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Hochwasser 2013 in Mukrena Hochwasser 2013 in Mukrena: "Das war wie ein Strudel"

Von Paul Spengler 05.06.2014, 18:25
Das Bild vom Eiffelturm hat das Wasser überstanden. Ein Jahr nach der Flut denken in Mukrena das Ehepaar Doris und Peter Wiedemann gemeinsam mit Inge Knopf (rechts) mit Schrecken an jene Tage zurück.
Das Bild vom Eiffelturm hat das Wasser überstanden. Ein Jahr nach der Flut denken in Mukrena das Ehepaar Doris und Peter Wiedemann gemeinsam mit Inge Knopf (rechts) mit Schrecken an jene Tage zurück. Engelbert Pülicher Lizenz

Mukrena/MZ - Die Nacht vom Dienstag zum Mittwoch der ersten Juniwoche 2013 werden Doris Wiedemann, ihr Mann Peter und ihre Mutter Inge Knopf so schnell nicht vergessen. „Nachmittags sind wir noch mit dem Fahrrad gefahren“, sagt Doris Wiedemann. Am Morgen des Mittwochs, dem 5. Juni, war dann bereits das gesamte Haus überflutet.

„Dieses Mal kam das Wasser von allen Seiten, das war wie ein Strudel“, denkt der 60-jährige Peter Wiedemann an die Zeit vor einem Jahr zurück. Der gepflegte Garten glich im Nu einem See. Doris Wiedemann weist auf die fast zwei Meter hohe Mauer, die das Gelände abgrenzt. „Die untere Hälfte der Mauer war nicht mehr zu sehen“, sagt die 54-Jährige, die beruflich als Laborantin in Halle arbeitet.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 2013 wurde das Dorf Mukrena überflutet. Alle Haushalte waren betroffen. „Das ganze Dorf musste evakuiert werden“, erinnert sich die Beesenlaublinger Ortsbürgermeisterin Sabine Fischer. Bei einigen Bewohnern stand das Wasser lediglich in den Kellern. „Bei etwa der Hälfte war jedoch das ganze Haus überflutet“, sagt die Ortsbürgermeisterin.

Die Einwohner mussten über Wochen an anderen Orten untergebracht werden. So nahm zum Beispiel das Seniorenheim „Bürgergarten“ in Könnern zahlreiche Mukrenaer auf.

Für ihre mittlerweile 76-jährige Mutter Inge Knopf, die in einem Nachbarhaus lebt, ist das Hochwasser zugleich mit einer schmerzlichen Erinnerung verbunden. Ihr schwer kranker Mann, der damals ebenfalls evakuiert werden musste, ist später verstorben. Bei der Evakuierung war Inge Knopf vor allem darauf konzentriert, dass die Medikamente für ihren Mann bereit lagen und der Rollstuhltransport geregelt wurde. „Ich kam nicht einmal dazu, eigene Kleidung mitzunehmen“, sagt Inge Knopf.

„In den ersten Wochen habe ich nur noch funktioniert“, schildert Doris Wiedemann ihre damalige Verfassung. Die Familie hat in dieser Zeit aber auch viel Hilfe erfahren. Doris Wiedemann und ihr Mann Peter danken vor allem Carmen Koziol vom „Bürgergarten“ in Könnern. Im Keller des Seniorenheims haben sie und andere Bewohner Mukrenas Unterkunft gefunden.

Große Hilfsbereitschaft

Ortsbürgermeisterin Sabine Fischer war stets zur Stelle. Und deren Vorgängerin Christa Kupfernagel hat mit der Versicherung geklärt, dass die unbrauchbar gewordenen Möbel heraus gestellt werden konnten. Die Familie wollte möglichst schnell die nassen Tapeten und das Laminat herausreißen. „Das hätte ja nicht noch eine Woche stehen können“, sagt der 60-jährige gelernte Baufacharbeiter. Auch acht Berufskollegen samt dem Chef seiner Frau halfen praktisch. „Sie haben selbst gebackenen Kuchen und Kaffee vorbei gebracht, als wir noch keinen Stromanschluss hatten“, denkt Doris Wiedemann zurück. Geholfen hat auch ein Maler aus Ilmenau, der seine Hilfe auch für diesen Sommer angeboten hat.

Zum Glück waren die Autos, die in der Garage standen, rechtzeitig weggebracht worden. „Das hätte die Versicherung nicht bezahlt“, weiß Peter Wiedemann. Der 60-Jährige trauert vor allem seinen selbst gemalten Bildern und Familienfotos nach, die nicht gerettet werden konnten. „Da hängen ja Erinnerungen dran“, sagt er.

Hat die Familie je daran gedacht, wegzuziehen? „Dies alles aufzugeben, das stand für uns nie in Frage“, sagt Doris Wiedemann. Obwohl die Angst bleibt, dass sich alles einmal wiederholen könnte.