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Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Studierende arbeiten an Hochwasserschutz

Von Frauke Holz 27.02.2016, 15:03
Die Studierenden haben ihre Projekte im Kloster Bernburg unter Beisein ihrer Betreuer präsentiert.
Die Studierenden haben ihre Projekte im Kloster Bernburg unter Beisein ihrer Betreuer präsentiert. Engelbert Pülicher

Bernburg - Die Elbe ist das verbindende Glied zwischen Jessica Bornstedt und ihrer tschechischen Projektpartnerin. Das scheint naheliegend, schließlich entspringt der Strom in Tschechien und fließt durch Deutschland, ehe er in die Nordsee mündet. Auch ein Thema für das gemeinsame Projekt war schnell gefunden - Hochwasserschutz - und damit einhergehend die Frage: Sind Menschen bereit, für Schutzmaßnahmen zu zahlen?

Unter dem Begriff „Ökosystemdienstleistungen“ versteht man die Leistungen, die von der Natur erbracht und vom Menschen genutzt werden. Zu unterscheiden sind dabei sogenannte:

Unterstützende Leistungen (Basisleistungen): Bodenbildung, Nährstoffkreislauf

Bereitstellende Leistungen (Versorgungsleistungen): Nahrung, Baumaterial (Holz)

Regulierende Leistungen: Erosionsschutz, Wasserqualität

Kulturelle Dienstleistungen: Tourismus, Erholung

Die Verfügbarkeit dieser Leistungen kann sich aufgrund von Umweltverschmutzung oder nicht nachhaltigem Handeln verschlechtern. Weltweit befinden sich laut einer von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Studie 60 Prozent der untersuchten Ökosystemdienstleistungen in einem Zustand von Degradation oder nicht nachhaltiger Nutzung. (fho)

Diesbezüglich haben die Studentinnen Einwohner zweier Elbe-Städte befragt - Jessica Bornstedt in Schönebeck, ihre Partnerin in einem tschechischen Ort. Und obwohl es sich lediglich um eine Stichprobe handelt, ist das Ergebnis eindeutig. „Der Großteil ist nicht bereit, dafür zu zahlen“, fasst Jessica Bornstedt zusammen. Zudem sollen nach Meinung der Befragten nur diejenigen zur Kasse gebeten werden, die unmittelbar betroffen sind. Dennoch wünscht sich die Mehrheit, bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen einbezogen zu werden. Und: „Viele sind bereit, im Falle einer Flut zu helfen.“

Ihre Ergebnisse haben sie via Skype und E-Mails ausgetauscht. Denn während Jessica Bornstedt in Bernburg im dritten Bachelor-Semester Naturschutz und Landschaftsplanung studiert, besucht ihre Partnerin die Jan-Evangelista-Purkyne-Universität im tschechischen Ústí nad Labem. Dort fand im vergangenen Oktober die Auftaktveranstaltung für das deutsch-tschechische Studienprojekt statt, welches am Donnerstag und Freitag seinen Abschluss in Bernburg gefunden hat. Neben den Präsentationen der vier Projekte standen auch eine Stadtführung sowie eine Exkursion in das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ auf dem Programm.

Diesmal hatten sich acht Bernburger und sechs Tschechen daran beteiligen. Und das zum nunmehr dritten Mal wie Matthias Pietsch, der mit Michael Makala seitens der Hochschule Anhalt das Projekt organisiert, berichtet. „Es besteht schon ein größerer Aufwand als bei anderen Projekten“, weiß er. Nicht zuletzt, weil die Studierenden in das jeweilige Nachbarland reisen müssen und sich darüber hinaus nur in Englisch verständigen können. „Das ist für einige eine Hemmschwelle“, so Pietsch. Andere wiederum sehen darin eine durchaus zu bewältigende Herausforderung. So wie Miriam Reichelt und Regina Neufeld, die sich bewusst für die Teilnahme entschieden haben. „Für uns war der Antrieb, mit Studenten einer ausländischen Hochschule zusammen arbeiten zu können“, beschreibt Miriam Reichelt, die etwas traurig ist, da sich ihre tschechische Partnerin kurzfristig aus dem Projekt zurückziehen musste. So hat sie sich alleine mit Regina Neufeld dem Thema Erosion in einem ausgewählten Bereich des Osterzgebirges gewidmet und ermittelt, welche Kosten durch Bodenabtrag entstehen, beispielsweise wenn Düngemittel in angrenzende Gewässer gelangen oder Straßen mit Erde überflutet werden. „Viele Probleme und hohe Kosten entstehen, wenn alle Faktoren zusammenkommen“, sagt Regina Neufeld und meint Regenmenge, Gefälle, Boden- sowie Nutzungsart. Mögliche Lösungen: Landwirtschaftsflächen in Grünland umwandeln oder den Zwischenfruchtanbau auf sonst brachliegenden Feldern anregen. Etwas, das heutzutage noch viel zu selten praktiziert werde, so das Fazit. (mz)