. Auch die Hilfe der Bundeswehr sei angefordert worden, sagte Sprecher Timmi Mansfeld. Die Soldaten sollen vorrangig bei der Erhöhung von Elbdeichen helfen.
Zur Entlastung der Hochwasser-Situation in der Talstadt ließ die Stadtverwaltung Bernburg am Dienstag wie angekündigt am Platz der Jugend die Straße nach Nienburg aufbaggern, weil der Durchlass für das vom Waldauer Anger nachströmende Wasser zu klein ist.
„Wir gehen davon aus, dass die Lage bei einem weiteren Anstieg von 80 Zentimetern zu 90 Prozent beherrschbar bleibt. Alles was darüber hinausgeht, ist aber eine Black Box“, sagte Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze gestern Abend sorgenvoll angesichts der genannten Prognose.
Bislang einziger kritischer Punkt ist die Halbinsel am Rosenhag. Dort haben die Stadtwerke am Dienstag um 17.45 Uhr aus Sicherheitsgründen den Strom abgeschaltet. Das Seniorenpflegeheim „Pro Vita“ war bereits am Montag evakuiert worden. Den rund 130 Menschen, die dort leben, wurde am Dienstag nahegelegt, noch am Abend ihre Quartiere zu verlassen. Gezwungen werde aber niemand. „Rettungsfahrzeuge werden voraussichtlich nur noch bis Mittwoch, 8 Uhr, dorthin durchkommen“, warnte Schütze. Außerdem sei zu befürchten, dass aufgrund eines Rückstaus von der Elbe die Pegel mehrere Tage auf sehr hohem Niveau verharren werden.
Die Stadt Bernburg hat zwei Notunterkünfte für die Betroffenen eingerichtet. Zum einen die Turnhalle der Goethe-Grundschule, zum anderen die frisch sanierte neue Obdachlosenunterkunft an der Auguststraße, die momentan noch leer steht. 30 Betten stünden dort für jene zur Verfügung, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen können.
Im benachbarten Tiergarten sind am Dienstag weitere Tiere evakuiert worden. Meerkatzen und Waldhunde haben ihr vorübergehendes Quartier nun im Bergzoo Halle. Inwieweit das steigende Wasser das Leben der verbliebenen Tiere bedrohen könnte, lässt sich laut Tiergarten-Leiter Andreas Filz nicht verlässlich prognostizieren.
Obwohl der Saale-Pegel in Bernburg weiter steigt und das Hochwasser bereits an der Breiten Straße in der Talstadt steht, rollt der Verkehr weiter per Ampel-Regelung wechselseitig über die Flutbrücke stadtein- und stadtauswärts. Das sagte Wolfgang Knopf , der Sprecher der Stadtverwaltung, am Mittwochmorgen der MZ. An tieferen Stellen wie dem Kaiplatz nahe dem Kurhaus in Bernburg steige das Hochwasser. Nicht mehr passierbar sei die Fischergasse am anderen Ufer der Saale.
Land unter herrscht auch ein Stück flussaufwärts in Gröna. Dort standen am Dienstag drei Häuser bereits im Wasser, drei weitere sind bedroht, sagte Ortsbürgermeister Manfred Bartel. Alle Betroffenen seien mit Sandsäcken versorgt worden. „Wir werden die Wälle noch erhöhen“, kündigte er an. Die Fußgängerbrücke ist nicht mehr passierbar, weil das Wasser an beiden Enden steht. Gärten sind ebenso überschwemmt wie der Sportplatz und der Kita-Spielplatz.
Noch größer sind die Sorgen in Ortsteilen der Stadt Könnern. In Mukrena und Brucke mussten einige Leute bereits ihre Häuser verlassen, sagte Mario Brauns vom Krisenstab auf MZ-Nachfrage.